Palmengesäumte Seen, leuchtende Gärten und hohe, mit Schnee bedeckte Alpengipfel: Der Frühling im Tessin, dem Schweizer Kanton an der Alpensüdseite, weitgehend von Italien umgeben, ist stets etwas Besonderes. Folgende Parks, die alle mit (Reise-)Bus, Bahn, Pkw oder Boot erreichbar sind, sollten sich Südtiroler Gartenfreunde unbedingt in den Reisekalender schreiben.<h3> Kamelienpark in Locarno</h3>In Asien ist die Kamelie als Blume bekannt, die den Frühling bringt. Sie gilt als Symbol der Langlebigkeit, der glücklichen Ehe, des Reichtums, des Sieges und der Zufriedenheit. In Europa findet die Pflanze am Lago Maggiore ideale Klima- und Bodenbedingungen (kaum Frostperioden, passender Säuregehalt des Bodens) vor. Etwa im prächtigen Kamelienpark (Parco delle camelie) in Locarno. Dieser beherbergt an die 1000 nomenklatorisch erfasste Kamelien-Varietäten, darunter etwa 40 Arten und 10 duftende Hybriden. 70 Kamelien müssen noch identifiziert werden.<BR /><BR /> Von seiner schönsten Seite zeigt sich das 10.000 Quadratmeter große Areal am Ufer des Lago Maggiore – es ist Teil der „Gardens of Switzerland“ und trägt das Label „Garden of Excellence“, das von der Internationalen Kameliengesellschaft an die Gärten mit den bedeutendsten Pflanzensammlungen verliehen wird – im April.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1148994_image" /></div> <BR />Für den neben der „Lanca“, dem öffentlichen Strandbad, gelegenen Park, der heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert, sind vor allem die Gärtner des städtischen Gartenbauamtes von Locarno zuständig. Selbstverständlich werden sie von der Schweizerischen und der internationalen Kameliengesellschaft sowie von Spezialisten aus aller Welt unterstützt. So ist es den Gärtnern gelungen, auch zahlreiche ungewöhnliche Arten, Hybriden und Sorten anzusiedeln. <BR /><BR />Der Park verfügt über zahlreiche Spazierwege, die es den Besuchern ermöglichen, so viele Pflanzen wie möglich zu sehen. Das größte Beet – jenes mit den duftenden Kamelienarten – umgibt das Amphitheater, an dessen höchstem Punkt ein kleiner Wasserlauf entspringt, der sich in einen neu angelegten kleinen See ergießt. Der Pavillon mit den Informationstafeln über die Kamelien und der neue See werten den wichtigsten Kamelienpark Europas weiter auf. Der Kamelienpark ist das ganze Jahr offen und kostenlos zugänglich. <h3>Park von Gambarogno</h3>Am rechten Ufer des Lago Maggiore, auf der Hügelterrasse zwischen Piazzogna und Vairano, liegt der wunderschöne Park von Gambarogno. Die Entstehung des Parks geht auf das Jahr 1955 zurück, als Otto Eisenhut, ein Baumschulfachmann aus St. Gallen, das Grundstück kaufte. Seine ursprüngliche Idee war es, mit der Pflanzung von Weihnachtsbäumen zu beginnen und das erstandene Grundstück nach und nach zu einer Baumschule auszuweiten. Das tat er denn auch.<BR /><BR /> Die Begegnung mit dem Engländer Sir Peter Smithers, Ex-Generalsekretär des Europarates und Besitzer eines herrlichen Parks in Vico Morcote, und dem Holländer Piet van Veen, ehemaliger Zahnarzt und Spezialist für Magnolien, Kamelien und Iris, inspirierte Eisenhut aber dermaßen, dass er sich immer leidenschaftlicher seiner botanischen Sammlung widmete.<BR /><BR /> Heute gedeihen auf dem 17.000 Quadratmeter umfassenden botanischen Kunstwerk an die 950 Arten und Sorten Kamelien, 450 verschiedene, zum Teil seltene Magnolien, Azaleen, Pfingstrosen und Rhododendren. Dazwischen wachsen Efeu, Kiefern, Wacholdergebüsch und andere zum Teil seltene europäische und exotische Pflanzen. <BR /><BR />Paradoxerweise schafft gerade die winterliche Sonnenabsenz die Bedingung für das botanische Wunder: Die Temperatur schwankt in der kalten Jahreszeit nur minimal. Das verhindert, dass die empfindlichen Pflanzen vorzeitig zu knospen beginnen und dann bei einem späteren Kälteeinbruch erfrieren.<BR /><BR />Mittlerweile liegt die Führung des Betriebs in den Händen von Eisenhuts Sohn Reto. Er hat das botanische Angebot des Parks von Gambarogno um eine Zitronensammlung erweitert. Diese besteht aus etwa 200 Zitronensorten, die überwiegend auf Dreiblattorangen veredelt sind. Der Park ist von April bis Oktober geöffnet. <h3> Die Brissago-Inseln</h3>Die Brissago-Inseln sind 2 Juwele mit üppiger Vegetation im Lago Maggiore, genauer gesagt im Golf von Ascona. Sie beherbergen den einzigen Botanischen Garten auf einer Insel in der Schweiz, mit subtropischen Arten aus der ganzen Welt. Die größere der beiden Inseln, die Isola di San Pancrazio, beherbergt einen Botanischen Garten, der eine Fläche von 25.000 Quadratmetern umfasst, auf denen über 2000 Pflanzenarten aus Gebieten mit mediterranem Klima wie dem Mittelmeerraum, Chile, Südafrika, Australien und Kalifornien sowie mit feucht-subtropischem Klima wie Asien, Amerika und Ozeanien wachsen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1148997_image" /></div> <BR />Im Zentrum der Insel befindet sich die Villa Emden. Die elegante neoklassizistische Villa, die in den 1930er-Jahren von Max Emden erbaut wurde, wird als Restaurant und Hotel genutzt. Aus Emdens Zeit stammen auch das römische Bad, die Orangerie und das Dock. Zuvor gehörten die Inseln der Baronin Antoinette de Saint-Léger, die sie vor der Verwahrlosung gerettet hatte, um sie zu einer Heimat für Künstler aller Art zu machen: Berühmte Maler, Bildhauer, Musiker und Schriftsteller verkehrten bis 1927 eifrig. Ihr verdanken die Inseln die Grundlagen des heutigen Botanischen Gartens.<BR /><BR />Max Emden starb übrigens 1940. Alleinerbe wurde sein Sohn Hans Erich, der – nachdem als Jude in Deutschland verfolgt – nach Chile floh. Er verkaufte die Inseln 1949 für rund 700.000 Franken an den Kanton Tessin, der sie ab 1950 als Botanischen Garten für die Öffentlichkeit zugänglich machte. <h3> Garten San Grato</h3>Wunderschöne Ausflugsziele, die unter anderem mit dem Mountainbike erkundet werden können, liegen auch am Luganer See. Im Botanischen Garten San Grato beispielsweise – zwischen Monte San Salvatore und Monte Arbostora gelegen, etwa 10 Kilometer von Lugano entfernt – gedeiht die größte Sammlung von Azaleen, Rhododendren und Koniferen in der Region Insubrien. Der botanische Park in der Nähe des Künstlerdorfes Carona umfasst etwa 200.000 Quadratmeter Gesamtfläche, liegt auf 690 Metern Meereshöhe und bietet sowohl einen herrlichen Blick auf den Luganer See als auch auf die Gipfel der Alpen. In den Monaten April und Mai bilden die blühenden Büsche einen überaus farbenreichen und duftenden Teppich.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149000_image" /></div> <BR />Ursprünglicher Besitzer dieses Grundstücks war der St. Galler Industrielle Martin Othmar Winterhalter, der 1923 das Patent für den modernen Reißverschluss erwarb. Doch sein Glück währte nicht lange: Winterhalter verschleuderte sein Vermögen, wurde von seinen Geschwistern entmündigt und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort starb er 1961. Mittlerweile gehört der ganzjährig geöffnete Park dem Tourismusverein von Lugano, der einen Spielplatz errichtete und 5 Themenpfade („Märchenweg“, „Relaxweg“, „Botanischer Weg“ „Kunstweg“ und „Panoramaweg“) durch das bunte Blütenmeer anlegte.<h3>Der Scherrer Park</h3>Für viele ist es das schönste Dorf des Tessins: Morcote am Luganer See. Es klebt im Windschatten des Monte Arbostora und kommt daher auch im Winter in den Genuss eines sehr milden Klimas. Zu einer der größten Attraktionen Morcotes avancierte der wahr gewordene floreale Traum von Hermann Arthur Scherrer (1881-1956), der als Textilhändler viel in der Welt herumkam. <BR /><BR />Bei diesen Reisen entwickelte er eine besondere Liebe für Kunst und Kultur des Orients. Am Steilhang nördlich von Morcote kaufte er Stück für Stück Land zusammen und begann, einen kleinen Garten Eden anzulegen.