Die Entdeckung dieser merkwürdigen Himmelserscheinung hängt direkt mit der einfachen Frau Williamina Fleming zusammen, die nämlich als erste den so genannten Pferdekopfnebel dokumentiert hat. <BR /><BR />Geboren wurde Fleming im schottischen Dundee. 1857 ist sie dann mit 21 Jahren nach Boston umgesiedelt. Während sie schwanger war, hatte sie zuerst ihren Mann verlassen. Und da geriet sie in arge Not, Geld zu beschaffen, und ist dann schließlich als Hausangestellte bei Professor Edward Joyce Pickering gelandet, seines Zeichens der Leiter des Harvard College Observatoriums. <BR /><BR />Das sind jetzt wirklich Geschichten, wie sie das Leben schreibt. Da der Astronom Pickering so beeindruckt von der Intelligenz dieser Frau war, betraute er diese auch am Observatorium mehr und mehr mit Aufgaben und am Ende entwickelte sie dann sogar eine Klassifikation von Sternen. Die fleißige Schottin hat sich am Harvard College schon von Anfang an als wahre Stütze erwiesen. Und 1887 entdeckte sie schließlich den Pferdekopfnebel als halbkreisförmige Einbuchtung in einem Emissionsnebel im Sternbild Orion. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="869276_image" /></div> <BR /><BR />Durch das Überblenden mit neuem Infrarot kommt eine wunderbare, dreidimensionale Struktur dieses Nebels zum Vorschein (<b>siehe Bild weiter unten</b>). Da sieht man jetzt auch sehr schön links oben, wie ein junger Stern diese Form bereits verändert. Überhaupt ist der ganze Scheitel des Pferdekopfnebels beleuchtet von einem viel stärkeren größeren Stern, der hier gar nicht dem Bild ist. Heute sehen wir diesen Nebel, wie er vor rund 1400 Jahren ausgesehen hat. So lange hat nämlich das Licht gebraucht, bis es unsere Teleskope erreicht. <BR /><BR />Würden wir hypothetisch dort sein, würde diese Struktur ganz anders ausschauen. Wahrscheinlich würde dieses Gebilde nicht mehr wie ein Pferdekopf aussehen, sondern wie ein ganz anderen geordneten Dunkelnebel. Und da stellt sich uns die Frage, womit wir es konkret zu tun haben, welches Material sehen wir da? Wissenschaftler berichten, dass wir hier in erster Linie molekularen Wasserstoff vorfinden. Dazu kommen noch eine ganze Reihe von einfachen Kohlenwasserstoffverbindungen, ein bisschen Sauerstoff und vielleicht eine Prise Schwefel. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="869279_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR />Und da sind wir schon beim eigentlichen Phänomen angelangt, dass die Dichte dieses Materials so gering ist, dass wir eigentlich spielend hindurch blicken könnten, wenn etwa ein Raum auf Erden jetzt mit diesem Material angefüllt wäre. Da könnte man locker durchschauen. Da redet man von ein paar hundert Teilchen pro Kubikzentimeter, je nachdem, wo man gerade in den Nebel hineinschaut. <BR /><BR />Da könnten auch mal einige Millionen Teilchen pro Kubikzentimeter sein, aber das ist im Vergleich zu unserer Atmosphäre absolut nichts. Verglichen mit der Atemluft, die uns diese gerade umgibt, sind wir meilenweit von Dichte entfernt. Die Atemluft hat auf unserer Meereshöhe eine Dichte von 10²³ Teilchen pro Kubikzentimeter. <h3> Extrem dünn, aber riesengroß</h3>Der Pferdekopfnebel erscheint dunkel, auch wenn sich dahinter eine Lichtquelle befindet. Der Emissionsnebel EC 434 sorgt für die Hintergrundbeleuchtung des Pferdekopfnebels. Nicht im sichtbaren Spektralbereich ist dieser Nebel hier dunkel eingefärbt, da es dieses Licht nicht durch diese Wolke hindurchschafft, weil die Wolke zwar extrem dünn ist, aber auch riesengroß. Das sind hier 3 Lichtjahre Ausdehnung. <BR /><BR />Und insgesamt haben diese Teilchen doch 27 Sonnenmassen Material. Doch diese Menge ist unglaublich verdünnt und verteilt sich auf diese extreme Entfernung von 3 Lichtjahren bei der Temperatur, der hängt jetzt auch wieder davon ab, von wo wir genau hinschauen, dann legen wir so zwischen 100 Kelvin (das ist mit -273 °C die niedrigste Temperatur auf dieser Temperaturskala) und bis runter zu 15 Kelvin. Das sind schon sehr niedrige Temperaturen in einer solchen Dunkelwolke. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="869282_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Sichtbar ist der Pferdekopfnebel von fast jedem Punkt unseres Planeten aus. Das liegt daran, dass der Nebel äquatorial ausgerichtet ist. Demnach können die Bewohner großer Teile der Nordhemisphäre und aus der südlichen Hemisphäre sehen Mit bloßem Auge klappt eine Beobachtung leider nicht. Aber es genügt schon 20 Zentimeter Teleskop für wunderbare Aufnahmen. Entsprechend wurde schon sehr früh erfolgreich fotografiert.<BR /><BR /> Edward Barnard hat einen ganzen Katalog der Dunkelwolken angelegt. Mit in der Endausbaustufe sind es 349 Dunkelnebel geworden. Diese wurden dann einfach durchnummeriert. Der Pferdekopfnebel hat dabei die Nummer 33 erhalten. Daher spricht man kurz von B für Barnard und eben B 33. <BR /><BR /><BR />Wiliamina Flemming wurde nach einer beachtlichen Karriere am Harvard Observatory als erste Frau Ehrenmitglied der Königlichen Astronomischen Gesellschaft in London, bevor sie dann schließlich 1911 an einer Lungenentzündung verstarb. Ihre erste Originalaufnahme des Nebels war nur ein einziger kleiner Kreisbogen sichtbar auf dieser Platte, ganz anders als die Hochleistungsfotoapparate der heurigen Zeit. Jedenfalls war die Entdeckung dieses spektakulären Objektes bestimmt eine herausragende Leistung, die uns noch jahrzehntelang begeistern wird. <BR />