Im Interview mit S+ spricht Profanter über seine Erfahrungen und Erlebnisse als Musiker, seinen Bezug zu Südtirol und welche Pläne er für die Zukunft hat. <BR /><BR /><b>Sie sind seit vielen Jahrzehnten Profimusiker, würden Sie diesen Weg noch einmal einschlagen?</b><BR /> Hansjörg Profanter: Auf alle Fälle. Ich hatte das Glück, eine tolle Orchesterstelle zu bekommen und ein wunderbares Berufsleben zu haben. Das war ein Traum.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="775784_image" /></div> <BR /><b><BR />Was ist das Besondere daran, Profimusiker zu sein?</b><BR />Profanter: Das Besondere ist in erster Linie immer wieder die Musik selbst. Ich genieße es, ein Teil davon zu sein, wenn große Werke der Musikliteratur zum Klingen gebracht werden. Die Vielfalt der Musik kommt besonders durch verschiedene Interpretationen zur Geltung. Auch ein öfter gespieltes Werk wird dadurch immer wieder neu belebt und nie langweilig. Hinzu kommt, dass zunehmend großartige Werke von Komponisten aufgeführt werden, welche bisher leider im Hintergrund geblieben sind. Und nicht zu vergessen ist die Neue Musik. Diese Vielfältigkeit macht das Musikerleben zu jeder Zeit spannend.<BR /><BR /><b>Wie sind Sie zur Musik und zur Posaune gekommen?</b><BR />Profanter: Das ist sozusagen familienbedingt. Meine Mutter hat im Chor gesungen und auch viel mit uns Kindern, der Vater war in der Musikkapelle. Meine 3 Brüder und ich – ich bin der Jüngste - haben schon früh mit dem Musizieren angefangen und in der Musikkapelle wurde ein Tenorhorn gebraucht. Ziemlich bald wurde mir von verschiedenen Seiten empfohlen, auf Grund meiner Begabung Musik zu studieren. Aber das Fach Tenorhorn gab es am Konservatorium nicht. Das naheliegendste Instrument war dann die Posaune. <h3> Die Musikkapelle war neben der Familie der Nährboden für Werdegang</h3><b>Gibt es dazu prägende Erlebnisse in ihrer Kindheit?</b><BR />Profanter: Die klassische Musik hat mich schon ganz früh fasziniert. Auf einer Reise mit der Blaskapelle habe ich mir eine Musikkassette mit Highlights aus der klassischen Musik gekauft und sie dann rauf und runter angehört. Später hörte ich im Radio zufällig „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss. Nichts wissend von diesem Werk und dem Komponisten war ich fasziniert von dieser Musik, diesen Klangen, Harmonien und Melodien. Das war für mich wie eine Initialzündung.<BR /><BR /><b>Sie wurden vor 2 Jahren für ihre 50-jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle St. Peter/Villnöß ausgezeichnet. Welche Bedeutung hat diese für Sie?</b><BR />Profanter: Die Musikkapelle war neben meiner Familie der Nährboden für meinen musikalischen Werdegang. Schon früh habe ich die so wichtigen Erfahrung im Zusammenspiel gemacht und durfte auch Verantwortung und kleine Soli übernehmen. Nun habe ich meine aktive Mitgliedschaft niedergelegt, da ich die Mindestanwesenheitspflicht nicht einhalten kann. Auf keinen Fall wollte ich eine Sonderbehandlung in Anspruch nehmen. Aber: Immer, wenn ich irgendwie gebraucht werde, spiele ich auf alle Falle mit. Es freut mich, bei der Blasmusik auf diesem hohem Niveau wie in Villnöß mitzumachen und dabei natürlich auch die Freundschaften aufrechtzuerhalten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-54599925_listbox" /><BR /><BR /><BR /><b>Mit ihrer langen Erfahrung in den Konzertsälen der ganzen Welt, wie schätzen Sie die Musiklandschaft in Südtirol ein?</b><BR />Profanter: Ich finde, da gibt es ein sehr hohes Niveau. Neben all den ausgezeichneten Blaskapellen, den Chören, den Ensembles und Bands in jeder Musikrichtung, haben auch die Profimusiker in Südtirol viele Möglichkeiten und erfahren viel Anerkennung. Beispielsweise haben wir das auch im September bei den Konzerten der neu gegründeten Südtirol Filarmonica erlebt. Der Konzertkalender im ganzen Land ist gefüllt mit überaus vielseitigen und hochrangigen Angeboten.<BR /><BR /><BR /><b>Wie hat Sich das doch für den harten Konkurrenzkampf bekannte Geschäft Musik während Ihrer Karriere verändert?</b><BR />Profanter: Die Anforderungen werden immer höher, das Niveau steigt kontinuierlich. Ich habe im Orchester so viele Probespiele (die Bewerbung auf eine feste Stelle) erlebt, bei denen Top-Leute einfach nach Hause geschickt wurden. Das finde ich manchmal sehr, sehr hart. Aber es kann natürlich nur einer gewinnen. Es ist vielleicht der Beste, oder eben auch der, der am besten ins Ensemble passt. Insgesamt habe ich unter Musikern aber nicht viel Neid oder Missgunst erlebt. Man gönnt sich gegenseitig den Erfolg. Es ist oft ein hartes Geschäft, und die jungen Leute müssen das vorher wissen. Den jungen Musikern will ich aber auf keinen Fall den Mut nehmen – man kann es schaffen!<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="775787_image" /></div> <BR /><b><BR />Sie haben sicher viele interessante, eindrucksvolle, und auch kuriose Momente erlebt. Welche Geschichten erzählen Sie am liebsten?</b><BR />Profanter: Leonard Bernstein beispielsweise war ein lustiger Typ. Beim schon ziemlich verspäteten Auftritt zum Requiem von Mozart schlug er erst mal mit der Faust laut auf die Pauke. Auf dem Podium angekommen war er dann völlig in sich gekehrt und dirigierte vom ersten Augenblick an mit seiner ihm eigenen Innigkeit. Diese Fähigkeit des schnellen Stimmungswechsel hat mich beeindruckt. Erwähnenswert sind vielleicht auch die kleinen Streiche meines Kollegen, wie er mir beispielsweise in einer Probe unbemerkt ein Papierkügelchen in mein Mundstück steckte. Da kam dann natürlich erst mal nur heiße Luft.<BR /><BR /><b>Was machen Sie abseits der Musik?</b><BR />Profanter: Ich lese viel, pflege den Garten, treibe Sport, gehe gerne Wandern. Ganz wichtig ist für mich, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. <BR /><BR /><b>Sie gehen im Oktober in Rente. Wie blicken Sie dieser Veränderung entgegen?</b><BR />Profanter: Ehrlich gesagt, mit gemischten Gefühlen. Ich habe als Musiker sehr viel Schönes erlebt, und das wird dann halt nicht mehr so sein. Aber bis dahin stehen noch viele schöne Konzerte auf dem Programm und darauf freue ich mich. Nach 45 Jahren intensiven Musikerlebens ist dann sicher auch genug.<BR /><BR /><b><BR />Aber die Posaune werden Sie nicht an den Nagel hängen?</b><BR />Profanter: Ganz ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht. Um wirklich auf einem guten Niveau zu spielen, muss man jeden Tag üben. Mal schauen...<BR /><b><BR />Was haben Sie im Ruhestand vor? Gibt es schon Pläne?</b><BR />Profanter: Ich freue mich auf mehr Freizeit, auf Reisen. Und ich werde weiterhin Unterricht geben und dabei mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben.<BR /><b><BR />Bleiben Sie in München oder zieht es Sie nach Südtirol zurück?</b><BR /><BR />Profanter: Ich möchte auf jeden Fall mehr Zeit in Südtirol verbringen. Die Natur und die Berge liegen mir schon sehr am Herzen. Meinen Freundes- und Bekanntenkreis in München werde ich aber nicht ganz aufgeben. Also bleibt vorerst alles, wie es ist.<BR />