Was ging Reinhold Messner durch den Kopf, als er vor 30 Jahren das erste Mal an der Fundstelle den Ötzi vor sich sah? <BR /><BR /><BR />Am 19. September 1991 entdeckten Erika und Helmut Simon aus Nürnberg eine Leiche am Tisenjoch. Sie ahnten nicht, dass ihr Zufallsfund die Wissenschaftler zwingen wird, die Ur- und Frühgeschichte umzuschreiben. <BR /><BR />30 Jahre danach fanden im Schnalstal und im Ötztal Veranstaltungen mit Zeitzeugen statt. Der schon 30 Jahre zurückliegende Sensationsfund veranlasste das Archäologiemuseum, den ArcheoParc und den Tourismusverein Schnalstal, ein Zeitzeugentreffen zu organisieren. Ein besonderer Zeitzeuge, der Extrembergsteiger Reinhold Messner, stellte dazu einen besonderen Ort zur Verfügung, nämlich Schloss Juval am Eingang des Schnalstales. <BR /><BR />Walter Zerpelloni, der Präsident des Tourismusvereines Schnalstal, musste die angekündigte „Ötzifinderin“ Erika Simon entschuldigen. Die Ärzte hätten von der Reise abgeraten. <BR /><BR /><BR /><b>„Kein toter Mensch, sondern ein Objekt“</b><BR /><BR /><BR />Nach dem Ehepaar Simon war der Extrembergsteiger Reinhold Messner einer der ersten, der auf seiner Tour „Rund um Südtirol“ gemeinsam mit Hans Kammerlander an der Fundstelle vorbei kam. „Ich habe sofort erkannt, dass es kein Bergsteiger sein kann“, sagte Messner. Er habe geahnt, dass die Leiche einige 1000 Jahre alt sein könnte. „Ich hatte nicht das Gefühl, einen toten Menschen vor mir zu haben, sondern ein Objekt.“<BR /><BR />Er sei überzeugt gewesen, dass es sich um eine „archäologische Mumie“ handle, betonte Messner. „Eine herrliche Intuition, die sich bestätigt hatte“, wie der Innsbrucker Archäologe Walter Leitner feststellte. <BR /><BR /> Der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer erinnerte daran, dass der Fund im Schnalstal erst nach den Untersuchungsergebnissen in Innsbruck zum Tagesgespräch seiner Mitbürger geworden war. <BR /><BR /><BR /><b>Tauziehen um Ötzi</b><BR /><BR /><BR />Bei dem Treffen wurde auch ausführlich über das Tauziehen um Ötzi zwischen Tirol und Südtirol bzw. Österreich und Italien und die Diskussion um den Grenzverlauf gesprochen. Er habe sofort gemerkt, dass die Gletscherleiche auf Südtiroler Boden liege, betonte Reinhold Messner.<BR /><BR /> Der inzwischen pensionierte General der Finanzwache Giulio Piller hob die Verdienste von Silvano Del Bon, der in Schnals Mitglied der Bergrettung der Finanzwache war, und seines Kollegen Neno Ongaro von der Bergrettung der Finanzwache in Schlanders hervor. Sie hätten durch die Verbindungslinien von Grenzsteinen belegt, dass Ötzi 90 Meter und 60 Zentimeter auf Südtiroler Gebiet gefunden wurde. <BR /><BR />Walter Leitner, der seit 1998 auch Mitglied des archäologischen Fachbeirates des Archäologiemuseums Bozen ist und den „Mann im Eis“ seit der Überführung von Innsbruck nach Bozen begleitet, ging auf die vielen Forschungsfelder ein, die sich mit dem „Mann vom Tisenjoch“ eröffnet hätten. <BR /><BR /><b>Magenbakterien rekonstruieren</b><BR /><BR /><BR />Albert Zink, der Leiter des Instituts für Mumienforschung an der Eurac Research in Bozen, erläuterte Ötzis Konservierungszustand. Ein wichtiger Punkt sei die Rekonstruktion des Mikrobioms, nämlich der Gemeinschaft von Ötzis Magen-Darmbakterien. „Davon erwarten wir uns vor allem Informationen über Krankheiten“, sagte Zink. <BR /><BR /><BR />Ein ähnliches Zeitzeugentreffen wurde auch in Umhausen im Ötztal organisiert. Daran nahmen der Pathologe Eduard Egarter Vigl, der Gerichtsmediziner Othmar Gaber sowie auch Reinhold Messner und der Archäologe Walter Leitner teil.<BR /><BR /> Bei Ötzi handle es sich um ein Unikat, erklärte Leitner. „Noch nie zuvor hatten wir einen Menschen, der nach 5300 Jahren samt Ausrüstung und Bekleidung noch so gut erhalten war“, betonte der Archäologe. Durch Ötzi haben man heute ein viel klareres Bild über die Besiedelung der Alpen und wie früh diese schon begonnen hat, ergänzte Messner.<BR />