Vorbild für die Aktion ist die Stadtheilige Wiborada aus dem 10. Jahrhundert, die 10 Jahre als Inklusin oder Rekluse eingemauert lebte, aber dennoch eine bedeutende Ratgeberin für Klerus, Adel und Volk war.<BR /><BR />Genau wie sie wollen sich 3 Frauen und 2 Männer zurückgezogen und asketisch auf Gottsuche begeben. Die ökumenische Aktion, an der sich seit 2021 Menschen zwischen 32 und 86 Jahren beteiligen, sorgt für viel Aufsehen. In diesem Jahr gab es insgesamt 13 Bewerberinnen und Bewerber. <BR /><BR />Jeweils für 7 Tage werden sich die Teilnehmer zwischen dem 26. April und 31. Mai mit etwa 12 Quadratmetern begnügen. Essen und frisches Wasser werden vorbeigebracht und durchs Fenster gereicht. Es gibt ein Fenster zur Kirche und eines zur Stadt – wie einst bei Wiborada. Laptop oder Handy gibt es in der Zelle nicht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1022832_image" /></div> <BR /><BR />Nach dem Vorbild der heiligen Wiborada („Weiber-Rat“) sollen die Teilnehmer auch für Gespräche mit der „Außenwelt“ zur Verfügung stehen. Dazu wird täglich von 13.30 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 18.30 Uhr das Fenster zur Stadt hin geöffnet.<BR /><BR />Gabriel Imhof (32), jüngster Teilnehmer des Experiments, zeigte sich beeindruckt von der außergewöhnlichen Berufung der Stadtheiligen, die darin offenbar Gott gefunden habe. „Mich fasziniert, dass sie in der Reduktion und im Verzicht Freiheit und sicherlich auch Liebe gefunden hat“, so der Student der Religionspädagogik. Außerdem sei es wichtig, die weiblichen Heiligen hervorzuheben.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1022835_image" /></div> <BR /><BR />Wiborada, deren Geburtsdatum unbekannt ist, war sehr gebildet und auch von hohen politischen und geistlichen Würdenträgern geschätzt. Sie ist sowohl im Deckengemälde der Sankt Galler Kathedrale als auch als Statue in der weltberühmten Stiftsbibliothek verewigt – eine hohe Ehre.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1022838_image" /></div> <BR /><BR /> Ihr wichtigster Rat ging an Abt Engilbert (925-933). Ihm kündigte Wiborada aufgrund einer Vision den Einfall der Ungarn an und veranlasste ihn, Bibliothek und Kirchenschatz sowie die Mönche rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Wiborada starb wahrscheinlich am 1. Mai 926 in ihrer Zelle – bei dem von ihr prophezeiten Überfall der Ungarn. <BR /><BR />1047 wurde sie von Papst Clemens II. als Märtyrerin heiliggesprochen. Im Jahr 2026 wird ihr 1100. Todestag begangen.<BR />