<b>von Karl Tschurtschenthaler</b><BR /><BR />Die Freude in der Grundschule von St. Peter war allen ins Gesicht geschrieben. Selbst Emma klatschte begeistert in die Hände, als sie mit ihrer Betreuerin Patrizia Hofer erstmals auf dem neuen Möbelstück Platz nahm. Mitgebracht haben es Tischlerlehrlinge der 3. Klasse der Brixner Berufsschule Tschuggmall mit ihrem Fachlehrer Bernhard Auer. Sie hatten den weiten Weg ins hinterste Ahrntal auf sich genommen, um der kleinen Emma den besonderen Hocker in der Peterer Grundschule persönlich zu übergeben – als ein besonderes Weihnachtsgeschenk.<BR /><BR />Geboren wurde die Idee im Vorjahr, als Elfriede H. Forer als Mitarbeiterin für Integration Emma in der 1. Klasse betreute. Die frühere Pflegehelferin Forer brachte viel Wissen und Erfahrung mit, wie man Emmas beschwerlichen Alltag erleichtern könnte. Weil das Mädchen weder selbstständig stehen noch sitzen kann, sprach Forer in der Direktion vor und bat um ein eigenes Sitzmöbel, weil die üblichen Stühle ungeeignet seien. Der Hocker sollte aber nicht nur dem Mädchen samt Betreuerin Platz bieten, er sollte auch höhenverstellbar sein und so „mitwachsen“ – und er sollte auch ein Trainingsgerät sein für muskelstimulierende und -aufbauende Übungen. Zugleich sollte das Möbel mobil sein, es durfte keine scharfen Kanten haben, die Druckstellen bei Emma verursachen, und obendrein sollte es viel Stauraum bieten. Kurzum: Es sollte ein Möbelstück sein, das gezielt auf die Bedürfnisse von Emma und anderer beeinträchtigter Kinder zugeschnitten war, das es im Fachhandel aber so nicht gab, auch nicht für viel Geld. Denn Hilfsmittel für beeinträchtigte Menschen sind teuer. Allein Emmas Kinderwagen kostete 4000 Euro.<h3> Besondere Bedürfnisse</h3>„Die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen mit einer Beeinträchtigung werden bei Alltagsgegenständen leider kaum berücksichtigt“, erklärte Direktorin Silvia Peintner. „Und viele Hilfsmittel gibt es leider gar nicht, die unser Leben sehr vereinfachen würden“, ergänzte Emmas Mama Barbara. Insofern habe sie gleich zweifachen Grund zur Freude, sagte Peintner: Zum einen erhalte Emma einen speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Hocker und zum anderen sei es gelungen, „junge Handwerker zu sensibilisieren, in ihrer Arbeit die Bedürfnisse beeinträchtigter Menschen zu berücksichtigen.“<BR /><BR />Auf der Suche nach einer Einrichtung, die das Möbelstück anfertigen könnte, wurde man in der Brixner Berufsschule fündig. Hier nahmen sich Fachlehrer Bernhard Auer und 4 Tischlerlehrlinge des Anliegens an. Sie setzten sich mit der Bauweise des besonderen Möbels intensiv auseinander. Zunächst wurde ein Prototyp gebaut, der noch verfeinert wurde. Erst dann ging das Stück in Produktion. 5 Hocker wurden hergestellt. 2 davon kamen in die Grundschule Wahlen, einer in die Grundschule Toblach, einer zu Emma in die Grundschule St. Peter im Ahrntal und ein letzter in die Oberschule von Sand in Taufers.<h3> Dank an die 4 Berufsschüler</h3>Dass sich nicht nur Emma über das Maßmöbel freute, sondern auch ihre Mitschülerinnen und -schüler der 1. und 2. Klasse (sie wird in St. Peter gemeinsam geführt), wurde bei der Übergabefeier deutlich. Die Kinder sangen gemeinsam mit Lehrerin Sabina Hofer Lieder und überreichten den 4 Berufsschülern Paul Kirchler, Rafael Pescoller, Jonas Mittermair und Lorenz Fischnaller zum Dank selbst gebastelte Tonsterne. Direktorin Silvia Peintner schloss sich dem Dank der Kinder an und lobte noch einmal die 4 Jugendlichen, „die das besondere Schulprojekt zu ihrem Herzensanliegen gemacht haben.“