Wochenlang saßen die Bischöfe und andere Vertreterinnen und Vertreter des kirchlichen Lebens in Rom zur Synode zusammen. Erstmals gab es bei einer Bischofssynode ein „Gruppenbild mit Damen“. <BR /><BR />Die Bilanz der ersten Synodenversammlung ist – laut Abschlusserklärung – eher mager. Die Hoffnung der Reformer – auch aus Deutschland – ruht nun darauf, dass es beim nächsten Treffen der Synode im Oktober 2024 konkreter wird. Papst Franziskus beendete den Abschlussgottesdienst im Petersdom am vergangenen Sonntag mit den Worten: „Vorwärts mit Freude!“<BR /><BR /> Noch ist aber auch nicht klar, zu wie großen Reformen der 86-Jährige selbst bereit ist. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zog eine gemischte Bilanz. Alle Fragen seien auf den Tisch gekommen, es sei aber auch Angst vor Veränderungen zu spüren gewesen. Letztlich habe es „noch an Mut gefehlt“.<BR /><BR />Die 40-seitige Erklärung wurde zum Abschluss in allen Punkten mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen. Allerdings gab es auch bei dem mühsam ausgehandelten Kompromisspapier bei einer ganzen Reihe von Themen Gegenstimmen. <h3> Stimmen gegen Diakonat für Frauen</h3>Der größte Widerstand regte sich bei der Frage, ob Frauen zum Diakonat zugelassen werden. Als Diakoninnen dürften sie die Taufe spenden, predigen, bei der Trauung assistieren und eine Beerdigung abhalten; dem Priester vorbehalten bleibt die Eucharistiefeier, sowie die Sakramente der Buße (Beichte) und der Krankensalbung.<BR /><BR />Zum Thema Diakonat der Frau gab es 69 Gegenstimmen. Zwar heißt es in der Erklärung allgemein: „Es besteht dringender Bedarf, dass Frauen an Entscheidungsprozessen teilnehmen und verantwortungsvolle Aufgaben in Seelsorge und Dienst übernehmen.“ Zum Diakonat gebe es aber „unterschiedliche Standpunkte“. „Einige fürchten, dass dieser Wunsch Ausdruck einer gefährlichen anthropologischen Verwirrung ist und die Kirche damit dem Zeitgeist nachgäbe.“ Die Frage, ob Frauen eines Tages auch Priesterinnen werden könnten, wurde nicht einmal erwähnt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="959458_image" /></div> <BR /><BR />Auch die Formulierungen zum Thema Homosexualität blieben unkonkret. In der Erklärung hieß es, einige Fragen „wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung“ seien umstritten. Deshalb solle man sich Zeit nehmen, „ohne einfachen Urteilen nachzugeben“. <BR /><BR /><embed id="dtext86-62026913_quote" /><BR /><BR /><BR /> Was die Missbrauchsskandale in der Kirche betrifft, betonte die Synode die Bedeutung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen sowie von Transparenz. Zudem müssten die Bischöfe gegebenenfalls Kontrolle von außen akzeptieren.<BR /><BR />Die Weltsynode – offiziell die 16. Bischofssynode – gehört zu den großen Reformvorhaben von Franziskus. Erstmals waren die Bischöfe nicht mehr unter sich, sondern auch Katholiken ohne Amt dabei. Insgesamt wurde das gute Miteinander gelobt: Anders als früher saß man nicht mehr hierarchisch geordnet, sondern gleichberechtigt an runden Tischen. Länger als 3 Minuten durfte niemand reden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="959461_image" /></div> <BR /><BR />Franziskus legt sich derzeit nicht fest, wie er vorgehen will, wenn die Synode nächstes Jahr Empfehlungen ausspricht, über die letztlich der Papst entscheidet. In der Messe im Petersdom mit mehr als 5000 Gläubigen beließ es der Pontifex bei den Worten: „Heute sehen wir noch nicht die volle Frucht dieses Prozesses. Aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut.“ Als sicher gilt, dass der gesundheitlich angeschlagene Papst die Synode selbst zu Ende bringen will. Über einen möglichen Rücktritt wird mittlerweile weniger spekuliert.<BR /><BR />Der oberste deutsche Bischof, Bätzing, wünscht sich für nächstes Jahr „Mut, klare Fragen zu identifizieren und sie einer Klärung zuzuführen, die die Kirche verändert um der Menschen willen“. <h3> „Ideologie des Antichrists“</h3>Eine Ausnahme blieb der konservative Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemals Präfekt der obersten Glaubensbehörde. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Im Plenum kamen die Bischöfe viel zu wenig zu Wort. Praktisch war es nur einmal für drei Minuten möglich.“ In der US-Zeitung „National Catholic Register“ warnte er sogar davor, dass die Synode von der LGBTQ+-Bewegung für eine „Ideologie des Antichrists“ unterlaufen werden könnte. Müller reiste auch vorzeitig ab.<BR /><BR />Eine Synode hat nur beratende Funktion für den Papst. Als Kirchenoberhaupt hat er die alleinige Entscheidungsbefugnis. Das einzige Gremium, das die Kirche in grundlegenden Fragen verändern könnte, wäre ein Konzil. Solch eine Bischofsversammlung gab es zum letzten Mal in den 1960er Jahren.<BR /><BR /><BR />