In einem Interview mit dem Fernsehsender ATV sagte der Regierungschef, seine politischen Feinde missbrauchten die Internetdienste. „Wir werden dieses Land nicht auf Gedeih und Verderb YouTube und Facebook ausliefern.“Auf der Videoplattform YouTube waren zuletzt angebliche Mitschnitte von Telefonaten Erdogans veröffentlicht worden, die eine Verwicklung des Ministerpräsidenten in Bestechung und Medienzensur dokumentieren sollen.Die Aufnahmen, deren Echtheit umstritten ist, wurden auf Facebook von vielen türkischen Nutzern weiterverbreitet und kommentiert.Erdogan sprach von Fälschungen, die Teil einer Kampagne seien, um ihn zu diskreditieren und seine Regierung zu stürzen.Der Regierungschef drohte in dem Interview, das in der Nacht zu Freitag ausgestrahlt wurde, mit Konsequenzen nach den Kommunalwahlen Ende März.Komplette Schließung laut Präsident außer FrageAuf die Frage, ob dazu auch eine Schließung der Web-Angebote gehören könnte, antworte Erdogan: „Das ist inbegriffen, weil diese Leute oder Einrichtungen jede Art von Sittenlosigkeit und Spionage zu ihren eigenen Zwecken fördern.“Der türkische Präsident Abdullah Gül schloss ein Verbot der beiden Internet-Dienste allerdings aus.„Eine Schließung steht völlig außer Frage“, sagte er. Das jüngst verabschiedete Internet-Gesetz ermögliche es aber, bestimmte Inhalte auf diesen Seiten zu blockieren und damit eine Verbreitung zu verhindern, um die Privatsphäre von Personen zu schützen.Kommunikationsminister Lütfi Elvan erklärte: „Was in der wirklichen Welt eine Straftat ist, das ist auch in der virtuellen Welt eine Straftat.“ Beleidigungen und Verunglimpfungen des Ministerpräsidenten im Internet dürften nicht ungestraft bleiben.apa/reuters