Auf einen Kaffee mit Herr und Frau Doktor - Panorama

An wen richtet sich das Café Med? Dr. Werner Beikircher: Zum Café Med kann prinzipiell jeder kommen, der eine konkrete medizinische Frage hat. Dr. Astrid Marsoner: Das können Patientinnen und Patienten sein, die ihren Befund nicht richtig verstanden haben. Vielleicht weil sie in dem Moment, als sie ihn erhalten haben, einfach überfordert waren und ihnen keine oder nicht die richtigen Fragen eingefallen sind. Wir Ärzte befinden uns im Krankenhaus sozusagen in unserer natürlichen Umgebung, während sich die Patientinnen und Patienten auf unvertrautem Terrain bewegen. Auch gelingt es nicht immer, sich auf die &bdquo;Sprache“ der Patientinnen und Patienten einzulassen, und umgekehrt finden diese nicht immer den Mut und die Worte, das anzumerken und einzufordern. Im Café Med fällt das vielfach leichter. Sollen Patientinnen und Patienten dann ihre Befunde und Krankengeschichten mitbringen? Dr. Beikircher: Es ist sogar Voraussetzung, dass alle fragerelevanten Befunde – also Laborproben, Diagnosen, bildgebende Befunde usw. – mitgebracht werden, weil wir vor Ort keine Diagnosen erstellen können. Dr. Marsoner: Es finden keine diagnostischen Maßnahmen statt und auch keine körperliche Untersuchung. Das Café Med ist ein Gesprächsangebot – mit Fachleuten auf Augenhöhe. Also keine Konkurrenz zu Hausarzt und Fachärzten in den Krankenhäusern? Dr. Beikircher: Nein, keineswegs. Das Café Med ist keine Konkurrenz zu Krankenhaus, Privatmedizin oder Hausarzt, sondern eine Ergänzung zum Gesundheitsdienst und hilft vielleicht auch, Wartezeiten auf Facharztvisiten zu verkürzen. Muss man sich anmelden? Dr. Beikircher: Nein, man kann einfach ins Restaurant &bdquo;Vegabula“ kommen. Es besteht aber keine Garantie, dass wir zu einem bestimmten Termin alle Fächer abdecken können und dass auch jeder drankommt. Welche Fachärzte am jeweiligen Termin anwesend sind, wird zuvor auf der Homepage der amm (Akademie Menschenmedizin) mitgeteilt. Dr. Marsoner: Die Anmeldung erfolgt gewissermaßen vor Ort. Dabei werden die Daten (Name und Problem) nur intern erfasst, da das Café Med für jedes Problem nur einmal in Anspruch genommen werden kann. Welche Ärztinnen und Ärzte sitzen im Café Med? Dr. Marsoner: Die entsprechenden Richtlinien sind im Handbuch der Akademie für Menschenmedizin festgelegt. Die Beratung erfolgt kostenlos. Dabei verpflichten sich die Ärzte, die Patienten und Patientinnen nicht in die eigenen Praxen abzuziehen, sich fachlich zu ajournieren und junge Kollegen zur Mitarbeit zu motivieren. In Bozen wurde das erste Café Med in Südtirol eröffnet, in Meran das zweite, jetzt in Bruneck. Wie viele Ärztinnen und Ärzte machen mit? Dr. Marsoner: Der Kollege Dr. Günther Ziernhöld hat die Initiative aus der Schweiz nach Südtirol gebracht, und betreut mit einem Pool von ca. 20 Ärztinnen und Ärzten das Café Med in Bozen und Meran. Dr. Werner Beikircher und ich fanden das Projekt sehr gut und möchten es nun auch in Bruneck etablieren. Bis jetzt haben sich 21 Kollegen und Kolleginnen zur Mitarbeit bereit erklärt. Warum machen das die Ärztinnen und Ärzte? Dr. Marsoner: Viele Kolleginnen und Kollegen, die aus dem aktiven Berufsleben weitgehend ausgeschieden sind, möchten weiterhin für Patientinnen und Patienten da sein und einen Dienst für die Gesellschaft verrichten. Dafür sind sie bereit, einen Teil ihrer frei gewordenen Zeit zur Verfügung zu stellen und ihre Expertise einzubringen. Ist das kostenlos für die Patientinnen und Patienten? Dr. Beikircher: Ja, die Beratung ist völlig kostenlos, nur den Kaffee muss jeder selber bezahlen. An jedem zweiten Donnerstag im Monat öffnet das Café Med im Restaurant &bdquo;Vegabula“ im 4. Stock des Rathausgebäudes in Bruneck. Von 14 bis 17 Uhr