Dieses Theaterstück entstand aus dem Zusammenspiel der Bleistift- und Kohlearbeiten des südafrikanischen Künstlers William Kentridge (Johannesburg 1954) und dem Marionettenspiel der mehrfach ausgezeichneten Handspring Puppet Company aus Kapstadt. Bereits 1970 kam William Kentridge mit dem Stück Woyzeck in Kontakt, und somit mit seinem Protagonisten, einer komplexen und tragischen Figur, Musterbeispiel für einen von der Maschinerie der Macht zerquetschten Mann. Seine Begegnung mit der Handspring Puppet Company hat Kentridges Blick auf die Möglichkeiten des Puppenspiels gelenkt: „Ich wollte in einem Bereich arbeiten, in dem sich Performance und Zeichnung vermischen, um zu versuchen ob es möglich ist, emotionale Tiefe und Gewicht ohne die Mimik eines menschlichen Gesichtes zu erzeugen.“WoyzeckBüchners Woyzeck war ein deutscher Soldat im 19. Jahrhundert. In der Version von Kentridge ist Woyzeck ein migrierter Arbeiter in einer kargen Industrielandschaft um Johannesburg. „Über Jahre hinweg wollte ich etwas mit dem Stück machen, auch weil ich fand, dass die Qual und Verzweiflung dieses Textes von Büchner nicht unbedingt den Kontext von Deutschland im 19. Jahrhundert braucht. Ähnliche Umstände herrschen auch im heutigen Südafrika vor und so könnte das Stück auch mit einem lokalen Bezug funktionieren.“ So kam es, dass die Eifersucht, der Mord und der Kampf eines Einzelnen gegen eine gleichgültige Gesellschaft zu den Protagonisten der Geschichte werden. Auf der Bühne, wo das stumme Wesen der Körper und Hände der Marionettenspieler nur angedeutet wird, vereint sich der „magische Tanz“ der Marionetten mit der poetischen und archaischen Welt der Bilder von Kentridge, gezeichnet mit Kohle. Das Resultat ist ein dreidimensionaler und vielfältiger Raum, in dem die Bewegung der Handpuppen absolut transparent ist. Und doch, auch wer mit eigenen Augen die offensichtlich künstlichen Bewegungen der Handpuppen sieht, glaubt trotzdem, dass den Puppen ein Wille und eine Autonomie innewohnt. Workshop „The Hidden Life“Am 23. und 24. September bieten das Museion und Transart außerdem eine besondere Gelegenheit, um die Arbeit der Puppenspieler näher kennen zu lernen: Einen zweitägigen Workshop mit dem Titel „The Hidden Life“ für Puppenspieler, Schauspieler, Regisseure und Liebhaber.