Der etwas andere Jahresrückblick: Persönliche Erinnerungen und besondere Momente des ausklingenden Jahres 2021. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Günther Heidegger, <BR />Stellvertretender Chefredakteur der „Dolomiten“</b><BR /><BR />Der prägendste Moment für mich heuer war ein trauriger in der Familie. Nicht vergessen werde ich aber auch ein Video von Andrea Pizzini über einen jungen Mann, der an Covid19 erkrankt und auf der Intensivstation lange um sein Leben gekämpft hat. Das ging unter die Haut. Leider nicht bei allen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721094_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Ulrike Stubenruß<BR />Leiterin des Ressorts „Südtirol Allgemein“ der „Dolomiten“</b><BR /><BR />2021 war natürlich geprägt von Corona, aber dazu will ich jetzt gar nichts schreiben. Daneben werden mir 2 Momente von 2021 in Erinnerung bleiben, sie sind beide traurig und haben mit Frauen zu tun. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721097_image" /></div> <BR /><BR />Der erste ist der Tod der langjährigen „Dolomiten“-Fotografin Erika Gamper im Jänner. Sie hatte immer einen Blick für besondere Bilder – und gerade ihre Leidenschaft für besonders schöne Fotos sollte ihr an jenem 19. Jänner zum Verhängnis werden: Auf der Suche nach dem besonderen Motiv hat sie sich zu weit über das schneebedeckte Geländer einer Brücke über die Plima im Martelltal gelehnt und ist in die Tiefe und in den Tod gestürzt. Nur 57 Jahre alt ist sie geworden. So lebenslustig war sie und noch so voller Pläne! Und ihre Familie hätte sie noch so gebraucht, sie, die „der Herzschlag der Familie“ war – wie ihr Sohn Mathias bei der Beerdigung in seiner berührenden Trauerrede sagte. Grausames Schicksal.<BR /><BR />Was mich 2021 noch besonders berührt hat, ist die Rückkehr der Taliban an die Macht im Sommer – und die Folgen für die Frauen in Afghanistan. Unvergessen ist die Brutalität, mit welcher sie in den Jahren 1996 bis 2001 herrschten. In diesen fünf Jahren wurde den Frauen öffentliche Teilhabe verwehrt – keine Bildung, keine Freiheit, keine Rechte, stattdessen Gewalt. Frauen durften nur in Begleitung eines männlichen Verwandten aus dem Haus. Sie mussten den afghanischen Ganzkörperschleier, die Burka, tragen. Waren ihre Fußknöchel zu sehen, wurden sie bestraft. Berufe ausüben durften sie nicht. Mädchen konnten nicht zur Schule gehen, durften keine Ausbildung absolvieren. Auch die medizinische Versorgung von Frauen wurde stark eingeschränkt. Die Burka wurde zum Symbol für Unterwerfung und Ungleichbehandlung der Frau. <BR />Die Taliban haben heuer nach der Rückeroberung des Landes zwar beteuert, gemäßigter aufzutreten als noch vor 2001 und etwa auch Frauen viel mehr Rechte einzuräumen. Daran gibt es aber Zweifel. Wie schaut es jetzt in Afghanistan aus? Man hört jetzt wenig aus dem Land. Die Menschen, die Frauen sind den Taliban schutzlos ausgeliefert. Grausames Schicksal? Ja, aber auch radikale Willkür einer islamistischen Terrorgruppe – und die Welt schaut zu. <BR /><BR /><BR /><b>Hatto Schmidt,<BR />Ressortleiter Bezirksredaktionen „Dolomiten“</b><BR /><BR />Das Jahr war erst wenige Tage alt, als sich jene Vorgänge abspielten, die sich mir – trotz der fortdauernden Corona-Pandemie – heuer am tiefsten eingeprägt haben: Der Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner, mit dem versucht werden sollte, den Machtwechsel von Donald Trump zu Joe Biden zu verhindern. <BR />In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat es auf der Erde viele Umwälzungen und epochale Ereignisse gegeben: Der Brexit, Afghanistan und der Kampf gegen die Taliban, Irak-Krieg und „Islamischer Staat“, der so düster geendete „Arabische Frühling“, die Jugoslawien-Kriege. Doch im Rückblick ist mir vor allem der 19. August 1991 in Erinnerung geblieben: der Putsch gegen Gorbatschow.<BR />Ich bin während des Kalten Krieges aufgewachsen, die jederzeit drohende Auslöschung der Welt durch einen Atomkrieg war Tag und Nacht präsent. Gorbatschows Aufbruch mit Perestrojka und Glasnost weckte Hoffnung auf eine bessere Welt, der Fall der Mauer gab ihr weitere Nahrung, doch dann wollten in jenem August 1991 ein paar rückwärtsgewandte Apparatschiks uns wieder in die bleierne Zeit des Eisernen Vorhangs zurückversetzen. Es kam nicht so, Jelzin setzte die Putschisten schachmatt, Gorbatschow gleich mit - und wenig später sich selbst. Von Perestrojka und Glasnost war bald keine Rede mehr, erst recht nicht, als Putin ans Ruder kam.</TD><TD><BR />Das waren Vorgänge in einem Land, von dem kaum jemand tiefere Kenntnis hatte, das undurchschaubar und unberechenbar schien und scheint. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721262_image" /></div> <BR />Die USA dagegen waren lange Zeit der strahlende Held, der Europa und seine Werte im 20. Jahrhundert 2 Mal gerettet hatte, und wenn auch die blanke Rüstung durch den Vietnamkrieg, die Vorgänge um den Putsch gegen Allende in Chile, die Iran-Contra-Affäre, um die inexistenten Massenvernichtungswaffen im Irak, Polizeigewalt gegen Schwarze und zahllose weitere Ereignisse arge Schrammen abbekommen hatte: Die USA waren Vorbild, kulturell und für viele auch in wirtschaftlicher Hinsicht, ihre Demokratie schien der Königsweg für eine gerechte und gleichberechtigte Gesellschaft.<BR />Und dann das: Zehntausende rotten sich am 6. Jänner in den Straßen Washingtons zusammen, der Präsident der Vereinigten Staaten fordert diese Leute auf, mit ihm zum Kapitol zu ziehen, um den Kongress dazu zu bringen, die formelle Bestätigung der Wahl seines Nachfolgers zu unterlassen, weil diese Wahl manipuliert worden sei, weil er der rechtmäßige Sieger sei. <BR />Ein Putsch in der Wiege der Demokratie? Aus den eigenen Reihen heraus, von innen?<BR />In Washington spielen sich wahrhaft unglaublich Vorgänge ab. Donald Trump will die Macht nicht loslassen, wiederholt die – unhaltbaren – Vorwürfe aus seiner seit Jahren fortdauernden Schmutzkampagne gegen seine politischen Gegner. <BR />800 Aufrührer dringen ins Kapitol ein, jagen Abgeordnete, die um ihr Leben fürchten, und tatsächlich verlieren 5 Menschen ihr Leben. Die Eindringlinge verwüsten das Parlament; es sind Verschwörungstheoretiker (darunter auch QAnon-Anhänger), Rechtsextreme und Neonazis wie etwa die sogenannten Proud Boys, Rassisten, Antisemiten, Schusswaffen-Narren, Abgehängte, Frustrierte, allgemein Gewaltbereite. <BR />Nur mit Mühe kann die öffentliche Ordnung wiederhergestellt werden. Die Justiz versucht die Vorgänge aufzuklären – und wird von Trump und seinen Anhängern dabei behindert. <BR />Die Bilder von diesem Putschversuch haben mich tief getroffen. Nie hätte ich so etwas erwartet. Attacken von außen gegen die USA hat es in den letzten Jahrzehnten einige gegeben; jeder erinnert sich an 9/11. Aber sie kamen von außen. Die Anschläge etwa des Una-Bombers in den 1980-er Jahren waren Taten gestörter Einzeltäter. <BR />Und nun dieser Putschversuch, der – so scheint es – von einem nicht geringen Teil der US-amerikanischen Bevölkerung gebilligt oder zumindest nicht entschieden abgelehnt wird. Diese Vorgänge werden uns noch lange in Erinnerung bleiben, sind womöglich nur Vorboten einer historischen Zäsur, ihre Auswirkungen sind nicht absehbar. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Verena Stefenelli<BR />Redakteurin bei s+</b><BR /><BR />Abgesehen von wunderschönen Momenten mit meinen Liebsten in meinem Urlaub in der südlichen Toskana wird mir in diesem Jahr besonders die Corona-Impfung in Erinnerung bleiben. Als alle in meiner Familie - besonders mein 92-jähriger Opa - und ich den Impfstoff endlich intus hatten, fühlte ich eine enorme Erleichterung und war unendlich dankbar, dass uns diese Waffe gegen das Virus zur Verfügung steht. Ein Hoch auf die Wissenschaft!<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721100_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Eva Bernhard,<BR />Leiterin der Kulturredaktion „Dolomiten“</b><BR /><BR />Viele Ereignisse haben mich sehr bewegt in diesem Jahr, und je mehr ich darüber nachdenke, merke ich, dass die intensivsten Momente „weiblich“ waren. Als im August die Taliban, die radikalislamistische Terrorgruppe, die seit 1984 in Afghanistan und Pakistan aktiv ist, die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen und die Macht übernommen hat, da haben mich zutiefst die Bilder von total verhüllten Frauen erschüttert. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721103_image" /></div> <BR />Mutige Frauen sind ab dem Augenblick in Afghanistan in großer Lebensgefahr geraten. Sie haben ihr geistiges Zuhause, ihre Arbeit, ihre Träume verloren – eine Schande, die mich sprachlos macht. <BR /><BR />Beeindruckt war ich auch vom Frauenmarsch Ende September in Bozen, dessen Ziel es war, das Thema Männergewalt (Femizid) an Frauen noch mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Der Trommelschlag, der diesen Marsch begleitete, war wie ein dumpfer Schlag ins Gesicht der vielen Opfer, die auch 2021 durch Männergewalt ums Leben gekommen sind. <BR /><BR />Und „total weiblich“ war der schönste Augenblick in diesem Jahr, als meine Tochter und ich uns bei ihrer Diplomübergabe an der LUISS in Rom in die Arme gefallen sind. Wir haben es zusammen alleine geschafft! <BR /><BR /><BR /><b>Sieglinde Höller,<BR />Leiterin des Ressorts „Leute heute“ der „Dolomiten“</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721106_image" /></div> <BR />40 Jahre haben ABBA keine neue Musik rausgebracht, sich gegen ein Comeback stets gewehrt – und plötzlich waren sie wieder da. Zuerst mit 3 neuen Singles im September, dann mit dem Album „Voyage“ im November. Für mich war dies ein bewegender Moment 2021. Die neuen Songs haben sich nach ABBA „von früher“ angehört und angefühlt. Man glaubte, es hätte in dieser schwierigen Zeit jemand auf den „Pause“-Knopf gedrückt und die „gute alte Zeit“ wiederaufleben lassen. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Thomas Debelyak,<BR />Redakteur von SportNews</b><BR /><BR />Es ist schon erstaunlich, was Jannik Sinner in Südtirol für einen Tennis-Hype ausgelöst hat. Ob beim Bar-Kaffee am Morgen oder bei einer gemütlichen Runde mit den Kollegen – früher oder später wird „dor Sinner“ immer zum Thema. Mir sind von ihm zwei Episoden im Jahr 2021 besonders in Erinnerung geblieben. Eine ereignete sich Ende Oktober, als der 20-Jährige beim Turnier in Wien im Viertelfinale groß aufspielte und dank des Siegs gegen den Norweger Casper Ruud erstmals in die Top 10 der Weltrangliste einzog. Ein Südtiroler unter den 10 Besten des Planeten – das ist unglaublich. <BR /><BR />Episode Nummer 2 spielte sich knapp einen Monat später ab: Nachdem er bei den ATP-Finals – der inoffiziellen Weltmeisterschaft – für Furore gesorgt hatte, machte der 20-Jährige einen Abstecher in die Heimat Sexten, wo er sich mit einigen Freunden ein Fußballmatch der 2. Amateurliga „seines“ AFC Sexten ansah. Das war für mich der Beweis: Egal, wie hoch und weit der Tennis-Star in den nächsten Jahren auch aufsteigen wird – am Ende ist und bleibt er der Jannik aus Sexten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721109_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Ulrike Huber, <BR />Redakteurin der „Dolomiten“</b><BR /><BR /><BR />6. Februar 2021, 11 Uhr, etwas südlich von Neumarkt: Die Leiche von Laura Perselli wird aus der Etsch gezogen. Bis zu diesem Moment war ich als eigentlich erfahrene Berichterstatterin über Kriminalfälle etwas hin- und hergerissen zwischen „Es kann nichts anderes gewesen sein als Mord“ und „Was, wenn das Ehepaar Neumair/Perselli doch verschwunden ist?“. <BR /><BR />Es war schier unglaublich, dass alle verfügbaren Suchmannschaften 32 Tage lang die Etsch im Wasser und am Ufer abgekämmt hatten und nichts, rein gar nichts Relevantes gefunden hatten. Bis zu diesem Tag. Hinter vorgehaltener Hand hatten die sehr viele schon mit dem Finger auf ihren Sohn Benno gezeigt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="721112_image" /></div> <BR />5 Tage nach dem Auffinden ihrer Leiche hat er dem Druck nachgegeben: Er ist über ihrem Foto zusammengebrochen und hat ein Geständnis abgelegt, auch für den Mord an seinem Vater. Bekannt wurde das aber erst einen Monat später – Zeit für viele Spekulationen. <BR /><BR />Es war dies ein Mordfall, in dem sehr viele Grenzen überschritten wurden – von allen Seiten. Wohl auch, weil er bislang einzigartig war in der Südtiroler Kriminalgeschichte. Da gab es die Ermittler, die nie gekannte Nachrichtensperren verhängten, Journalisten, die an unter Verschluss stehende Informationen kamen (und mangels offizieller Informationen auch mussten), Korrespondenten, die wochenlang in Bozen unterwegs waren und nichts anderes taten, als in der Familiengeschichte zu graben und Tiefen der menschlichen Psyche zutage zu fördern und schließlich Medienkonsumenten, die das alles wissen wollten.<BR /><BR /> Wirklich ewige Ruhe wird das Ehepaar Neumair/Perselli wohl erst finden, wenn der Prozess gegen ihren Sohn Benno Neumair abgeschlossen ist. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Ivo Zorzi<BR />Videoredaktion Stol</b><BR /><BR />Mein schönster Moment 2021: Striptease im Bus für Jannik Sinner! <BR /><BR />„In diesem Job musst du flexibel sein“, hatte vor vielen Jahren ein Journalist mit langer Berufserfahrung zu mir einmal gesagt. Dass sich das Adjektiv „flexibel“ einmal auch auf die ursprüngliche Bedeutung „biegsam“ bzw. „elastisch“ beziehen wird, das hätte ich mir nie gedacht. <BR /><BR />Also machte ich mich im Oktober mit meinen Arbeitskollegen aus der Sportredaktion und unserem Kameramann mit dem Kleinbus auf den Weg von Bozen nach Wien, um dort den Südtiroler Tennishelden Jannik Sinner zu interviewen. Der Sextner ist mittlerweile ein Sport-Superstar, beim Stadthallenturnier in Wien nahm sich der 20-Jährige um 17 Uhr 15 Minuten Zeit für uns. „Bitte pünktlich sein, denn danach muss Jannik zum Training“, hieß es in der Mitteilung seines Betreuerstabs. Der Blick auf das Navi im Fahrzeug kündigte eine entspannte Fahrt an – Ankunft um 16.30 Uhr. Also gönnten wir uns auf einer Autobahn-Raststätte im Salzkammergut ein kleines Mittagessen und setzten nach einer Pause die angeblich entspannte Fahrt fort. <BR /><BR />Kurz vor Linz klingelte das Telefon: „Jannik hat um 16.30 Uhr Zeit.“ Mit diesen 6 Worten war die entspannte Fahrt vorbei – schließlich mussten vorher in der Hotellobby noch die Kamera und die Lampen aufgebaut werden! Von der Parkplatzsuche ganz zu schweigen. Unter großzügiger Auslegung der Straßenverkehrsordnung – und dank Navi – brausten wir in Wien durch enge Gassen – links, rechts – wieder rechts und geradeaus. Jede Sekunde zählte, denn würde das Interview platzen, wäre die gesamte Fahrt nach Wien für die Katz„ gewesen. Einen Ersatztermin gab es nicht. <BR /><BR />Für das Videointerview musste ich mir einen Anzug, Hemd und Krawatte anziehen – es blieb jedoch keine Zeit für die Garderobe. Also musste ich mich bei voller Fahrt im Kleinbus umziehen. Bei der letzten Ampel vor dem Hotel, in dem Jannik Sinner einquartiert war, saß auch die Krawatte. Also raus aus dem Bus und rein ins Hotel - 10 Minuten vor dem vorverlegten Interviewtermin! Dann kam Jannik Sinner zum Interview – und der Rotschopf aus Sexten nahm sich weit mehr als die vereinbarten 15 Minuten Zeit für uns. Er ist eben nicht nur einer besten Tennisspieler der Welt, sondern auch ein feiner, bodenständiger Bursche. Und dass ich im engen Kleinbus einen Striptease hinlegen musste, das braucht die Nummer 10 der Welt ja nicht zu wissen.<BR />