Dr. Widmann versucht erst gar nicht, die Situation schön zu reden: Wie generell die junge Generation achte auch der medizinische Nachwuchs auf eine ,Life-Work-Balance„. „Als öffentliche Medizin müssen wir aber bestimmte Leistungen an 24 Stunden an allen Tagen des Jahres gewährleisten. Das bedeutet Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste“, erläutert Dr. Widmann. Und dem würden viele eben schon bei der Wahl der Fachrichtung ausstellen. Entgegensteuern könne man dem, „wenn man für diese Dienste gutes Geld zahlt“ und „neue attraktive Dienstmodelle schafft“. Von selbst, sagt Dr. Widmann, werden sich die problematischen Bereiche jedenfalls nicht lösen. Im Gegenteil, denn die Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation stehe zusätzlich vor der Tür. <BR /><BR />Auf eine Kombination aus guter Bezahlung, genug Freizeit bzw. den eigenen Bedürfnissen entsprechenden Arbeitszeiten setzen auch die 130 Vertragsärzte, die ihre Dienste dem Betrieb außerhalb langfristiger fester Arbeitsverhältnisse anbieten. Rund 15 weitere bieten gar nur vereinzelte Dienstleistungen an. „Der Anteil ist nicht besorgniserregend und eigentlich auch seit Jahren stabil“, beruhigt Dr. Widmann. Schließlich stehen diesen 1482 festangestellte Ärzte im Sanitätsbetrieb gegenüber, womit der Anteil der Vertragsärzte bei rund 6 Prozent liege. Verglichen werden dabei „Köpfe“. Vergleicht man Vollzeitstellen kommen auf 1300 Betriebsärzte 80 Vertragsärzte. Positiv stimmen ihn die aktuell über 200 Facharzt-Auszubildenden im Sanitätsbetrieb. „Das ist ein schöner Erfolg“, freut sich Dr. Widmann. <BR /><BR />Bleibt die Frage, wie viele man davon langfristig an Südtirol binden kann. Und da ist Südtirol in einer ungünstigen Situation. Neben der zusätzlichen Anforderung der Zweisprachigkeit ist auch die Konkurrenz besonders groß. „Wir konkurrieren nicht nur mit anderen Sanitätsbetrieben innerhalb des Staatsgebietes, sondern eben auch mit dem – deutschsprachigen – Ausland. Und da sind die Rahmenbedingungen vielfach besser“, sagt Ärztegewerkschafter Dr. Ivano Simioni (BSK/VSK). Das beginne beim Gehalt – „hier stehen wir gerade in Verhandlung, da kann der Betrieb die Stellschrauben jetzt verändern“. Doch auch die Lebenshaltungskosten, insbesondere die Wohnkosten, spielen laut Dr. Simioni für die Stellenwahl potenzieller Bewerber eine Rolle. Andernorts biete man ganze Pakete von Zusatzleistungen wie etwa Hilfe bei der Wohnungssuche oder gar Dienstwohnungen an, bessere Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Ähnliches. <BR />„In Südtirol hatte man zu lange die Einstellung, Berge und sauberes Wasser sind Anreiz genug – und hat verspätet begriffen, dass das nicht reicht“, so Dr. Simioni. Er wünscht sich von der Politik mehr „vorausschauende Planung“, derzeit reagiere man auf Notstände.