„Fodom konnte sich aufgrund der Angliederung an die Provinz Belluno nicht so weiterentwickeln wie die Ladiner in Südtirol“, sagt Luciana Palla.<BR /><BR />„Auch wenn dank des österreichischen Grundkatasters die Organisation der Höfe in Buchenstein eine einigermaßen stabile Lebensgrundlage für die verschiedenen Bauernfamilien darstellte, kam es bis in die 1930er Jahre vor allem zu Arbeitsaufenthalten von Minderjährigen im nahegelegenen Pustertal und in Gröden. Die Familien schickten sie zum Beispiel ins Pustertal, um die deutsche Sprache zu erlernen oder nach Gröden zur Holzverarbeitung. Einige blieben dann dort, wie auch der Ursprung aus Fodom von einigen Nachnamen in Gröden belegt“, erläutert die Historikerin Luciana Palla. Die Minderjährigen wurden aber vor allem auch aus mangelnden Ressourcen in die nahegelegenen Täler geschickt, wobei sie teilweise schlecht bezahlt wurden und sehr schweren Arbeiten nachgehen mussten, sagt sie. <BR /><BR /><b>Abwanderung häufig aus finanziellen Gründen</b><BR /><BR />Neben der Abwanderung in die nahegelegenen Täler gab es im 20. Jahrhundert auch zahlreiche Erwachsene, die häufig aus finanziellen Gründen auswanderten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war vor allem Australien ein beliebtes Zielland.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="651653_image" /></div> <BR /><BR /> Es gibt deshalb eine reichhaltige Dokumentation, vor allem Fotos, Briefe und mündliche Zeugnisse, von Abwanderungsbewegungen nach Australien. „Auch wenn die Personen auf den Fotos meistens lächeln und schön gekleidet sind, so erzählen sie in den Briefen, die sie nach Hause schicken, von den schwierigen Arbeitsbedingungen, den Verletzungen und den geringen Löhnen vor Ort“, sagt Palla. <BR /><BR /><embed id="dtext86-49315381_quote" /><BR /><BR />Auch wurden die Zugewanderten mit Vorurteilen und Diskriminierungen der einheimischen Bevölkerung konfrontiert, die durch die billige Arbeitskraft aus Europa einen Wertverlust ihrer eigenen Löhne befürchtete. „Vereinzelt gibt es natürlich auch Erfolgsgeschichten, sowie leider auch tödliche Verletzungen bei der Arbeit“, berichtet Palla. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="651656_image" /></div> <BR />Neben Australien wanderten die Ladiner aus Fodom auch nach Argentinien aus. In einem Brief aus dem Jahre 1924 schildert zum Beispiel Luigi Bernardi aus El Palomar seinem Bruder die harten Lebensbedingungen in Argentinien und beendet den Brief mit dem Satz: „Sei mir nicht böse, wenn ich dir die Bedingungen schildere - wenn du nachkommen willst, bin ich froh. Aber dieses Land heißt Argentinien und ist nicht Australien“. <BR /><BR /><b>Das Thema bleibt aktuell</b><BR /><BR />Das Thema bleibt, wenn auch in anderen Formen, derzeit sehr aktuell. „Die Fraktionen der ladinischen Gemeinden im Fodom sind immer mehr von Abwanderung bedroht und es gibt, außer dem Tourismus, fast keine soliden Wirtschaftskreisläufe vor Ort“, sagt Palla. „Jugendliche, die studiert haben, ziehen aus Arbeitsgründe weg. Fodom konnte sich aufgrund der Angliederung an die Provinz Belluno nicht so weiterentwickeln wie die Ladiner in Südtirol“, resümiert Palla. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="651659_image" /></div> <BR /><BR />Diese Entwicklung der Auswanderung der Ladiner aus den 2 Ortschaften ist der Schwerpunkt des neuen Buches „Emigrazione dalle Dolomiti nel corso del Novecento“ der Historikerin Luciana Palla. Die neue Publikation gibt anhand eines breiten Spektrums an dokumentieren Berichten einen guten Überblick über die Entwicklung der Auswanderungsbewegungen der Ladiner aus Fodom und vergleicht sie mit einem ähnlichen Dort, Rocca Pietore, im Agordino.<BR /><BR /><b>Das Buch „Emigrazione dalle Dolomiti nel corso del Novecento“ ist in den Athesia Buchhandlungen sowie auf Nachfrage bei den ladinischen Kulturinstituten „Micurá de Rü“ in San Martin/St. Martin, „Cesa de Jan“ in Col/Buchenstein sowie beim Sitz der „Bellunesi nel Mondo“ in Belluno erhältlich. Zusammen mit dem Buch gibt es auch Videomaterial und zwar vier Interviews von 2 älteren Bewohnerinnen aus Col und jeweils einer Bewohnerin aus Fodom und Rocca Pietore.</b><BR />