Mit Sylvaner und Grüner Veltliner fühlen sich heute österreichische Trauben ebenso wohl in Südtirol wie deutsche (Riesling und Kerner) und Schweizer (Müller Thurgau), um nur einige aus den deutschsprachigen Nachbarländern zu nennen. Und aus dem Süden zieht auch eine Trentiner Rebe ins Land. Der Teroldego, der direkt aus dem Gebiet zwischen Etsch und Noce südlich von Salurn stammt. Hauptsächlich aus Mezzocorona, dem ehemaligen Kronmetz.<BR /><BR />Neben der Südtiroler Weinsorten Lagrein, eine der ältesten Rebsorten Italiens, zählte der Teroldego schon vor mehr als 250 Jahren zu den Lieblingsweinen von Kaiserin Maria Theresia, einst auch Kaiserin der Südtiroler und Trentiner. Sie trank am liebsten Weine aus der Region südlich von Bozen. Wie zuvor schon die Grafen von Tirol aus Meran.<BR /><BR />Damals trug der Teroldego noch einen deutschen Namen. Kaiserin Maria Theresia betitelte ihn als „Tiroler Gold“. Und davon leitet sich der heutige Name ab. Tirol steckt also immer noch im Wort Teroldego. Wie übrigens auch in anderen Schreibweisen im Trentiner Dialekt wie Tiroldela, Tiroldego, Tiroldico oder Tiroldigo. <h3> 3 Brüder: Lagrein, Teroldego und Marzemino</h3>In diesen deutsch-italienischen Mischbegriffen drückt sich die jahrhundertelange Grenzregion Welsch-Tirol zwischen Südtirol und Venetien sprachlich beispielhaft aus. Gleiches gilt übrigens für den Ortsteil Teroldeghe der Gemeinde Mezzolombardo, früher Welsch-Metz genannt, im Kerngebiet des Teroldego.<BR /><BR />Und nun wird es spannend, was den Familienstammbaum der Weine betrifft: Der Teroldego ist ein Verwandter des Lagrein. Ein naher sogar, denn er ist sozusagen der Bruder des Südtiroler Vorzeigeweins. Die enge genetische Verwandschaft bestätigte 2004 das „Istituto agrario di San Michele all'Adige“ (heute „Fondazione Edmund Mach“). Es ist eine Verwandtschaft ersten Grades, die Lagrein und Teroldego verbindet.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="936607_image" /></div> <BR /><BR /> Und mit dem Marzemino – ebenfalls aus dem Etschtal, wenn auch noch weiter südlich – haben diese beiden einen weiteren Bruder. Früher hieß es übrigens einmal, der Lagrein wäre eine natürliche Kreuzung aus Vernatsch und Teroldego, was nicht zutrifft. Steht übrigens heute noch falsch auf Wikipedia.<BR /><BR />Apropos Vernatsch: Der Name der Rebe der verbreitetsten Sorte Großvernatsch lautet eigentlich Trollinger. In Deutschland gibt es sogar einen gleichnamigen Wein mit dieser Traube. Und die Bezeichnung Trollinger geht auf den seit mehr als 300 Jahren gebräuchlichen Namen „Tirolinger“ für den Südtiroler Wein zurück. <h3> Noch mehr Verwandschaft: Syrah, Blauburgunder</h3>Ebenfalls spannend ist, dass für Lagrein, Teroldego und Marzemino über die heute nahezu ausgestorbene Weinsorte Dureza eine Verbindung dritten Grades zur Rebsorte Syrah nach Frankreich besteht. Sozusagen der Neffe. Denn aus einer vermutlich natürlichen Kreuzung zwischen der roten Sorte Dureza und der weißen Sorte Mondeuse Blanche ist laut DNA-Analysen der University of California die bekannte rote Rebsorte Syrah entstanden. <BR /><BR />Der Lagrein und der Teroldego gehen ebenfalls auf eine vergleichbar spektakuläre natürliche Kreuzung zurück, obwohl bei diesen beiden Sorten die „Eltern“ noch unbekannt sind. Möglicherweise spielt der Trentiner Weißwein Nosiola eine Rolle. Zumindest phonetisch gibt es da in alten Namen eine mögliche Brücke zum Dureza, wurde doch der Nosiola früher auch Durella oder Durola genannt. Definitives muss da aber die Wissenschaft über DNA-Analysen liefern.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="936610_image" /></div> <BR /><BR />Damit nicht genug. Ebenfalls zur erweiterten Verwandtschaft zählt laut Wissenschaftler der Pinot noir, der Blauburgunder. Und damit schließt sich der Kreis in Bezug zu Südtiroler Weinen endgültig, denn die Ursprünge des Pinot noir werden aus einer natürlichen Kreuzung von Schwarzriesling mit dem Traminer vermutet. <BR /><BR />Der Südtiroler Gewürztraminer spielt im Nebel der Geschichte also auch noch eine mögliche Rolle in den europaweiten Verwandtschaftsverhältnissen.<BR /><BR /> Der Gewürztraminer, nach der Gemeinde Tramin benannt, wurde im Mittelalter noch schlicht Traminer genannt. Heute lautet sein zweiter Name Roter Traminer. Und weil wir gerade bei Verwandtschaften sind – der genetisch fast identische Weiße Traminer, der ebenfalls rund um Tramin angebaut wird, ist auch weltbekannt, wenn auch unter dem Namen Sauvignon blanc. <BR /><BR />Und dann noch das finale Stück im Verwandtschaftskrimi der Weine: Weltbekannt ist auch eine Kreuzung aus Roter und Weißer Traminer, der Chenin Blanc.<BR />