Rosa Unterfrauner sitzt an ihrem Stubentisch und liest in einem ihrer Lieblingsbücher, es ist der letzte Satz aus Hape Kerkelings Reisebericht „Ich bin dann mal weg“, er lautet: „Und wenn ich es Revue passieren lasse, hat Gott mich auf dem Weg immer wieder in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.“ <BR /><BR />Ihre 80 Jahre sieht man Rosa Unterfrauner Tauber, Jahrgang 1944, aus Feldthurns nicht an. Wie eh und je trägt sie ihre Haare zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden und eine weiße Küchenschürze. „Ohne die kann ich nicht arbeiten“, sagt sie.<h3> Der Verlust und der Weg weiter</h3> Unterfrauner ist Mutter von 6 Kindern und wurde mit 45 Jahren Witwe. „Mein Mann starb 1989 mit 46 Jahren nach einer Herzoperation im Krankenhaus, er hatte seit seiner Kindheit einen Herzfehler“, erzählt sie. Es war nicht der erste Schicksalsschlag für die Familie: Wenige Jahre zuvor war der damals 4-jährige Sohn Wolfgang bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. <BR />„Als mein Mann starb, waren die 3 Mädchen und die 2 Buben zwischen 5 und 19 Jahre alt. <BR /><BR />Und wie ist das dann alles weitergegangen? Im Hause Tauber war schon immer viel Leben gewesen, „wir waren und sind ein offenes Haus“, sagt Rosa Unterfrauner. Seit Jahrzehnten, schon zu Lebzeiten ihres Mannes, betreibt die Familie ein Ferienheim – und auch wenn der Begriff „Ferienheim“ heute etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, kommen auch heute noch Jugendliche und Erwachsene aus Deutschland das ganze Jahr über ins Ferienheim Tauber. Über 35 Jahre lang lief das vor allem, wie vielerorts in Südtirol, über die bundesdeutsche Arbeiterwohlfahrt.<h3> Woher die Kraft kommt</h3> Rosa leitet das Haus bis heute. „Für viele Gäste sind wir hier so etwas wie ein zweites Zuhause.“ Im Erdgeschoss wird für die Gäste gekocht, „wenn ich nachts eines der Kinder husten hörte, bin ich nach oben gegangen und habe es zugedeckt.“ <BR /><BR />Woher nahm sie die Kraft nach dem frühen Verlust ihres Mannes und dem tragischen Tod des kleinen Wolfgang? „Die kommt vom Herrgott. Ich bin nicht fromm, aber ich bin gläubig, in der Kirche kann ich zur Ruhe kommen, mich sammeln, da kommen mir gute Ideen. Und: Ein Gebet geht nicht verloren.“ <BR /><BR />An Gott gezweifelt habe sie eigentlich nie: „Ich will einfach, dass es einen Herrgott gibt.“ Nur einmal, nach dem Tod ihres Kindes, habe sie eine Zeit lang nicht in die Kirche gehen wollen. „Ich wollte dem Herrgott keine Freude mehr machen.“ Und dennoch glaubt Rosa Unterfrauner: „Der Tod eines Menschen ist keine Strafe, wir müssen es dem Herrgott überlassen, es annehmen.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-63946056_quote" /><BR /><BR /> Natürlich gab es schwierige Momente, das sechste Jahr nach dem Tod des Mannes war das schwerste, so Unterfrauner, warum, wisse sie selbst nicht ganz genau, aber sicher sei: Erst mit der Zeit und den Jahren merke man, dass man alleine sei. <BR /><BR />Seit über 60 Jahren ist sie Mitglied im KVW, seit 23 Jahren im Vorstand der Interessengemeinschaft für Verwitwete und Alleinstehende. Gegründet wurde die Interessengemeinschaft für Verwitwete und Alleinstehende 1968. Landesweit gibt es rund 240 ehrenamtliche Witwenvertreterinnen, aus denen der Vorstand der Interessengruppe bestimmt wird. <BR /><BR />Der Vorstand setzt sich für die Rechte der Witwen und Witwer ein und erstellt das Jahresprogramm. Einmal im Jahr treffen sich Verwitwete und Alleinstehende aus dem Bezirk Eisacktal zu einem gemeinsamen Ausflug. Höhepunkt ist die jährliche Tagung in Brixen. <h3> Freude an den kleinen Dingen im Leben</h3>Die mehrfache Großmutter ist fest in Feldthurns verwurzelt und gleichzeitig weltoffen: Zu ihrem 70. Geburtstag reiste sie mit einer Reisegruppe nach Südamerika, um das Grab der heiligen Rosa von Lima zu besuchen. Noch heute schwärmt sie von dieser Reise: „Es war unglaublich toll.“<BR />„Toll“ findet sie übrigens auch die Biografie von Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger: „Ich habe das Buch 2 Mal gelesen, es ist wirklich total interessant.“ <BR /><BR />Insgesamt glaubt Rosa Unterfrauner: „Es kommt auf die Kleinigkeiten im Leben an, die Freude bereiten.“ Noch einmal nimmt sie das Buch von Kerkeling zur Hand: „,Hab Vertrauen in den, der dich wirft.' Ist das nicht ein wunderbarer Satz? Er ist einfach wahr.“ <BR /><BR /><BR /><b>Die Tagung</b><BR /><BR />Am vergangenen Sonntag hat sich die Interessensgruppe der Verwitweten und Alleinstehenden im KVW zum 54. Mal zur traditionellen Tagung in der Cusanus-Akademie in Brixen eingefunden und über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Einladung gefolgt. Seit mehreren Jahren schon ist Rosa Purdeller Obergasteiger die Vorsitzende. Der Festgottesdienst wurde von Prof. Ulrich Fistill, Rektor der Cusanus-Akademie, zelebriert. Reinhard Demetz, Leiter des Seelsorgeamtes der Diözese Bozen-Brixen, stellte seinen Vortrag unter den Titel „Glück: Illusion oder Lebensziel?“ Für Unterhaltung sorgten die Seniorentheatergruppe Unterinn und der Sarner Männerchor mit Rosa Oberhöller. <BR />