Seit 15. Juni ist sie die neue Direktorin der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Pustertal. <BR /><b><BR />Frau Biamino, Sie sind Juristin…</b><BR />Sophie Biamino (lacht): Ja, eine Juristin als Direktorin der Sozialdienste mag manche verwundern, aber das Aufgabenspektrum ist sehr vielfältig und in der Verwaltungsarbeit geht es sehr oft auch um juridische Aspekte. Und was die Führungsaufgaben betrifft, da bin ich ja nicht allein. Vizedirektor Patrick Psenner ist Sozialpädagoge, das ist eine super Ergänzung. Gemeinsam sind wir ein gutes Team. <BR /><BR /><b>Der Zuständigkeits- und Aufgabenbereich der Sozialdienste ist ein sehr vielfältiger. Ist es Ihnen in den vergangenen zweieinhalb Monaten gelungen, sich bereits mehr als nur einen ersten Überblick über die vielen Aufgabenfelder, die Problembereiche, die auch baulicher Natur anstehenden Arbeiten usw. zu verschaffen?</b><BR />Biamino: Eine neue Aufgabe ist eine neue Herausforderung. Aber Christof Preindl, der Generalsekretär der Bezirksgemeinschaft, hat mir alle Strukturen erklärt, mich sozusagen in meinen neuen Tätigkeitsbereich eingeführt. Das war sehr wertvoll und hat mir Vieles erleichtert. Und bei all den Besuchen in den verschiedenen Strukturen der Sozialdienste hat mich tief berührt, mit wie viel Herz, mit welcher Fürsorge und wie kreativ unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den ihnen anvertrauten Menschen umgehen. Sie leisten Großartiges. Dafür danke ich ihnen und dafür gebührt ihnen öffentlich Anerkennung. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55724698_quote" /><BR /><BR /><b>Eines der größten Probleme im Bereich der sozialen Dienste, bei der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Behinderung, der Pflege und Betreuung von Senioren ist seit Jahren der Mangel an Fachpersonal. Was kann bzw. muss getan werden, um die so wichtigen Dienste weiterhin gewährleisten zu können?</b><BR />Biamino: Der Mangel an Fachkräften ist nicht nur seit Jahren ein großes, sondern das größte Problem. In der Corona-Zeit hat es sich dann richtiggehend zugespitzt. Aufgrund der Impflicht mussten mehrere Mitarbeiter suspendiert werden, zudem haben einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt, andere sind aus aus anderen Gründen abwesend. Grundsätzlich stellt sich mir in dieser Situation auch die Frage, welche Vorteile die Impflicht zum aktuellen Zeitpunkt birgt. Die prekäre Situation zeigt deutlich, dass man sich vermehrt Gedanken darüber machen muss, welche Dienste unabdingbar sind und bei welchen Abstriche gemacht werden können. Nur so wird es weiterhin möglich sein, das soziale Angebot den Bedürfnissen und Notwendigkeiten entsprechend zu gestalten und auch gewährleisten zu können. <BR /><BR /><b>Der Mangel an Pflege- und Betreuungskräften bedeutet, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Dienst tun, oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen, dass Familien mit betreungs- und oder pflegebedürftigen Menschen unter oft Doppelt- und Dreifachbelastungen stöhnen und sich im Stich gelassen fühlen. Was sollte oder müsste Ihrer Meinung nach getan werden, um Pflege- und Betreuungsberufe wieder attraktiver zu machen?</b><BR />Biamino: Es wird kein Allheilmittel geben, aber neue Wege müssen gefunden werden. Zum einen werden die Zugangsvoraussetzungen für den öffentlichen Dienst überdacht werden müssen. Zudem ist es wichtig, sich Gedanken über berufsbegleitende Ausbildungen zu machen. Etwas in diese Richtung bewegt sich schon.<BR /><b><BR />Das heißt…</b><BR />Biamino: „Durch die Genehmigung des neuen Bereichsabkommens wurden die Berufsbilder Sozialbetreuer und Pflegehelfer in Ausbildung eingeführt. Dies ermöglich es, in den Strukturen Personen auch ohne Ausbildung zu beschäftigen, wenn sie sich verpflichten eine berufsbegleitende Ausbildung zu machen. Sehr froh bin ich, dass es gelungen ist, dass im heurigen Herbst eine berufsbegleitende Ausbildung zum Sozialbetreuer angeboten wird. Mittlerweile haben sich 15 Personen dazu angemeldet. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55724699_quote" /><BR /><BR /><b>Wie groß ist der Personalmangel derzeit bei den Sozialdiensten Pustertal?</b><BR />Biamino: Er ist so, dass wir aktuell in verschiedenen Strukturen für Menschen mit Beeinträchtigung, aber auch in der Hauspflege nicht mehr alle Personen betreuen und pflegen können. Für das für Menschen mit Beeinträchtigung eingerichtete Wohnhaus im Sozialzentrum Trayah in Bruneck beispielsweise haben wir derzeit eine Warteliste von 32 Personen. Aber obwohl wir dort im Moment 5 freie Plätzen haben, können wir diese nicht besetzen, weil das notwendige Fachpersonal fehlt. Auch in verschiedenen Tageseinrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung können externe Personen nur abwechselnd den Dienst besuchen. <BR /><BR /><b>Gilt dies auch für externe Klienten der Werkstätten im Trayah? Und wie sieht es mit der Erweiterung des dortigen Werkstatttraktes aus, auf den seit Jahren gewartet wird?</b><BR /><BR />Biamino: Tja, die Personalnot ist so, dass in den Werkstätten im Trayah derzeit die externen Klienten nur abwechselnd betreut werden können. Dies bedeutet, dass nicht mehr jede Person täglich in die Einrichtung kommen darf. Was den angesprochenen Ausbau des Werkstatttraktes betrifft, so ist der Zuschlag für die Arbeiten der Firma Unionbau erteilt worden. Jetzt im Herbst hätte mit den Arbeiten begonnen werden sollen. <BR /><BR /><b>Aber…</b><BR />Biamino: Aber mit den Arbeiten kann erst begonnen werden, sobald wir für die Dauer der Arbeiten mit mehreren Werkstattgruppen in das ehemalige Lehrlingsheim Waldheim übersiedeln können. Dieses muss dafür aber hergerichtet werden. Aufgrund neuer Referenzpreise aber gibt es diesbezüglich Probleme. Dennoch hoffen wir, dass sich möglichst schnell eine Lösung findet und der dringend notwendige Ausbau des Werkstatttraktes in Angriff genommen werden kann. <BR /><BR /><b>Wie sieht es mit der Situation im Tagespflegeheim für demenzkranke Menschen aus? Auch dort war die Rede davon, dass es mehr Platz bräuchte.</b><BR />Biamno: Das stimmt. Die Bezirksgemeinschaft ist derzeit auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Es bräuchte barrierefreie Räumlichkeiten im Ausmaß von etwa 200 Quadratmetern und mit einem entsprechen Außenbereich. Deshalb sage ich, bitte bei der Bezirksgemeinschaft melden, wenn jemand über solche Räumlichkeiten verfügt. https://bit.ly/3Kv7S8I<BR />