So viele träumten ihn damals, den amerikanischen Traum. Weg aus der Alten in die Neue Welt. Weg von Armut, Rassismus, politischer Unterdrückung. 30 Millionen Menschen verließen im 19. Jahrhundert den alten Kontinent – Italiener, Deutsche, Iren, Schotten, Russen, Ungarn und viele andere auf der Suche nach dem Glück. <BR /><BR />Vom Tellerwäscher zum Millionär – ein Satz, ja fast schon eine Doktrin, die den amerikanischen Traum auf den Punkt brachte und das Prinzip Hoffnung in die Festplatte von Generationen meißelte. <BR /><BR />Heute bröckelt die Weltmacht USA an vielen Ecken und Enden. Und der Kontinent der Extreme, der das Beste und Schlechteste aus seinem Ideeninkubator entließ, von der Mondlandung bis zum Elektrischen Stuhl, vom Blitzableiter bis zur Atombombe, scheint nicht langsam, aber sicher, an sich selbst zu zerbrechen. <BR /><BR />Armut und Rassismus, mangelnder Zugang zu ärztlicher (Grund)Versorgung, dazu eine unantastbare Waffenlobby, die ihre Hände im Blut der Bürger reinwäscht und eine zutiefst gespaltene Gesellschaft, die ihre Ohnmacht gegenüber (mehr oder weniger absurden) Angstszenarien mit Kontrollmechanismen zu kompensieren sucht.<BR /><BR /> Das Ergebnis ist ein flammender Extremismus, der sich wie eine Seuche durch die Gesellschaft frisst und Konservativismen jeglicher Art als neue Religion ausruft. Doch mit dem Verbot von Büchern an Schulen in besonders konservativen US-Staaten wie Texas oder Florida, ist (zumindest für mich) das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zum Land der unbegrenzten Dummheit geworden. <BR /><BR />Wie verblendet, scheinmoralisch (und wahrhaft ungebildet) muss man sein, um Weltliteratur, von Mark Twains „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ oder J. D. Salingers „Der Fänger im Roggen“ über John Steinbecks Jahrhundertroman „Von Mäusen und Menschen“ bis zum Tagebuch der Anne Frank aus Klassenzimmern (und Hörsälen) zu verbannen…<BR /><BR /> Pornografisch, vulgär, beleidigend, rassistisch – so lauten die „Anklagepunkte“ von fanatischen Elternverbänden und Bürgerinitiativen bei dieser offenen, vielfach von rechten Initiativen gesteuerten wie finanzierten Zensur. Warum mich das so beunruhigt?<BR /><BR /> Auch in Europa hat es das schon gegeben – unter der Schreckensherrschaft der Nazis. Nur… um derlei zu verstehen, muss man lesen! Auch „Das Tagebuch der Anne Frank“.<BR />