Außerdem erklärt Michaela Mahlknecht, seit 1989 mit Ras-Generaldirektor Georg Plattner verheiratet und Mutter von 4 Kindern, im Interview, welche besonderen „Brocken“ sie nun anpacken möchte und warum zuverlässige Information wichtiger denn je ist. <BR /><BR /><b>Frau Mahlknecht, wie fühlt es sich an, die neue Chefredakteurin von Rai Südtirol zu sein?</b><BR />Michaela Mahlknecht: Sehr gut. Es ist natürlich eine andere Arbeit, aber ich weiß ein sehr kompetentes und motiviertes Team hinter mir und hoffe, das eine oder andere bewegen zu können.<BR /><BR /><b>Was denn in erster Linie?</b><BR />Mahlknecht: Vor allem möchte ich in der Position des öffentlich-rechtlichen Senders verstärkt junge Menschen erreichen. Hierfür gilt es wohl, die Schwerpunkte etwas zu verlagern, nachdem die Ressourcen immer dieselben bleiben. Wir werden versuchen, mehr Präsenz auf den sozialen Plattformen wie Instagram zu zeigen. Ich glaube, hier sind alle seriösen bzw. klassischen Medien gefragt – je mehr wir alle ein gutes Infopaket liefern, desto besser.<BR /><BR /><b>Sie meinen, desto besser für die gesamte Gesellschaft?</b><BR />Mahlknecht: Ganz genau. Wenn wir eine gute Demokratie wollen, dann brauchen wir gute, verlässliche Information. Das ist in Zeiten von Fake News wichtiger denn je. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Um damit bedenklichen gesellschaftlichen Tendenzen wie der zunehmenden Polarisierung und der allgemeinen Unzufriedenheit entgegenzusteuern?</b><BR />Mahlknecht: Diesen Punkt finde ich sehr wichtig. Es braucht viele verschiedene Medien mit ihren Standpunkten, wobei seriöse und professionelle journalistische Arbeit die Grundlage bilden muss. Die Menschen müssen wissen, welche Infos mit der journalistischen Sorgfaltspflicht geprüft wurden, sollen sich dann sehr wohl ihre eigene Meinung bilden. <BR /><BR /><b>Welcher ist der härteste Brocken, den Sie nun anpacken müssen?</b><BR />Mahlknecht: Die ersten Gespräche, die ich nun geführt habe, stimmen mich zuversichtlich. Ich habe das Gefühl, mit meinen Ideen auf offene Ohren zu stoßen und das motiviert mich. Ich war auch schon in Rom und habe dort einige Zusicherungen bekommen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="965017_image" /></div> <BR /><b>Ihre Vorgängerin Heidy Kessler hat in einem Abschiedsinterview kürzlich gesagt, Sie habe sich zuweilen als Philipp Achammer der Redaktion gefühlt. Wie ist das zu verstehen?</b><BR />Mahlknecht: Heidy Kessler hat immer gesagt, dass Druck von allen Seiten kommt – von der Politik, von Rom und natürlich wurden auch Wünsche von der Redaktion an die Chefredakteurin herangetragen. Was unser Team anbelangt: Journalisten sind gescheite Köpfe mit unterschiedlichen Meinungen. Ich sehe darin nur Vorteile, denn unterschiedliche Positionen sind wertvoll und sollen allemal Platz haben. In dieser Hinsicht ist mir wichtig, dass wir transparent kommunizieren und einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen. Aber gerade das große Engagement unserer Journalisten war für mich ein ausschlaggebender Punkt, diesen Job anzunehmen.<BR /><BR /><b>Hatten Sie Bedenken?</b><BR />Mahlknecht: Ich wusste, was das mit sich bringt, habe mir meine Gedanken gemacht und auch einige schlaflose Nächte zugebracht. Aber das Team hat mich letztlich überzeugt. Man muss sich einfach bewusst sein, welche Aufgabe damit verbunden sind.<BR /><BR /><b>Sind Sie der Meinung, es macht einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann dieses wichtige Amt in der heimischen Medienlandschaft innehat?</b><BR />Mahlknecht: Nein, ich glaube, hierfür braucht es unabhängig vom Geschlecht einfach fachliche und menschliche Qualitäten.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>26 Jahre stehen Sie mittlerweile in den Diensten der Rai am Bozner Mazziniplatz. Was hat sich seit Ihren Anfängen am meisten verändert?</b><BR />Mahlknecht: Im Laufe der Zeit ist unheimlich viel dazugekommen. Damals haben wir 3 mal täglich Nachrichten gesendet und abends gab es eine Ausgabe der Tagesschau. Heute senden wir im Radio 17 mal Nachrichten, haben 2 Ausgaben der Tagesschau und viele neue Formate. Das Webportal ist dazugekommen, die Turnusse erstrecken sich von 5 Uhr morgens bis 22.30 Uhr am Abend an 365 Tagen im Jahr. All das mit 30 Journalisten zu stemmen, gleicht einem Drahtseilakt.<BR /><BR /><b>Vor allem direkt Interessierte aus Politik und Verbänden achten genau darauf, ob die Rai ihnen auch gerecht die Sendezeiten und -plätze zuteilt. Ist auch das ein Drahtseilakt?</b><BR />Mahlknecht: Das werde ich von Fall zu Fall sehen. Zunächst einmal haben wir die Aufgabe, eigenständig Themen aufzugreifen, dann auch Pressekonferenzen abzudecken und weiters möchten wir vermehrt Normalbürger zu Wort kommen lassen – mehr direkt Betroffene und etwas weniger Funktionäre. Aber ich bin mir bewusst, dass das auch immer einen Mehraufwand mit sich bringt. Darüber hinaus möchte ich auch einem oft gehörten Wunsch entsprechen ... <BR /><BR /><b>Welchem Wunsch?</b><BR />Mahlknecht: Immer wieder höre ich, dass die Menschen sagen, wir würden nur über negative Dinge berichten. Vor allem seit Aufkommen der Corona-Pandemie ist ein starkes Bedürfnis nach positiven Meldungen feststellbar. Das bedeutet nicht, dass wir nicht weiterhin kritisch berichten, wo es notwendig ist, aber wir sollten auch öfter mal schauen, welche Dinge gut funktionieren. Auch das sollte seinen Platz finden. <BR /><BR />