Ein Experte des Vatikan erklärt, wie gründlich die Kirche solche Phänomene prüft, was für eine Echtheit von Erscheinungen spricht und was Papst Franziskus vom Wallfahrtsort Medjugorje hält. <BR /><BR />Im April dieses Jahres wurde bei der „Internationalen Päpstlichen Marianischen Akademie“ eine spezielle Beobachtungsstelle eingerichtet, um die verschiedenen Fälle von Erscheinungen, Offenbarungen, Stigmata und ähnlichem zu analysieren und zu interpretieren. <BR /><BR />„Diese Phänomene fallen generell unter das, was man als Privatoffenbarung bezeichnen kann“, sagte der Ordensmann, Theologe und Mariologe Jean Louis Barré auf „Radio Vatikan“. Es gebe Menschen, „die eine starke Erfahrung machen, die uns mit dem Wort Gottes verbindet, und diese Erfahrung müssen wir untersuchen und gegebenenfalls anerkennen, weil sie die Seelsorge der Kirche beeinflussen kann“, erklärte Barré. Das gelte zum Beispiel bei Lourdes und Fatima. <h3> Weinende Marienstatue in Afrika</h3>Aktuell beschäftigt sich Barré stark mit einer weinenden Marienstatue in Afrika, und zwar in Audoin in der Elfenbeinküste. Es gebe viele schwer erklärbare Phänomene auf der Welt, doch nur wenige werden von der Kirche anerkannt. So auch in Audoin – der Ortsbischof will die Sache erst einmal genauer unter die Lupe nehmen. <BR /><BR />Generell könnte man meinen, dass die Kirche dazu neigt, eine Erscheinung schnell anzuerkennen – schließlich ist das ja eine Art Beweis für die Existenz Gottes. Doch in Wirklichkeit sei das Gegenteil der Fall, betonte der Marienexperte. Die Kirche ermittle in solchen Fällen mit einer Akribie, die auch einem Hercule Poirot alle Ehre gemacht hätte. „Ein Beweis für die Wahrheit ist, wenn es die Menschen dazu bringt, das Wort Gottes zu lesen, in Gemeinschaft mit der Kirche zu sein und die Sakramente zu empfangen.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-61049848_quote" /><BR /><BR />Nicht selten ist das Bild ein ganz anderes: Erscheinungen, die mit Unruhe im Kirchenvolk einhergehen, mit Aufruhr gegen die kirchliche Obrigkeit, mit Polarisierungen. Barré: „Damit die Kirche sich widersetzt, muss es einen Inhalt geben, der nicht mit dem Credo der Kirche und der Lebensweise der Christen übereinstimmt. Die Kirche achtet darauf, dass die Christen sich nicht zerstreuen und dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Authentische Marienerscheinungen gehen alle in die gleiche Richtung.“ <BR /><BR />Und die wäre? „Maria hat die Mission, uns auf die Rückkehr Jesu in Herrlichkeit vorzubereiten. Darin liegt die eschatologische Dimension. Die Geschichte hat einen Sinn, und Maria ist sich nicht zu schade, uns zu helfen, damit wir unser Herz für diese Hoffnung auf die Rückkehr Jesu in Herrlichkeit öffnen.“<h3> „Sie ist keine Postbotin“</h3>Papst Franziskus steht den angeblichen Marienerscheinungen im bosnischen Medjugorje skeptisch gegenüber; die Muttergottes sei doch keine „Postbotin“, die regelmäßig vorbeikomme, hat er mal geäußert. Zugleich hat er aber den portugiesischen Wallfahrtsort Fatima gleich zweimal besucht.<BR /><BR />Bei seinem Fatima-Besuch 2017 hat der Papst ein paar Kriterien für die rechte Marienverehrung genannt, die sich auch auf die Echtheit von Marienerscheinungen anwenden lassen. „Ist sie die Jungfrau Maria des Evangeliums, die von der betenden Kirche verehrt wird, oder ist sie eine Maria, wie sie von subjektiven Empfindungen gezeichnet wurde, nach denen sie den Richterarm Gottes zurückhält, der zur Bestrafung ausholt?“ <BR /><BR />So fragte der Papst. Und fuhr fort: „Als wäre sie eine Maria, die gütiger als Christus ist, der als grausamer Richter erscheint; als hätte sie mehr Erbarmen als das Lamm, das für uns geopfert wird…“<BR />