„Für die Werbebranche ist das Festival in Cannes in etwa wie die Oscars für die Filmindustrie, das größte und berühmteste Festival, bei dem wirklich alle dabei sind“, schwärmt Chiara Mezzalira (31). Dabei gibt sich alles, was in der Branche Rang und Namen hat, die Klinke in die Hand: von Vertretern der großen Agenturen über die Chefs der wichtigsten Marken bis hin zu Schauspielern, Sängern und Regisseuren. <BR /><BR />„Während der Tage in Cannes werden wir die Gelegenheit haben, ganz viele Menschen aus der Werbebranche aus der ganzen Welt kennenzulernen“, sagt Mezzalira. Unzählige Reden, Workshops und andere Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, innovative Lösungen und Kampagnen aus allen möglichen Themenbereichen kennenlernen, mit den sich die Werbeindustrie tagtäglich beschäftigt. <BR /><BR />Doch damit nicht genug: Als Gewinnerin des Wettbewerbs Giovani Leoni 2022 in der Kategorie Print vertritt Chiara Mezzalira Italien in Cannes beim Wettbewerb Young Lions, der Kategorie für junge Talente des Cannes Lions International Festival of Creativity. „Das ist die größte Belohnung für den Gewinn beim Giovani Leoni“, ist Mezzalira überzeugt. <BR /><BR /><b>Wettbewerb öffnet die Tür zur großen weiten Welt</b><BR /><BR />Stichwort Giovani Leoni: Das ist der Wettbewerb, den der 1985 gegründete Art Directors Club Italiano (ADCI) alljährlich organisiert, um junge kreative Talente auszuzeichnen und ihnen die Tür zur großen weiten Welt der Werbung zu öffnen. Chiara Mezzalira hat diese wichtigste italienische Auszeichnung der Werbebranche dieses Jahr gemeinsam mit ihrer aus der Region Molise stammenden Kollegin Chiara Biondi in der Kategorie Print gewonnen. <BR /><BR />Die beiden setzten sich in einem sehr anspruchsvollen Auswahlverfahren gegen die große Konkurrenz durch. In ihrer Kategorie galt es, innerhalb von 24 Stunden eine kreative Lösung in Form einer Pressekampagne vorzulegen. Die beiden Chiaras haben ein Projekt mit dem Titel „The Human Cub“ (deutsch in etwa: das menschliche Jungtier) für Save the Children entwickelt, um gemäß der Aufgabenstellung das Thema Klimawandel mit Kindern in Verbindung bringen. <BR /><BR />„Das sind 2 Themen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben scheinen. Aber eigentlich hat der Klimawandel direkten Einfluss auf Kinder und ihr Leben“, erklärt Mezzalira. Kinder seien komplett machtlos den Entscheidungen anderer Menschen gegenüber, deren Auswirkungen die Kinder dann am eigenen Leib miterleben müssten. <BR />Die anfängliche Konzeptfindung dabei fand gemeinsam statt: Chiara Mezzalira als Art Director war für die visuelle Seite zuständig, Chiara Biondi als Copywriter für die schriftliche. „In unserer Arbeit versuchen wir tagtäglich, den Endverbrauchern die Augen zu öffnen für ein Thema, das sie noch nie aus einem bestimmten Gesichtspunkt betrachtet oder mit anderen Angelegenheiten in Verbindung gebracht haben“, schildert Mezzalira. Zu allererst würde man den Klimawandel für gewöhnlich ja mit Tieren, der Natur und der Menschheit aus Ganzem assoziieren. Es sei aber ziemlich offensichtlich, dass der Klimawandel nicht nur das Klima an sich betreffe. <BR /><BR /><b>Für Originalität und Intelligenz ausgezeichnet</b><BR /><BR />„Das haben mit der visuellen Komponente darzustellen versucht. Wir haben dafür ein Symbol des Klimawandels hergenommen, nämlich den Eisbären auf einem Eisberg mitten im Meer“, so Mezzalira weiter. Anstelle des Eisbären hockt in diesem Fall aber ein kleines Kind mutterseelenallein auf einem Eisberg inmitten der unendlichen Weite des Ozeans. „Das ist ein starkes Bild, um die direkte Verbindung herzustellen, die von Save the Children gefordert wurde“, betont Mezzalira. Im Text verdeutlicht wird das Bild der Sensibilisierungskampagne mit den Sätzen „Der Klimawandel betrifft nicht nur das Klima“ und „Kinder werden dreimal so viele Klimakatastrophen erleben wie ihre Großeltern. Ihre Zukunft hängt von unseren Entscheidungen ab“. <BR />Die Jury des Wettbewerbs ließ sich von dem Konzept überzeugen und erklärte Chiara Mezzalira und Chiara Biondi zu den Siegerinnen. „Unsere Jury hat vor allem die Originalität des Projekts und die Intelligenz der Idee gewürdigt“, erklärt Stefania Siani, die Präsidentin des ADCI, die Entscheidung. <BR /><BR />„Der Preis ist eine Anerkennung, die uns sehr freut. Es ist eine Genugtuung, dass Menschen mit vielen Jahren Erfahrung in unserem Beruf wie die Juroren den Wert unserer Arbeit erkennen“, ist Mezzalira stolz auf die Auszeichnung. Umso größer ist die Freude, weil es für beide Frauen die letzte Möglichkeit zur Teilnahme war. „Ich bin froh, dass ich bei meiner allerletzten Gelegenheit am Wettbewerb Giovani Leoni teilgenommen habe und dann auch noch gewonnen habe“, sagt Mezzalira. Denn die Altersgrenze ist normalerweise auf 30 Jahre festgelegt. Durch die Corona-Pandemie und den dadurch bedingten Ausfall der Ausgabe des Jahres 2020 wurde sie ausnahmsweise auf 31 erhöht. <BR />Geboren und aufgewachsen ist Chiara Mezzalira in Bozen. Nach der Matura nahm sie ein Studium auf, das sich nach einigen Jahren für sie als Sackgasse erwies. Im Jahr 2012 begann sie dann am Istituto Europeo di Design in Rom ein Studium der Werbekommunikation. Direkt im Anschluss an ihren Abschluss erhielt sie einen Job in einer Werbeagentur. Seither hat sie für mehrere Agenturen und Marken gearbeitet. <BR /><BR /><b>Arbeit soll den Menschen von Nutzen sein</b><BR /><BR />Träume habe sie viele, antwortet Chiara Mezzalira auf die Frage nach ihrer Zukunft. „Ich wünsche mir auf jeden Fall, es zu schaffen, mich Jahr für Jahr, Tag für Tag weiterzuentwickeln, um immer mehr im Stand zu sein, Werbekampagnen ins Leben zu rufen, die nicht nur wirkungsvoll sind, sondern den Menschen auch von Nutzen sind“, sagt sie. Ihr sei klar, dass Werbung im Allgemeinen oft als lästig und auch langweilig empfunden werde. Werbung könne aber gleichzeitig auch schön und wirkungsvoll sein, wenn sie ihren Beitrag zur Verbesserung von Bedingungen leisten oder jemandem Gutes tun könne, oder auch nur ein Lächeln hervorrufe. „Ich möchte meine Arbeit immer besser machen, um in dem kleinen Rahmen, den mir mein Beruf ermöglicht, einen tatsächlichen Nutzen zu schaffen.“<BR />