Mit diesem Stück bieten David Pountney (Libretto) und Wolfgang Mitterer (Musik) einen neuen Blick auf die Geschichte des Jungen, der nie erwachsen werden wollte.<BR /><BR /><b>Vor 30 Jahren haben Sie mit der „Waldmusik“ die konservative Tiroler Kulturszene gehörig aufgemischt. Die Uraufführung im Sägewerk, während der Villgratener Kulturwiese, hatte was Opernhaftes an sich, Gewitter, dramatischer Gesang. Den Hang zur Oper gibt es schon lange?</b><BR />Wolfgang Mitterer: Das war für uns alle etwas Besonderes damals. Allein das Verstecken der großen, schweren Lautsprecher im Wald rund um das Sägewerk. Damals haben wir außerdem öfters mit Andreas Schett von den Franui Libretti gemacht für Opern ohne Text; Musik und Bilder haben ein kleines Drama ergeben. <BR /><BR /><b>Und Sie selbst waren als Musiker immer aktiv dabei. Die Uraufführung ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz anderes, außerdem sind Sie als Musiker nicht Akteur. Ungewohnt? </b><BR />Mitterer: Ich habe gelernt, dass es nicht unangenehm ist, im Studio eine Partitur zu produzieren und sie zu verschicken. Man muss nicht mehr an einen Aufführungsort fahren, weil alles in der Partitur steht. Die musikalische Leitung hier macht es super. Ich bin nur zur ersten Orchesterprobe hergefahren und habe den Ausführenden gezeigt, wie man die Elektronik bedient.<BR />Wenn ich selbst mitspiele und die Löcher stopfe, die die Komposition lässt, ist das ein eigener Reiz, eine andere Welt, Stilwechsel.<BR /><BR /><b>Wie haben Sie die Entscheidung für den musikalischen Stil von „Peter Pan“ getroffen?</b><BR />Mitterer: Das Libretto entscheidet. <BR /><BR /><b>Das in diesem Fall keine besonders freundliche Welt beschreibt…</b><BR />Mitterer: Auch die Geschichte des Autors J. M. Barrie, von der sich der Librettist inspirieren ließ, ist keine freundliche. Das sind arme Kinder, die sich hinten und vorn nicht auskennen, die von ihren Eltern viel zu wenig geliebt werden und das in ihren Beziehungen untereinander widerspiegeln. Das hat der Librettist sehr gut gemacht. Wobei Wendy bei uns recht gut wegkommt, während Peter Pan nicht weiß, für wen er sich entscheiden soll. <BR /><BR /><b>Diese Protagonisten erhalten dann von Ihnen die musikalische Charakterisierung?</b><BR />Mitterer: Genau. Als erstes legt man die Stimmlagen fest; Tinkerbell muss zum Beispiel sehr hoch singen können, Hook sollte ein tiefer Bariton sein; in Summe muss es zwischen den Stimmen ein Gleichgewicht geben. Und dann das Libretto hernehmen und auf geht’s. Möglichst nicht mehr aufschauen und durch!<BR /><BR /><b>…hinein in die Abgründe…</b><BR />Mitterer: Das Abgründige liegt mir eh recht gut. Ich glaub aber, dass in dieser aberwitzigen Geschichte, die ganz aberwitzig erzählt wird, sogar so was wie Heiterkeit steckt. Vorausgesetzt, man mag den Stil und es gelingt einem hineinzukommen. <BR /><BR /><b>…keine typisch zeitgenössische Musik?</b><BR />Mitterer: Nein. Ich habe versucht, für die Lieder ein paar Melodien herauszumeißeln, außerdem braucht es für die jungen Leute auf der Bühne und im Publikum Rhythmen, die einen Drive hineinbringen. <BR /><BR /><b>Könnte es sein, dass Peter Pan in das Repertoire des einen oder anderen Opernhauses aufgenommen wird?</b>Mitterer: Ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird.<BR /><BR /><b>Weil es Uraufführungen generell schwer haben?</b><BR />Mitterer: Es hängt vom Land ab. In Frankreich gibt es zum Beispiel viele große Opernhäuser, die gut untereinander vernetzt sind und neue Produktionen übernehmen. Meine jüngste Oper Dafne, eine Madrigaloper, ist in Frankreich zuletzt 17-mal in 5 Opernhäusern gespielt worden. Österreich ist hingegen sehr klein und in Italien kenne ich die Situation kaum.<BR /><BR /><b>Im Herbst werden Sie auf der Musik-Biennale in Venedig ein eigenes Orgelwerk aufführen. Befindet sich also auch der Organist immer im Einsatz?</b><BR />Mitterer: Der Organist wird vor dem Komponisten in Pension gehen. Orgel spielen ist körperlich sehr anstrengend. Mit dem Älterwerden wird der Mensch langsamer und dann soll er’s lassen. <h3> Info</h3>Peter Pan - The Dark Side ist ein Auftragswerk der Stiftung Haydn mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung und des Österreichischen Kulturforums in Mailand. Die Oper ensteht in Koproduktion mit dem Tiroler Landestheater, unterstützt vom British Council. <a href="https://www.haydn.it/de/veranstaltungen/peter-pan-the-dark-side" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier erfahren Sie mehr.</a><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />