<b>Von Stephan Niederegger</b><BR /><BR />Sein Onkel Simon Vikoler war in den 1960er-Jahren Kapellmeister der Musikkapelle Völs am Schlern und sein Vater 1. Flügelhornist. Sie beide waren seine musikalischen Vorbilder und damit stand schon für den kleinen Michael fest, dass er bei der Musikkapelle mitspielen und Kapellmeister werden will. <BR /><BR />Und so sollte es schließlich kommen: 1986 ist Michael Vikoler als Trompeter zur Kapelle gekommen, zehn Jahre später hat er den Kapellmeisterlehrgang des Verbandes Südtiroler Musikkapellen (VSM) abgeschlossen. Im gleichen Jahr hat er den Taktstock von Kapellmeister Paul Bozzetta übernommen. Gleichzeitig hat er sich als Tischler selbstständig gemacht, „um den Beruf besser mit dem zeitaufwändigen Hobby koordinieren zu können.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173345_image" /></div> <BR />Er ist mit Leib und Seele Kapellmeister, denn seine Leidenschaft ist es, die Musik selbst zu gestalten und gemeinsam mit den Musikantinnen und Musikanten die Noten auf dem Papier nach den Vorstellungen der Komponisten in Klänge zu verwandeln. <BR /><BR />Neun Jahre – mit Unterbrechungen – hat er parallel die Musikkapelle Waidbruck geleitet und weitere fünf Jahre die Nachbarkapelle von Seis am Schlern. Da bleibt für ihn wenig Zeit, noch selbst zu spielen. Manchmal nimmt er aber dennoch die Trompete zur Hand, öfters die Tuba – und spielt in kleinen Besetzungen mit. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173348_image" /></div> <BR />Obwohl ihm seinerzeit von vielen abgeraten wurde, im eigenen Dorf Kapellmeister zu werden, habe er diese Entscheidung bis heute nicht bereut, hebt Michael Vikoler hervor: „Die Musik ist meins!“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173351_image" /></div> <BR /><BR />Wenn er nicht in der Werkstatt steht oder auf Montage ist, dann trifft man ihn im Probelokal an oder er ist mit der Musikkapelle bei einem Auftritt. Aber dem nicht genug, denn seit 2008 versieht er auch den Dienst als Kirchenmesner. Das sei nicht geplant gewesen. <BR /><BR />Zum Einstand von Pfarrer Stephan Astner CanReg, dem Neustifter Chorherrn, fehlte der Mesner und Michael Vikoler sprang kurzerhand ein. Aus diesem Aushilfsjob wurde eine feste Anstellung, denn „wenn ich irgendwo zusage, dann ziehe ich das auch durch.“<BR /><BR />Schon als Ministrant hatten ihn die Kirchenglocken immer fasziniert, erzählt er. Sein Vater Johann war noch Glockenläuter in einer Zeit, als diese noch mit der Hand geläutet wurden, erinnert er sich und erklärt auch die Besonderheit im Völser Kirchturm: Die drei großen Glocken wurden 1703 von der Innsbrucker Gießerei Grassmayr aus einem Schmelz gegossen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173354_image" /></div> <BR />Sie sind damit die ältesten noch erhaltenen Kirchenglocken dieser Art, erklärt er. Zudem sind sie im ungewohnten Tritonus C-D-Fis gestimmt – die gleiche Stimmung wie die Glocken der Rainkirche in Bruneck.<BR /><BR />Jeden Tag ist Michael Vikoler mindestens zweimal in der Kirche – um 7 Uhr morgens zum Aufsperren des Kirchentors und am Abend zum Zusperren. Das Glockengeläut ist mittlerweile elektronisch gesteuert.<BR /><BR /> Die Vorbereitung von Gottesdiensten und kirchlichen Feiern wie Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Hochzeiten oder Beerdigungen, die Pflege und sachgemäße Aufbewahrung der liturgischen Geräte und Bücher ebenso wie die Betreuung der technischen Anlagen gehören zu den Hauptaufgaben des Mesners als einer der engsten Mitarbeiter des Pfarrers. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173357_image" /></div> <BR />Vikoler beschreibt sich selbst als religiös und traditionsbewusst, daher sieht er diese Aufgabe keinesfalls als Belastung. An Sonn- und Feiertagen bekommt er mittlerweile Unterstützung, dennoch könne man wohl auf einer Hand die Sonntage zählen, an denen er nicht in der Kirche ist: „Den Sonntagsgottesdienst besuchen wir ja sowieso.“<BR /><BR />Und wenn dann wirklich einmal Zeit bleibt zum Ausspannen und Nichtstun, dann legt Michael Vikoler sich auf sein „wunderbares Sofa“ im Wohnzimmer oder auf den Liegestuhl im Garten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1173360_image" /></div> <BR />Dazu setzt er sich die Kopfhörer auf und genießt am liebsten klassische Musik – von Beethoven über die italienischen Opernkomponisten bis hin zu Wagner. Schon sein Vater Johann habe ihm aufgetragen, Streichorchester zu hören, um die Musik kennen und verstehen zu lernen. Daher ist auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker für ihn ein jährlicher Pflichttermin. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69996259_listbox" /><BR /><BR />Weil er von Weihnachten bis Dreikönig immer mit den Neujahrsbläsern unterwegs ist, geht sich die Liveübertragung am 1. Jänner zeitlich nur bedingt aus. Daher behilft er sich mittlerweile mit Wiederholungen und Streamingangeboten.<BR /><BR />Auf die Frage, woher er nach all diesen Jahren immer noch die Motivation und Begeisterung nimmt, sich in der Freizeit für Musik und Kirche zu engagieren, erwidert Vikoler knapp und klar: „Wenn ich etwas übernehme, dann mache ich das zu 100 Prozent.“ Diese Wertehaltung habe er von seinen Eltern übernommen und auch an seine Kinder weitergegeben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69996252_listbox" />