Zu den prägenden Himmelsfiguren langer Winternächte gehört das Sternbild Zwillinge, dem wir uns heute ausführlich widmen. <BR /><BR />Es ist leicht zu finden, denn es enthält die zwei hellen Sterne, Castor und Pollux, die einigermaßen nahe beieinanderstehen und aus der Sicht der Erde weitgehend gleich hell sind. Von jedem der beiden Hauptsterne scheint eine Sternenlinie nach rechts auszugehen, die von etwas schwächeren Sternen gebildet wird. So entsteht leicht das Bild von zwei Brüdern, die eng nebeneinander am Himmel stehen. Sie bilden die kurze Seite eines länglichen Rechtecks. Bei Einbruch der Dunkelheit liegt es waagerecht am Osthimmel, gegen 22 Uhr steht es nach rechts unten gekippt hoch im Süden. <BR /><BR />Das Sternbild Zwillinge grenzt im Norden an die Sternbilder Luchs und Fuhrmann, im Osten an das Sternbild Krebs, im Süden an die Sternbilder Kleiner Hund und Einhorn und im Westen an die Sternbilder Orion und Stier. Mit seiner Fläche von 514 Quadratgraden nimmt das Sternbild Zwillinge unter den 88 Sternbildern den 30. Rang ein. Es ist ein markantes Sternbild und liegt nahe der Wintermilchstraße. Das Sternbild Zwillinge ist ein Tierkreiszeichen, das sind die Sternbilder hinter der Bahn der Sonne, des Mondes und der anderen Planeten. Die Ekliptik ist jener Ebene der Erdbahn und beinahe aller anderer Planeten (Ausnahme Pluto) um die Sonne kreisen. Umgekehrt ist das die Ebene, die die Sonne innerhalb eines Jahres scheinbar am Himmel beschreibt. Am 21. Juni tritt die Sonne von Westen in das Sternbild ein und wechselt am 20 Juli in das Sternbild Krebs. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="745598_image" /></div> <BR /><BR />Das Sternbild Zwillinge wird also von Zeit zu Zeit von Planeten durchwandert, der Mond zieht einmal im Monat hindurch, und vom 21. Juni bis zum 22. Juli befindet sich die Sonne in diesem Sternbild. Dann ist das Zeichen nicht beobachtbar, da es sich gemeinsam mit der Sonne am Taghimmel aufhält und mit ihr gemeinsam auf- und untergeht. getötet.<BR /><BR /><b>Der Mythos rund um die Zwillinge</b><BR /><BR />Das Sternbild Zwillinge ist – wie eingangs gesagt - eines der 48 Sternbilder der Antike. Der griechischen Mythologie zufolge soll es an die Zwillinge Castor und Polydeukes (lateinisch Pollux) erinnern, deren Mutter Leda war, die schöne und starke Königin von Sparta. Der Sage nach war Zeus der Vater von Castor und Polydeukes, daher bezeichnete man Castor und Polydeukes im Altertum auch als „Dioskuren“ („die Zeussöhne“). In einer Version der Sage besuchte Zeus die Leda in der Nacht in Gestalt eines Schwans, in derselben Nacht kam es aber auch zum Beischlaf mit König Tyndareos, Ledas irdischem Gatten. Neun Monate später gebar Leda ein riesiges Ei, aus dem die beiden Zwillinge gemeinsam mit ihren Zwillingsschwestern Helena und Klytämnestra schlüpften. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="745601_image" /></div> <BR /><BR />Die Zwillinge Castor und Polydeukes sollen sich als Kinder wunderbar miteinander vertragen haben. Beide waren wie alle jungen Spartaner athletisch gebaut, sehr zielstrebig, arrogant und stark. Castor wurde ein exzellenter Pferdelenker, Polydeukes ein wendiger und extrem schlagstarker Faustkämpfer. Gemeinsam nahmen sie an der Fahrt Jasons mit dem Schiff Argo nach Kolchis teil, um dort das Goldene Vlies zu stehlen. <BR /><BR />Wieder daheim gingen sie wie alle jungen Spartaner aus gutem Hause gerne mit ihren Freunden auf lukrative Raubzüge ins nahe Arkadien. So stahlen sie dort gemeinsam mit dem Zwillingspaar Idas und Lynceus eine große Viehherde. Wegen der Aufteilung ihrer Beute gerieten die beiden Zwillingspaare miteinander jedoch in heftigen Streit. Dabei verletzte Idas den Castor durch einen Speerstoß in die Brust, daraufhin rammte Polydeukes dem fliehenden Lynceus den Speer in die Seite, woran dieser starb, und Zeus tötete den Idas durch einen Blitz. <BR /><BR />Nun lag Castor im Sterben und sein unsterblicher Bruder Polydeukes war tief verzweifelt. Da bot Zeus dem Polydeukes die Wahl, seinen sterbenden Bruder zu verlassen und fortan als Unsterblicher und Gott im Olymp zu wohnen, oder gemeinsam mit seinem Bruder täglich zwölf Stunden im finsteren Hades und zwölf Stunden im Licht der Götter zu verbringen. Polydeukes entschied sich für Letzteres, und so setzte Zeus die beiden Brüder als Sternbild Zwillinge auf ewig an den Himmel.<BR /><BR />Die Römer nannten die Zwillinge Castor und Pollux. Ihre schöne Schwester Helena wurde, wie uns Homer berichtete, zum Anlass für den Trojanischen Krieg. Ihre Schwester Klytämnestra wurde die Gattin des Königs Agamemnon von Mykene, den sie nach dessen Rückkehr aus Troja ermordete, da sie ihn beschuldigt hatte, deren Tochter Iphigenie der Göttin Diana im Gegenzug zu günstigen Winden für die Fahrt der griechischen Flotte nach Troja geopfert zu haben.<BR /><BR /><b>Die Sterne des Tierkreiszeichens</b><BR /><BR />Das Sternbild Zwilling besteht aus zwei parallelen Sternenketten: die nördliche Kette wird von Castor (α Geminorum), Mebsuta (ε Gem), Tejat Posterior (μ Gem) und Tejat Prior (η Gem) gebildet. Die südliche Kette besteht aus Pollux (β Gem), Wasat (δ Gem), Mekbuda (ζ Gem) und Alhena (γ Gem). <BR /><BR />Die beiden hellsten Sterne des Sternbilds liegen am Himmel in einem Abstand von 4,5° voneinander. Castor und Pollux stellen die Köpfe der beiden Zwillinge dar. Castor ist ein 1,9m heller Stern auf 45 Lichtjahren Entfernung von unserem Sonnensystem und ein schöner, enger Doppelstern. Untersuchungen haben ergeben, dass zu Castor ein weiterer schwacher Stern gehört, und dass alle drei Komponenten spektroskopische auch noch Doppelsterne sind. Castor ist somit ein System aus sechs Sternen. <BR /><BR />Der südlichere Stern – Pollux, auch β Gemiorum genannt – ist mit 1.1 Magnituden der hellere der beiden Hauptsterne. Sein Licht erreicht uns innerhalb von 34 Lichtjahren, währnd das Licht von Castor erst nach 45 Lichtjahren auf die Erde trifft. Seine Helligkeit beträgt 1.6 Magnituden und ist demnach nicht wesentlich weniger leuchtstark.<BR /><BR />Wasat ist ein schöner Doppelstern, acht Mal heller als unsere Sonne, 65 Lichtjahre entfernt. Die beiden Partnersterne stehen sechs Bogensekunden auseinander und sind ungleich hell, sie umkreisen einander einmal in 1200 Jahren. Pollux ist ein 1,1m heller Roter Riese, er liegt in 35 Lichtjahren Entfernung. Wasat liegt genau in der Ebene der Ekliptik. 1931 entdeckte der Astronom Clyde Tombaugh in seiner Nähe den Pluto. <BR /><BR />Mebsuta ist ein gelber Überriese mit über 5000 Sonnenleuchtkräften, er liegt 1100 Lichtjahre von uns entfernt. Tejat Posterior ist ein 2,8m heller Roter Riese mit ca. 140 Sonnenleuchtkräften, in 165 Lichtjahren Entfernung. Alhena ist ein 1.9m heller blauweißer Stern, mit ca. 160 Sonnenleuchtkräften, er ist 105 Lichtjahre von uns entfernt. Besondere Sterne (Veränderliche) Mekbuda ist über 1500 Lichtjahre entfernt, mit 5600 Sonnenleuchtkräften im Maximum, das sich mit Abständen von jeweils 10,15172 Tagen mit der für Cepheiden typischen Präzision wiederholt.<BR /><BR /><b>Zahlreiche weitere Beobachtungsobjekte</b><BR /><BR />An einer Position 2,3° ostsüdöstlich von Wasat kann man im Fernrohr bei dunklem Himmel den kleinen, aber hellen Planetarischen Nebel NGC 2392 beobachten, der auch als „Eskimonebel“ bezeichnet wird. NGC 2392 wurde 1787 auch von Wilhelm Herschel entdeckt. Der kleine Zentralstern des Nebels ist im Fernrohr gut zu sehen, der grünlich schimmernde kugelige Nebel um den Zentralstern ist in kleinen Fernrohren oft erst bei hoher Vergrößerung und mit indirektem Sehen (Teleskop) wahrnehmbar. <BR /><BR />Ca. 3,6° Grad westnordwestlich von Tejat Posterior finden wir im kleinen Fernrohr den Offenen Sternhaufen M35, der in jedem Fernrohr mit Erfolg beobachtet werden kann. M35 liegt in einer Entfernung von 3000 Lichtjahren und ist einer der schönsten Offenen Sternhaufen des Winterhimmels. Ein weiterer sehenswerter Offener Sternhaufen ist NGC 2420. Auch er wurde 1783 von Wilhelm Herschel entdeckt. Man findet NGC 2420 am besten ausgehend von Wasat. Ca. 1,7° ostsüdöstlich von Wasat liegt der 5,9m helle Stern 63 Geminorum. Ca. 2,5° östlich 63 Geminorum kann man NGC 2420 erblicken. In Fernrohren kleiner Öffnung sieht man NGC 2420 nur als einen nebligen Fleck, im mittelgroßen Fernrohr zeigt er sich als dichten Sternhaufen aus zahlreichen schwachen Sternen. Für die Beobachtung von NGC 2420 ist es zweckmäßig, beträchtlich hochzuvergrößern.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />