„Le ladin te dlijia“ (Das Ladinische in der Kirche): Mit diesem Thema hat sich Susan Rubatscher in ihrer Diplomarbeit beschäftigt. Unlängst stellte sie bei einem Vortrag im Adrian-Egger-Saal in Brixen die Ergebnisse ihrer Arbeit vor, in der sie den Gebrauch und den heutigen Stellenwert des Ladinischen in der Domäne der Kirche untersucht hat.Obwohl in Ladinien der Wunsch nach einer verstärkten Präsenz des Ladinischen in der Liturgie mittlerweile nicht mehr zu überhören ist, tue man sich mancherorts immer noch schwer, es als gleichwertige Kirchensprache einzuführen und zu akzeptieren, sagte Rubatscher.Rubatscher hob aber auch hervor, dass mittlerweile einige Seelsorger sehr darum bemüht sind, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Gläubigen immer öfter in der „Sprache des Herzens“ ansprechen.Erfreulich sei auch, dass vor allem die Jugendlichen eine sehr befürwortende Haltung gegenüber dem Ladinischen in der Liturgie einnehmen. Im Unterschied zu älteren Gläubigen empfinden sie diese allmähliche Hinwendung zur eigenen Muttersprache nicht als eine „Umstellung“ oder gar als eine „Abkehr von der Tradition“, sondern als eine zunehmende „Selbstverständlichkeit“.Im Unterschied zum Gadertal, wo das Ladinische in der Liturgie nicht mehr wegdenkbar wäre, zeichnet sich, so Susan Rubatscher weiter, in den anderen ladinischen Tälern eine deutlich andere Situation ab.Selbst in Gröden, wo es an den nötigen Instrumenten, sprich an liturgischen Büchern nicht fehlen würde, tut sich das Ladinische nach wie vor sehr schwer, in der Kirche gebührend Verwendung zu finden.Rubatscher brach auch eine Lanze für die langfristige Notwendigkeit einer Sprachvereinheitlichung: Ähnlich wie im Bereiche der öffentlichen Verwaltung wäre ein solch einheitliches Sprachinstrument vor allem für die zentralen Stellen in Bozen, Trient und Belluno zweckmäßig, zumal eine zentral gesteuerte Produktion von kirchlichen Texten in fünf verschiedenen Idiomen praktisch und auch finanziell langfristig so gut wie untragbar wäre.Eine sinnvolle und zukunftsweisende gesamtladinische Sprachpolitik müsse heute daher nach der Durchsetzung einer „Überdachungssprache“ trachten, zumal eine solche für den schriftsprachlichen Gebrauch und für alle Belange des öffentlichen Lebens unentbehrlich geworden ist.Der Vortrag war Teil einer Serie von Abenden, die das Ziel haben, ladinische Argumente und Themenbereiche verstärkt ins öffentliche Licht zu rücken und darüber zu diskutieren. Die Abende sind eine Initiative der Union di Ladins da Persenon (Ladinerverein Brixen) und der Freien Universität Bozen.Den Auftakt hatte vor einigen Wochen ein Vortrag von Franz Comploi, Musikpädagoge und Organist am Brixner Dom, über die Singkultur in Ladinien gemacht.Susy Manco, die Vorsitzende des Brixner Ladinervereines, und Paul Videsott von der Freien Universität Bozen lobten die Vortragsreihe als wertvolle Bereicherung im Brixner Kulturangebot und bezeichneten die Treffen als eine gute Gelegenheit der Brixner Ladiner, sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen.Die nächste Veranstaltung in der Reihe ist am Donnerstag, 11. Dezember ein Vortrag von Gerda Videsott über die positiven Aspekte der frühen Mehrsprachigkeit (vorwiegend in italienischer Sprache).Giovanni Mischì