Demnächst wird die heute 80-Jährige abtreten. Bereits vor 5 Jahren, so wie es das Ordensstatut vorsieht mit 75 Jahren, hat Sr. Irmengard Senoner ihren Oberen ihren Rücktritt angeboten. „Dann gab es eine Visitation, bei der alle Schwestern einzeln befragt wurden, und sie waren einverstanden, dass ich weitermache“, sagt die Äbtissin. „Heuer im Februar habe ich wieder meine Abdankung eingereicht.“ Diesmal dürfte es zum Abtritt kommen, und schon im September könnte die Nachfolgerin gewählt werden.<BR /><BR />„Es ist wirklich an der Zeit, dass ich zurücktrete“, ist Äbtissin Senoner überzeugt. „Ich weiß nicht, wie es mir dann gehen wird, wenn ich wirklich nicht mehr im Amt bin. Denn nach fast 40 Jahren ist man eingefahren, man will zu allem seine Meinung sagen und Bestimmungen machen.“<BR />Dem Kloster Mariengarten wird die gebürtige Wolkensteinerin natürlich treu bleiben: „Sobald meine Nachfolgerin mit ihrem neuen Amt zurechtkommt, werde ich eine Zeit lang weggehen, Abstand nehmen und vielleicht meine Verwandten besuchen“, kündigt die seit 1983 amtierende Äbtissin an. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="794054_image" /></div> <h3> Die Emanzipation der Frau</h3>Natürlich sorgt sich Sr. Irmengard Senoner um die Zukunft ihrer Abtei, denn bei ihrem Eintritt 1959 lebten 38 Schwestern in Mariengarten, bei ihrer Wahl zur Äbtissin waren es 33 und heute sind es nur mehr 7, mit der Kandidatin kommt die Gemeinschaft auf 8. „Es ist ein Trend, denn in der Kirche gehen die geistlichen Berufungen insgesamt zurück“, betont sie. „Wir bilden da keine Ausnahme, viele Klöster wurden bereits geschlossen.“ Neben dem Wohlstand sei auch die die Emanzipation der Frau ein Grund für das Schrumpfen der Klostergemeinschaften. <BR /><BR />„Früher, zwischen den beiden Weltkriegen, und auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, war es für Frauen ein sozialer Aufstieg, irgendwo in ein Kloster einzutreten, denn sie genossen eine Ausbildung, die ihnen sonst wahrscheinlich verwehrt geblieben wäre“, blickt Sr. Irmengard Senoner zurück. „Wären sie daheim geblieben, hätten sie geheiratet und wären irgendwo Bäuerinnen geworden.“ Heutzutage sei es zum Glück anders: „Jede Frau hat die Möglichkeit, zu studieren oder einen Beruf zu erlernen“, betont die Äbtissin vom Mariengarten.<h3> Mutter Theres hatte keine Freude mit dem Eintritt</h3>Bei Sr. Irmengard Senoner war die Situation der Frau von anno dazumal aber nicht der Grund für ihren Eintritt ins Kloster. „Ich weiß noch gut, wie meine Mutter zu mir sagte: „Nicht, dass du meinst, du musst ins Kloster gehen, um Lehrerin zu werden. Auch wir lassen dich Lehrerin werden„.“ <BR /><BR />Senoners Mutter Theres habe keine Freude mit dem Entschluss ihrer Tochter gehabt, Ordensfrau zu werden. „Eigentlich wollte ich die Schnitzschule in Wolkenstein besuchen“, betont sie. „In Wolkenstein war es zu meiner Schulzeit so, dass man die letzte Klasse der Volksschule immer wieder wiederholt hat, bis man etwas anderes tat. Dann sagte mein Vater Josef: “Jetzt ist genug, willst du nicht eine andere Schule besuchen?„“ Und weil einige Mädchen aus Wolkenstein in Mariengarten zur Schule gingen, wurde dort angefragt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="794057_image" /></div> <BR /><BR />Eigentlich war aber kein Platz mehr frei. „Ich hatte dann aber Glück, dass im Sommer jemand seine Anmeldung zurückgezogen hatte“, blickt Mutter Äbtissin Irmengard zurück. „So konnte ich dort die Schule besuchen und im Heim wohnen. Anfangs hatte ich Heimweh, ich war auch etwas schüchtern.“<BR /><BR />Sr. Irmengard Senoner besuchte 3 Jahre die kaufmännische Fortbildungsschule in Mariengarten. „Schon damals hatte ich den Gedanken: Ja, irgendwann kannst du ja ins Kloster gehen“, sagt sie. „Ich kann mich noch an einen Muttertag erinnern, da durften die Väter nicht einmal in den Garten hereinkommen und ich sagte zu meiner Mutter: Ich glaube, ich gehe ins Kloster.“ Und die Mutter entgegnete auf Ladinisch: „Pu no no!“, was so viel heißt wie: „Aber nein!“ Dann sei dieser Gedanken vorläufig verschwunden. Um Lehrerin zu werden, musste Sr. Irmengard Senoner dann Lateinisch lernen, und zwar in Meran. „Mit 17 Jahren habe ich mich entschlossen, ins Kloster zur gehen. Meinen Entschluss habe ich meinen Eltern in einem Brief mitgeteilt.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="794060_image" /></div> <h3> Vieles geleistet für den Orden und Mariengarten</h3>Warum trat die Äbtissin bei den Zisterzienserinnen ein? „Weil ich die Abtei schon gekannt habe“, betont Senoner. „Ein bisschen habe ich auch das mittlerweile aufgelöste Kloster Säben gekannt. Hier in Mariengarten habe ich einmal eine Kleinigkeit versäumt, dann dachte ich mir, dass sie mich fortschicken würden, weil ich nur Kandidatin war. Wenn es soweit gekommen wäre, hätte ich mich sicher für Säben entschieden, denn nach Hause wäre ich nicht zurückgekehrt.“<BR />Sehr dankbar ist die gebürtige Wolkensteinerin ihrer Vorgängerin als Äbtissin von Mariengarten in St. Pauls, Sr. Beatrix Welte, die ihr die Möglichkeiten zum Studieren eröffnet habe. „Wir Zisterzienserinnen leben ganz nach der Regel des hl. Benedikt von Nursia, unser größter Heiliger ist Bernhard von Clairvaux.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="794063_image" /></div> <BR /><BR />Das einfache und bescheidene Leben zeichne den Zisterzienserorden aus. „Mir war es schon immer sehr wichtig, vom Werk der eigenen Hände zu leben“, betont Mutter Äbtissin Irmengard Senoner. „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich wieder hier in Mariengarten eintreten“, betont sie. <h3> Entlastung für die Schwestern ab September</h3> Während Senoners fast 40-jähriger Amtszeit als Äbtissin fanden in der Abtei umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten statt: Das Heimgebäude und die Schule wurden mit Unterstützung der öffentlichen Hand den heutigen Anforderungen angepasst. <BR /><BR />„Eigentlich wurde alles umgebaut, vom Dach bis in den Keller“, fasst die über die Klostermauern von Mariengarten hinaus bekannte und beliebte Äbtissin zusammen. „Diese Arbeiten waren aber auch eine große Herausforderung für uns als Schwesterngemeinschaft.“<BR /><BR />In etwas mehr als einem Monat steht eine große Veränderung an: Mit dem 1. September ziehen sich die Schwestern zurück und legen ihre Mittelschule und das Schülerinnenheim samt dem dazugehörenden Außenbereich mittels eines Pachtvertrages in die Hände der Brüder des Deutschen Ordens. „Mehrere Gründe haben uns dazu bewogen“, betont die Äbtissin von Mariengarten. „In den vergangenen 2 Jahrzehnten sind mehrere Schwestern gestorben, die in der Mittelschule und im Heim engagiert tätig waren. Die Folge war dann eine immer größer werdende Belastung für uns als Schwesterngemeinschaft. Zudem fehlt es am Nachwuchs. Wir Schwestern bleiben aber hier und legen alles in Gottes Hand.“<BR /><BR />