In Sozialen Medien versuchen User derzeit gegen die EU-Verordnung zu mobilisieren. Zu Recht?<BR /><BR /><BR />Ab dem Jahr 2022 dürften in der Tattoo-Branche wichtige Farben nicht mehr vorhanden sein. Grund dafür ist eine Verordnung der EU, gewisse Inhaltsstoffe zu reglementieren, da sie nicht der Chemikalienverordnung „REACH“ entsprechen. Sie soll kommendes Jahr in Kraft treten.<BR /><BR />Insgesamt seien laut European Chemicals Agency (ECHA) etwa 4000 chemische Substanzen betroffen, deren Verwendung ab 4. Jänner 2022 eingeschränkt wird. Davon gebe es lediglich für die Pigmente „Blau 15:3“ und „Grün7“ derzeit keine „adäquate“ Alternative. Deswegen erhielten diese Farben einen längeren Übergangszeitraum bis 4. Jänner 2023. Die EU beteuerte, bei ihren Überlegungen die Verfügbarkeit sicherer Alternativen, sozioökonomische Auswirkungen einer Restriktion der betroffenen Substanzen und mögliche Änderungen der Versorgungskette und des Preises miteinbezogen zu haben.<BR /><BR /><b>Viele Farben verschwinden</b><BR /><BR />Laut dem deutschen Tattoo-Bundesverband wären zwei Drittel aller Tattoo-Farben am Markt alleine durch das Verbot der beiden Pigmente betroffen. Darauf verweist auch die Österreichische Tätowierer und Piercer Vereinigung (ÖTPV) in einem Facebook-Posting. Die Tattoo-Webseite „feelfarbig“ erklärt ebenfalls, dass dadurch zwar zahlreiche Farben aus dem Sortiment verschwinden würden, aber nicht von einem Verlust aller Farben gesprochen werden könne.<BR /><BR />Die Tattoo-Szene könnte dennoch zu Beginn des kommenden Jahres aufgrund von Umstellungen, Anpassungen und Lieferengpässen zu kämpfen haben. Der Verein Deutsche Organisierte Tätowierer (DOT) berichtet etwa davon, dass es vielen Herstellern noch nicht gelungen ist, die in Zukunft verbotenen Inhaltsstoffe durch andere zu ersetzen. Man habe bisher ungenügende Informationen erhalten, wann mit Alternativen gerechnet werden kann.<BR /><BR /><b>Warten auf neue Farben</b><BR /><BR />„Inwiefern Hersteller ab Jänner REACH-konforme Alternativen für andere Farben anbieten können, ist noch gänzlich unbekannt. Derzeit sieht es so aus, als könnte nur ein Hersteller bis dahin EU-konforme Farben herstellen“, erklärte Mark Neubauer, Fachgruppenvertreter der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Es sei gut möglich, dass es einige Zeit dauern könnte, bis wieder geeignete Farben zur Verfügung stehen.<BR /><BR />Hersteller von Tattoofarben hätten laut Neubauer große Probleme damit, geeignete REACH-konforme Alternativen zu erzeugen. Diese müssten dann durch das Bewertungsverfahren für den Verbraucherschutz RAPEX geprüft werden. „In Österreich gibt es nur einen Hersteller, der REACH-konforme Farben für Schwarz und Weiß herstellen kann“, so der Fachgruppensprecher.<BR /><BR />Bei diesem Unternehmen handelt es sich um den steirischen Hersteller „I AM INK“. Dort bestätigte man die Sorgen. „Wie beschrieben fallen, wenn wir rein nur die Tatsache der Pigmentverbote betrachten, im Jänner 2023 nicht weniger als 66 Prozent der Farben weg. Tatsache jedoch ist, dass die Zusammensetzung der Farben im Hier und Jetzt nahezu 100 Prozent noncompliant zur REACH sind und somit gar keine Farbe in diesem Sinne überbleibt. Schwarz und Weiß sind derzeit nur unter erhöhtem Aufwand konform herzustellen“, erklärte Chemieingenieur Michael Dirks, der nach eigenen Angaben bereits seit 2006 im Bereich der Tattoomittel aktiv ist.<BR /><BR /><b>Große Probleme</b><BR /><BR />Laut einigen Herstellern gebe es bereits konforme Farben. Ob dies der Wahrheit entspricht, werde sich mit der Zeit zeigen, so Dirks. Er selbst glaube gemäß der Inhaltstoffe nicht an eine Konformität. Dirks ist zugleich Vorstandsmitglied der European Society of Tattoo and Pigment Research und führt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen derzeit eine Petition gegen die EU-Verordnung an.<BR /><BR />Damit lautet das Fazit des Faktenchecks der Nachrichtenagentur APA: Tatsächlich könnten farbige Tattoos durch die neuen Bestimmungen ab dem kommenden Jahr vorerst nicht möglich sein. Auch wenn die EU-Verordnung nicht konkret Farben verbietet, können gängige Tattoo-Farben durch die neuen erlaubten Richtwerte und Obergrenzen für Inhaltsstoffe ab Anfang 2022 vorerst nicht verwendet werden. Hersteller haben derzeit große Probleme, geeignete Alternativen zu produzieren.<BR />