Strom, Gas, Lebensmittel – alles wird teurer, und dann steht auch noch der Job auf der Kippe. In der Obstgenossenschaft Melix stehen Umstrukturierungen an, die voraussichtlich 60 Mitarbeiter den Arbeitsplatz kosten werden.<BR /><BR />„Die Mitgliedervollversammlung muss der Entscheidung des Verwaltungsrates noch zustimmen. Sie ist für Mitte April angesetzt. Aber ich gehe schon davon aus, dass sie genehmigt wird“, sagt Melix-Obmann Johann Gasser. Mit der frühen Information der Gewerkschaften habe man den gesetzlichen Gegebenheiten Rechnung getragen.<BR /><BR /><BR />Für Thomas Ferrazin, den Fachsekretär für Landwirtschaft und Nahrungsmittel im Gewerkschaftsbund ASGB, ist der Prozess der Umstrukturierung mit Personalabbau, der am 16. März beim Arbeitsinspektorat hinterlegt wurde, bereits eingeleitet.<BR /><BR /><BR />„Mit Ende der Erntesaison 2021, dem 29. Juli, wird die Produktion in der Obstgenossenschaft Melix eingestellt“, berichtet Ferrazin auf Anfrage. Das Sortieren und Verpacken der Äpfel werde künftig über die Obsterzeugergenossenschaften Kurmark-Unifrut in Margreid und Roen in Kaltern abgewickelt. <BR /><BR />Laut Ferrazin werden damit voraussichtlich 60 Melix-Mitarbeiter, davon 40 Saisonarbeiter (großteils Frauen) sowie 20 Fixarbeiter und Angestellte, ihren Arbeitsplatz verlieren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="752306_image" /></div> <BR /><BR />Die Lagerung, die Warenvermittlung, das Detailgeschäft und das Mitgliederwesen werden in Brixen bleiben. Wie viele Mitarbeiter es dafür noch brauchen wird, ist laut Ferrazin noch Gegenstand der Diskussion: „Zwischen 13 und 15 Personen“.<BR /><BR /><Fett>Bereits Sitzung zwischen Betriebsführung und Gewerkschaften</Fett><BR /><BR />2 Sitzungen zwischen Betriebsführung und Gewerkschaftsvertretern hat es bereits gegeben. „Am Dienstag ist eine Betriebsversammlung angesetzt, am Mittwoch eine Sitzung zum Sozialplan“, erklärt Ferrazin.<BR /><BR /> Er zielt darauf ab, Mitarbeitern in anderen Betrieben eine Beschäftigung zu beschaffen, zu schauen, ob welche von den Genossenschaften im Unterland übernommen werden könnten. <BR /><BR /><Fett>Entschädigung wird Thema sein</Fett><BR /><BR />Thema sein wird laut Ferrazin auch eine „Art Entschädigung“, mit der die ersten Monate nach der Entlassung überbrückt werden könnten.<BR /><BR /><Fett>Andere Eisacktaler Firmen wollen Mitarbeiter übernehmen</Fett><BR /><BR />Viele Saisonkräfte haben laut Ferrazin eine niedrige berufliche Qualifizierung. Für sie sei es nicht leicht eine andere äquivalente Arbeit zu finden, auch wenn gar einige Eisacktaler Firmen mitgeteilt hätten, Mitarbeiter übernehmen zu wollen. <BR /><BR />In einem Gespräch bezieht Melix-Obmann Johann Gasser Stellung zu der Umstrukturierung.<BR /><BR /><BR /><Fett>Herr Gasser, warum will die Obstgenossenschaft mit der Ernte 2022 die Sortierung ihrer Äpfel auslagern?</Fett><BR />Johann Gasser: Die Gründe sind vielfältig. Durch die Umstellung auf neue Apfelsorten ist die Erntemenge pro Hektar geringer geworden. Unsere Erntemenge ist unter 3000 Waggons gefallen. <BR />Zudem wäre in den nächsten 5, 6 Jahren die Sortieranlage zu erneuern, 6 bis 7 Millionen Euro müssten investiert werden. Mit der Ernte 2022 startet weiters das Konzept VOG 2.2, das unter anderem eine zentrale Vermarktung aller Äpfel durch die VOG-Zentrale in Terlan vorsieht. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="752309_image" /></div> <BR /><Fett>Was hat das mit der Sortierung und Verpackung zu tun?</Fett><BR />Gasser: Laut VOG 2.2 sollen die Verarbeitung und Verpackung der Äpfel in 4 bis 5 Packzentren zusammengeführt werden: mit je einer Menge um die 10.000 Waggons, um rationell gut zu arbeiten. <BR />Wir sind eine der kleinsten Genossenschaften im VOG-Einzugsgebiet und die abgelegenste, was ein immer größeres Hindernis für Kunden und Zulieferer wird, bis nach Vahrn zu fahren.<BR /><BR /><BR /><BR /><Fett>Und da wären auch noch die steigenden Energiekosten.</Fett><BR />Gasser: Ja, wir haben mit gewaltigen Preissteigerungen zu kämpfen: sei es beim Bauern draußen, wie bei den Gebrauchsprodukten in der Melix. Die Kosten für Pflanzenschutzmittel, Betonsäulen, Kartone sind um 50 bis 60 Prozent gestiegen. Alles zusammen hat den Verwaltungsrat zu der Entscheidung veranlasst, sich einen Partner zu suchen. <BR />Die Obstgenossenschaften Kurmark-Unifrut und Roen haben die Kapazitäten, unsere Äpfel mit zu verarbeiten. Die Erntemenge 3er Genossenschaften wird künftig über 2 Arbeitsräume verarbeitet.<BR /><BR /><BR /><Fett>Damit verlieren rund 60 Mitarbeiter ihre Arbeitsstelle?</Fett><BR />Gasser: Wir haben die Gewerkschaften noch vor dem definitiven Beschluss informiert, um uns an die gesetzlichen Gegebenheiten zu halten. Es gab auch schon erste Treffen. Die Saisonkräfte im Arbeitsraum werden freigestellt. Wir sind dabei, einen Sozialplan aufzustellen. <BR />Wir sind stark bemüht, dass alle Mitarbeiter irgendwo anders einen Posten kriegen. Gott sei Dank sind momentan im Eisacktal viele Arbeitsstellen frei. <BR /><BR /><Fett>Mitglieder haben das letzte Wort</Fett><BR /><BR /><BR /><Fett>Was sagen die Mitglieder?</Fett><BR />Gasser: Die Mitgliederversammlung findet Mitte April statt. Ich gehe davon aus, dass sie den Beschluss des Verwaltungsrates so mittragen wird. Natürlich gibt es auch unter den Mitgliedern Diskussionen. Das letzte Wort aber haben sie.<BR /><BR /><Fett>Sortierung und Verpackung wird ausgelagert</Fett><BR /><BR /><Fett>Was bleibt am Standort in Vahrn? Und was ändert sich für die Mitglieder?</Fett><BR />Gasser: Für den Bauer bleibt alles gleich. Die Anlieferung, das Detailgeschäft, die Warenvermittlung und die ganze Lagerung bleiben. Nur ab dem Moment, in dem die Kiste auf die Sortieranlage käme, wird diese auf einen Lkw geladen und in einen anderen Betrieb geführt: <BR />Die Sortierung und Verpackung wird ausgelagert. Gleiches geschieht schon länger mit den im Eisacktal produzierten Bioäpfeln. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="752312_image" /></div> <BR /><BR /><Fett>Die Melix hat in den vergangenen 10 Jahren ihre Lagerhallen erweitert. Was ist jetzt damit?</Fett> <BR />Gasser: Vor der Erweiterung haben wir eine Erhebung gemacht, wir haben nicht ins Blinde geplant. Damals sind wir von einer künftigen Produktionsmenge von 4000 bis 5000 Waggons ausgegangen. Ab dem Jahr 2014, als alles fertig war, kamen 5 Jahre mit katastrophalen Witterungseinflüssen und schlechten Ernten. Das Jahr 2020 war gut, 2021 wieder durchwachsen. Ich unterstreiche: Es geht um die Zukunft der Melix, nicht um deren Vergangenheit – und um die Sicherung der Existenzen der Landwirte. Darum ist diese Entscheidung unabdingbar.<BR /><BR />