Die Wissenschaftlerin arbeitet im Rahmen eines gemeinsamen Projekts von Universität Trient und dem terraXcube bei Eurac Research in Bozen. In dieser Klimakammer findet sie ideale Voraussetzung für die Forschungsarbeit. <BR /><BR /><b>Zuerst Gratulation zum Forschungspreis! Psychologie und Klimawandel klingt nach einer spannenden Kombination. Was ist die zentrale Frage dieser Forschungsarbeit?</b><BR />Laura Battistel: Unser Hauptziel ist es, festzustellen, wie empfindlich Menschen auf die Temperatur einer Umgebung reagieren. Mit anderen Worten, wir wollen verstehen, welches die kleinste Veränderung der Außentemperatur ist, die wir wahrnehmen können. Außerdem wollen wir herausfinden, welche externen Faktoren diese Empfindlichkeit beeinflussen können. Können zum Beispiel verschiedene Farben des Lichts unsere thermischen Beurteilungen beeinflussen?<BR /><BR /><b>Woher kommt die Idee zu dieser Fragestellung?</b><BR />Battistel: Diese Forschungsanwendung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem CIMeC (Universität Trient) und dem terraXcube (Eurac Research). Das CIMeC ist ein Exzellenz-Forschungszentrum auf dem Gebiet der Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie. Der terraXcube hingegen ist ein innovatives Forschungslabor, in dem wir mit Hilfe verschiedener Klimakammern alle Wetterbedingungen auf unserem Planeten kontrolliert simulieren können. Die Idee einer Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Einrichtungen ergibt sich daher aus der Möglichkeit, zu untersuchen, wie die äußere Umgebung verschiedene psychologische Aspekte beeinflussen kann.<BR /><BR /><b>In einfachen Worten: Was sind die ersten Ergebnisse?</b><BR />Battistel: Die ersten Ergebnisse unserer Forschung zeigen, dass die Menschen kaum in der Lage sind, Temperaturänderungen von weniger als + oder - 1 °C wahrzunehmen. Oberhalb dieser Schwelle zeigen sie jedoch eine überraschende Fähigkeit, die Außentemperatur wahrzunehmen. Außerdem scheint diese Fähigkeit bei allen Menschen gleich zu sein, abgesehen von möglichen individuellen Unterschieden wie den üblichen Vorlieben für wärmere (kalte Menschen) oder kältere (warme Menschen) Temperaturen. Die zweite Untersuchung, die wir durchgeführt haben, hat uns gezeigt, dass verschiedene Farben von Licht unsere Temperaturbeurteilung beeinflussen können. Insbesondere scheint es so zu sein, dass rotes Licht die Illusion einer wärmeren Umgebung erzeugt, während blaues Licht die Illusion einer kälteren Umgebung erzeugt. Tatsächlich fanden wir heraus, dass Menschen, die eine rot beleuchtete Klimakammer betraten, diese mit größerer Wahrscheinlichkeit als wärmer empfanden als eine blau beleuchtete Klimakammer.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="931084_image" /></div> <BR /><b>Welche praktische Bedeutung können diese Erkenntnisse haben?</b><BR />Battistel: Diese Ergebnisse scheinen noch vorläufig zu sein und bedürfen weiterer Forschung. Sie weisen jedoch auf die Möglichkeit hin, von der Art und Weise zu profitieren, wie unsere Wahrnehmung der Temperatur funktioniert. Die Entdeckung, dass Temperaturschwankungen von weniger als 1 °C schwer zu erkennen sind, eröffnet die Möglichkeit, die Klimaanlage ein Grad höher einzustellen als bisher, um Energie zu sparen und gleichzeitig den Komfort der Menschen zu erhalten. Ebenso könnten die Heizungen im Winter um ein Grad niedriger eingestellt werden. Die Erforschung der menschlichen Wärmewahrnehmung kann daher neue Erkenntnisse und Lösungen für ein grundlegendes Problem unserer Zeit liefern: die Suche nach alternativen Strategien zur Energieeinsparung angesichts der globalen Erwärmung. Eine alternative Strategie könnte zum Beispiel darin bestehen, die anderen Sinne zu stimulieren und so den thermischen Komfort der Menschen zu verbessern, ohne die Temperatur aktiv verändern zu müssen. Unsere Forschungen legen nämlich die Möglichkeit nahe, mit kühlem Licht die Illusion einer kühleren Umgebung zu erzeugen oder mit warmem Licht das Gegenteil zu tun.<BR /><BR /><b>Wie geht es weiter mit dem Forschungsprojekt?</b><BR />Battistel: Die nächste Studie, die wir durchführen werden, zielt darauf ab, zu untersuchen, ob unsere Empfindlichkeit gegenüber der Außentemperatur variiert, wenn die getesteten Temperaturen nicht einem angenehmen Bereich entsprechen, sondern als kalt oder warm empfunden werden. Diese Studie wird es uns ermöglichen, unsere Ergebnisse besser auf reale Kontexte zu übertragen. Wir werden nämlich unsere Empfindlichkeit gegenüber Temperaturen testen, die im Winter (z. B. 18 °C) und im Sommer (z. B. 28 °C) in Gebäuden herrschen können. Die Ergebnisse werden uns helfen, noch präzisere Schlussfolgerungen zu ziehen und die jetzt als optimal geltenden Temperaturen entsprechend zu ändern.<BR /><BR />ZUR PERSON<BR /><BR />Laura Battistel ist 1997 in Belluno geboren, wo sie am Wissenschaftlichen Lyzeum die Reifeprüfung ablegt. 2016 beginnt sie ihr Studium der Psychologie an der Universität Trient, seit 2019 spezialisiert sie sich dort auf das Thema Neurowissenschaften. <BR />