Mathias Pircher ist Gastwirt, leidenschaftlicher Falkner und Greifvogelliebhaber. Bartkauz-Pärchen Toni und Rosi hat er vor gut 14 Jahren als Küken bei einer Züchterin in der Lüneburger Heide gekauft. Inklusive aller CITES-Papiere und -Nachweise natürlich. Mathias zog die Tiere in seiner Greifvogelstation beim Hotel Panorama in Schenna groß. <BR /><BR />„Vögel haben mich schon als Bub begeistert“, erzählt Pircher. „Ich zog damals mit einem Fotoapparat los und knipste jedes gefiederte Tier, das mir vor die Linse kam. Nach einigen Jahren hatte ich nahezu die gesamte Südtiroler Vogelwelt abgelichtet.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188282_image" /></div> <BR /><BR />Seine Passion zu den Greifvögeln weckte Uhu Felix in ihm. Dieser stammte aus einer Falknerei in Morter und fand am Gatterer Hof bei Mathias Pircher sein Zuhause. Damals war der Bursche 16 Jahre alt. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte kamen mehrere Tiere hinzu. Auch über Nachwuchs, etwa bei den Schleiereulen, durfte sich der Falkner freuen. Und so begleitete er manche seiner Vögel in jeder Entwicklungsphase: vom Schlüpfen aus dem Ei über die ersten Flugversuche bis hin zur Eroberung der Lüfte. <BR /><BR />„Diese Tiere sind dann natürlich bei mir geblieben. Denn ich bin kein Züchter, keiner meiner Vögel wird verkauft“, so Mathias. „Mir gefällt diese ganz besondere Bindung mit meinen Vögeln, die auf gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamem Training basiert.“ Ein persönliches Verhältnis, das mit Geduld, Hingabe und intensiver Beschäftigung aufgebaut worden ist. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188285_image" /></div> <h3> Gustav, ein kleines gefiedertes Wunder</h3>„Die Vögel fliegen von März bis November täglich mehrere Stunden lang frei“, erklärt der Falkner. „Zwei Milane und der Luggerfalke begleiten mich oft bei meinen Ausflügen ins Hirzergebiet, wo sie dann den ganzen Tag frei fliegen, bei mir bleiben und stets beobachten, wo ich grad unterwegs bin. Manchmal fahre ich mit meinem Scooter los, und die Greife fliegen mit. Sie verfolgen mich dann aus luftiger Höhe. Rekord war von zuhause bis auf den Jaufen und wieder zurück.“ <BR /><BR />Üblicherweise kehren die Vögel von alleine in ihr Gehege zurück. „Wenn jedoch einer türmt, kann ich seinen Flug über einen Sender verfolgen und dann ,abholen‘.“ Eulen hingegen sind ruhiger, bleiben lieber in der Nähe und werden erst in der Dämmerung aktiv. <BR /><BR />Aktuell werden die großzügigen Volieren von den Bartkäuzen Rosi und Toni (14) bewohnt, ebenso von Uhu Romy (14), von Schleiereule Elvis (12), von den Milanen Max (14), Moritz (11) und Diva, vom Gerfalken Jassi (9) sowie vom Luggerfalken Harry (3). Und seit 5. Juni auch vom Bartkauz-Küken Gustav. Ein kleines, gefiedertes Wunder. <BR /><BR /> <video-jw video-id="vRbNBNoL"></video-jw> <BR /><BR />„Toni und Rosi haben nach 13 Jahren endlich Nachwuchs bekommen“, freut sich Pircher. Die beiden Elterntiere – so der erfahrene Falkner – hätten jahrelang gebalzt. Wie aus dem Bilderbuch. Rosis Gelege bestand dann zumeist aus drei bis fünf Eiern, die im Abstand von einem bis drei Tagen gelegt werden. <BR /><BR />Bartkauz-Henne Rosi brütete stets vorbildlich, doch nach 32 Tagen Brutdauer stellte sich stets heraus, dass keines der Eier befruchtet war. Doch heuer hat es endlich geklappt. Aus einem der drei Eier, die Rosi Anfang Mai gelegt hatte, schlüpfte tatsächlich ein Küken: Bartkauz-Baby Gustav. Noch ist der Name nicht fix. Erst die Laboruntersuchung einer Feder wird das wahre Geschlecht des Nachwuchses klären.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188288_image" /></div> <BR />Bartkauz-Küken wiegen beim Schlüpfen etwa 40 Gramm, wachsen sehr schnell und können bereits im Alter von 14 Tagen etwa 500 Gramm schwer sein. Dafür vertilgen die Jungeulen Mäuse am Stück und Eintagsküken, deren unverdauliche Bestandteile – Knochen, Zähne, Haare oder Fell – sie als Gewölle wieder auswürgen.<BR /><BR />Die schütteren Eidunen legen sie wenige Tage nach der Geburt ab, danach wachsen die Halbdunen des Zwischengefieders, und bis zum Erreichen der Flugfähigkeit entwickelt sich das Großgefieder. Die Küken verlassen das Nest schon mit 20 bis 29 Tagen, können aber erst im Alter von 55 Tagen gut fliegen. Bis Bartkäuzchen Gustav die Größe seiner Eltern, die mit 60 bis 70 Zentimetern zu den größten Eulen gehören, erreicht hat, werden noch einige Wochen vergehen.<BR /><BR />Was aber macht Gustav und seine Bartkauz-Familie – in der Fachsprache werden sie Strix nebulosa genannt – so besonders? Ganz einfach: Sie kommen in Südtirol in der freien Wildbahn nicht vor. Strix bedeutet im Lateinischen Eule und umfasst als Vogelgattung europaweit drei Arten: den Bartkauz, den Habichtskauz und den Waldkauz. In Südtirol ist nur der Waldkauz heimisch. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188291_image" /></div> <BR />Sein Vetter, der Bartkauz, hingegen ist in den Nadelwäldern des nördlichen Europas, Asiens und Nordamerikas beheimatet. Hier bewohnt diese Eulenart hochstämmige, dichte Fichten- und Kiefernwälder. <BR /><BR />Auf der IUCN Red List of Threatened Species (Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN) wird der Bartkauz als „nicht gefährdet“ geführt. Im Norden Russlands und Nordamerikas kann die Siedlungsdichte in guten Mäusejahren neun Brutpaare auf 100 Quadratkilometern betragen. In Europa ist diese Vogelart seltener und kommt nur in kleinen, stabilen Populationen vor. <BR /><BR />Außerhalb der Klimazone zwischen dem 50. und 70. Breitengrad ist der Bartkauz nur in geschützten Gehegen und Volieren oder in Zoos zu sehen. Die Art wird in rund 260 europäischen Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188294_image" /></div> <BR /> Das Tier fällt vor allem durch sein großes, rundes Gesicht mit dem federumrandeten Gesichtsschleier auf. Unterhalb des Schnabels verläuft eine dunkle Zeichnung, die ihm seinen Namen verleiht – sie erinnert an einen Bart. Die Augen wirken im Verhältnis zum Gesicht klein, was dem Bartkauz ein besonderes Aussehen verleiht. <BR /><BR />Bei der Jagd verlässt er sich fast ausschließlich auf sein ausgezeichnetes Gehör. Selbst unter einer dicken Schneeschicht kann er Bewegungen orten und seine Beute gezielt schlagen. Seine Körpergröße ist vergleichbar mit der des Uhus, allerdings ist er mit einem Gewicht von bis zu 1.900 Gramm nur halb so schwer wie die schwersten Uhus. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188297_image" /></div> <BR /> Die Lebenserwartung der Tiere beträgt in freier Wildbahn knapp 20 Jahre, in Menschenobhut wesentlich mehr. Als Höchstalter der Bartkäuze werden 29 Jahre angegeben, erreicht im Zoo Berlin. <BR /><BR />Rosi und Toni im Schenner Gehege haben also noch öfter die Möglichkeit, Mathias mit Nachwuchs zu überraschen...