Wir haben mit den Veranstaltern Matthias Mayr, künstlerischer Leiter Konzertverein Bozen, und mit Peter Paul Kainrath, künstlerischer Leiter Busoni Klavierwettbewerb,über den Zustand des Saales gesprochen.<BR /><BR /><b>Der Konzertverein Bozen ist der älteste Musikverein Südtirols, dessen Konzerte werden im Saal des Konservatoriums aufgeführt. Sie haben als neuer künstlerischer Leiter für 2023 auch einige andere Orte vorgesehen wie etwa das Merkantilgebäude. Weichen Sie dorthin aus, auch weil der Saal in einem verheerenden Zustand ist?</b><BR />Matthias Mayr: Es gibt eine ganz besondere Nähe zwischen Konzertverein und Konservatorium. Dass ich in diesem Jahr und auch im Jahr 2024 „nach draußen“ gehe, hat zum einen den Grund, dass die Tätigkeit unseres Vereins für alle sichtbar sein soll. Es ist nicht eine Altstadt-Exklusivität, sondern der Konzertverein aller Bozner und Boznerinnen. Deshalb sind wir auch im Cristallo-Theater und im Waltherhaus, wie auch von ihnen erwähnt, im Merkantilgebäude und in der Franziskanerkirche. Zum anderen ist der Konzertsaal „Michelangeli“ und das ganze Konservatorium, für alle, für die Studenten, die Professoren und natürlich auch für die Konzertbesucher und -Besucherinnen eine Zumutung. Es ist zum Schämen! Ich spreche nicht nur von den zerrissenen Sitzen, die im schlimmsten Fall zusammenbrechen, sondern auch vom desolaten Zustand von Teppich, Heizung, Beleuchtung. Von den Toiletten sprech ich gar nicht, es ist einfach nur abscheulich! Jede Volks-, Mittel-, Musikschule am Land ist besser dran. Nur in Bozen erkennt man das Problem nicht!<BR /><BR /><b>Was sagen der Konzertverein und die renommierten Künstler und Ensembles, die in Konzertsälen auf der ganzen Welt auftreten, zu diesem erbärmlichen Saal, wo die Stühle quietschen…?</b><BR />Matthias Mayr: Man muss mit viel Fingerspitzengefühl und Vorbereitung die Künstler auf diesen Zusammenprall vorbereiten. Es ist einfach nur peinlich! Durch die traditionsreiche Zusammenarbeit zwischen Konservatorium und Konzertverein können wir den Saal unentgeltlich nutzen. Das ist aber für mich auch schon der einzige Grund, warum wir dort noch verweilen. Eine Frechheit ist auch, wieviel Geld für die Miete eines Haydn Auditoriums etwa verlangt wird. Das ist so teuer, dass wir uns ein Ausweichen schlichtweg nicht leisten können. Einziger Trost bleibt die Akustik in dem Saal! Das ist auch der Grund, warum der Saal zu renovieren, zu erhalten ist! Auch der zentrale Ort des Dominikanerplatzes wäre ganz hervorragend. Aber wo fließen die ganzen Gelder hin? Simples Bewusstsein, dass man was tun müsste, ist zu wenig. Mein Appell geht ganz klar in die Richtung der Politik, Stadt und vor allem Land, dem das Gebäude, wie ich weiß, gehört, endlich Taten folgen zu lassen und nicht über Neubauten vom Virgl bis zum Bahnhofsgelände zu diskutieren. Wir haben einen wunderbaren Ort, der Universität sein will. Also bitte, los, krempeln wir endlich die Ärmel hoch.<BR /><BR /><b>Herr Kainrath, alle 2 Jahre fanden die Vorentscheidungen des Busoni Klavierwettbewerbs im Konzertsaal des Konservatoriums statt. Der Busoni ist einer der 5 wichtigsten Klavierwettbewerbe der Welt mit internationalen Teilnehmern und internationalem Publikum. Was sagen Sie zum verheerenden Zustand des Saales?</b><BR />Peter Paul Kainrath: Wir haben Anfang 2020 nach 70 Jahren das Konservatorium als Austragungsort und Sitz des Wettbewerbes verlassen. Der Saal als auch die gesamte Gebäudlichkeit waren dem heimischen wie globalen Publikum, das den Livestream verfolgt, nicht mehr zumutbar. Hinzu kam die feindliche Haltung der Vorgängerdirektion gegenüber unserem Wettbewerb. Damals gab es meines Wissens ein spruchreifes Projekt, aber da hat wohl jemand verbrannte Erde hinterlassen. Jedenfalls würde sich das Konservatorium dringend gemäß seiner Bedeutung für die Musikausbildung als auch für die Konzertszene dieses Landes ein Gebäude verdienen, das es wieder zum pulsierenden Herzen des heimischen Musiklebens macht.<h3> Was die Konzertbesucher sagen</h3>„Du kaufst 2 nummerierte Plätze im Konzertsaal und siehst dann, dass du eigentlich gar nicht niedersitzen kannst, weil die Sitzpolster kaputt sind und abgenommen wurden. Aber die Vorstellung mit dem 'Mariani Klavierquartett' im Konzertsaal des Musikkonservatoriums in Bozen war ein richtiger Ohrenschmaus... Im Eintrittspreis inbegriffen, so der veranstaltende Konzertverein Bozen in den Begrüßungsworten, ist die Spannung, ob die einzelnen Sessel auch bis Konzertende halten werden. Die traurige Situation sei bekannt und seit langer Zeit den verantwortlichen Stellen und Politikern mitgeteilt worden. Bis heute ohne konkrete Verbesserung. Auch die Musiker blieben vom kränkelnden Inventar nicht verschont, der Stuhl des Violinisten musste während der Darbietung ausgetauscht werden“, das schreibt <b>Armin Kobler</b>, Vorstandsmitglied Freie Weinbauern Südtirol und aufmerksamer Konzertbesucher über den desolaten Zustand des Konzertsaals im Konservatorium. <h3> <b>Was Massimo Bessone sagt</b></h3>Vor 12 Jahren ist das Bauwerk im Zentrum von Bozen an das Land übergegangen und mindestens seit so vielen Jahren spricht man von einer Sanierung. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="853313_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Doch bis dato wurde nur diskutiert und der Ball hin- und hergereicht zwischen Land, Stadt, Denkmalamt und den Leuten vom Konservatorium selbst. Wir haben nun <b>Massimo Bessone</b>, Landesrat für Hochbau, Grundbuch, Kataster und Vermögen, der für die Immobilie Konservatorium zuständig ist, gefragt, ob er letzthin mal ein Konzert im Konservatorium besucht habe. <BR /><BR />„Nicht direkt“, meinte er, doch Mitte 2022 habe er das Haus inspiziert, und schon seit seinem Amtsantritt 2019 beschäftige er sich mit dem Verfall und der Restaurierung des Konservatoriums. „Zu Beginn hatte ich eine größere Sanierung vorgeschlagen, bei der auch der Haupteingang mit behindertengerechtem Zugang an die Vorderfront verlegt werden sollte. Doch dafür hätten die Geschäfte am Dominikanerplatz weichen müssen. Die Zustimmung von Seiten der Stadt blieb aus.“ Zudem hätten die Arbeiten erst durchgeführt werden können, nachdem für die Insassen des Konservatoriums andere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt worden wären. „Denn Musiklehre kann nicht in einem Haus, in dem mit Presslufthammer gearbeitet wird, stattfinden“, ist Bessone überzeugt. Die Umsiedlung wurde letztendlich von den Verantwortlichen des Konservatoriums abgelehnt. „Man hänge am Saal, sagte man mir.“ <BR /><BR />Danach habe man eine weniger aufwändige Sanierung, sprich Restaurierung des Saales, der Wände und der Fenster angedacht. „Doch auch diese gestaltet sich, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sehr kompliziert“, erklärt der Landesrat. Jetzt sei ein Projekt entworfen worden, das er bald dem Direktor des Konservatoriums Giacomo Fornari und dem Präsidenten Hermann Berger vorlegen und mit ihnen deren Bedürfnisse durchzustudieren werde. Deshalb hoffe er nun sehr, dass Ende 2023, bzw., 2024 mit den Arbeiten am Saal begonnen werden könne. <BR /><BR />Bis dahin, gebe es keine andere Möglichkeit, auch nur kleine Sanierungsarbeiten durchzuführen, gerade auch wegen der vielen juridischen Auflagen, die eine Sanierung mit sich bringe, meinte Bessone auf unsere Frage, ob man nicht zumindest die Sessel im Saal austauschen könne. <BR /><BR />Nun, liebe Konzertbesucher, hoffen wir auf 2024, bis dahin kaufen Sie sich einen Klappstuhl, darauf sitzen Sie sicher!<BR /><BR /><BR />