Das Bozner Slampublikum stimmte am Samstagabend für den Lautpoeten und Kabarettisten aus Innsbruck, der damit einen verdienten Sieg einstreichen konnte und den Titelverteidiger Jörg Zemmler als Poetry-Champion ablöste. Bereits während der Vorrunden, mit insgesamt 24 Slammerinnen und Slammern, konnte „Der Koschuh“ mit seinem Text vom Anderssein punkten, wobei er – im Sinne Thomas Bernhards – einen anspruchsvollen zeitgenössischen Stoff slammte und gleichzeitig in die Rolle eines missmutigen Griesgrams schlüpfte, der unter anderem stolz auf seine beindruckende Anzahl an Facebook-Feinden ist. Vielleicht hat sich „Der Koschuh“ am Tag darauf gerade deshalb die meisten Freunde in Bozen gemacht.Stefan Abermann, der zu den Weitgereisten in der Slammerszene zählt, belegte hinter „Der Koschuh“ Platz 2 und der aus Steinegg stammende Matthias Vieider wurde überraschend Dritter. Vieider überstand Vorrunde und Halbfinale äußerst knapp und am Ende war sein Vorsprung von 0,5 Punkten auf den Viertplatzierten Arno Dejaco aus Brixen mehr als hauchdünn. Während der Vorjahressieger Jörg Zemmler ebenfalls unter die besten 10 kam, scheiterten die für das Ö-Slam-Finale qualifizierten Lokalmatadore Alissa Thaler und Rüdiger Plé bereits in der Vorrunde. Das während der beiden Slam-Tage zahlreich erschienene Publikum konnte sich anhand der Vielfalt an gebotenen Texten und Vortragsmöglichkeiten – welche die Moderatoren Mieze Medusa und Markus Köhle in ein angenehmes und unterhaltsames literarisches Abendprogramm zusammenschnürten – zudem überzeugen, dass ein Poetry Slam obendrein ein Sprungbrett für eine literarische Laufbahn als Schriftsteller sein kann, denn neben den Erstplatzierten, machten Lautpoeten wie Moritz Beichl, Michael Murnau, Alissa Thaler oder der Kaffeehausliterat René Monet, mit ihren präzise gebauten Texten auf sich aufmerksam – auch wenn sie beim Finale im Ex-Alumix nicht ganz vorne mitmischen konnten.Ob „Der Kuschuh“ das Bozner Publikum mit seinen äußerst anspruchsvollen italienisch-nordtirolerischen Ansagen auf seine Seite brachte, bleibt fraglich; „Voulez vous Koschuh avec moi …?“ stand auf seinem T-Shirt. Und das Publikum wollte ihn.