150 Jahre sind es her, dass der Schreibmaschinenerfinder Peter Mitterhofer aus Partschins bei Meran sich im Spätherbst auf die Reise nach Wien zu Kaiser Franz Joseph machte, um ihm seinen „Schreibapparat“, seine Schreimaschine zu zeigen.Der einfache Tischlermeister, Tüftler und Tausendsassa aus einem kleinen Südtiroler Dorf erreichte im Dezember 1866 nach einem wochenlangen Fußmarsch den Kaiserlichen Hof in Wien.Ein Bekannter verfasste für ihn das Gesuch um Unterstützung an den Kaiser, welches wir hier wortgetreu wiedergeben:"An Seine apostolische Majestät Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn und Böhmen etc.Allerunterthänigste Bitte des Peter Mitterhofer aus Partschins, Bezirk Meran in Tirol, wohnhaft in Wien, im 9. Bezirk, Liechtensteinstraße Nr. 72 um allergnädigste Besichtigung seines neu erfundenen Schreibapparates und um Betheilung mit einer kleinen Subvention aus Staatsmitteln zur Durchführung seiner Erfindung.Eure Majestät!Durchdrungen von der allbekanntesten Huld und Gnade Euerer Majestät waget es der gehorsamste Bittsteller in tiefster Ergebenheit eine allerunterthänigste Bitte zu unterbreiten deren Realisierung den Bittsteller überaus glücklich machen, und geeignet wäre, eine praktische werthvolle Erfindung ins Leben zu rufen.Der gehorsamste Bittsteller waget es daher Euerer Majestät seine Bitte in Nachfolgenden ehrfurchtsvollst vorzutragen:Der gehorsamste Bittsteller ist der Erfinder eines Schreibapparates welcher, wie die in der Nebenlage ehrfurchtsvollst anrühende Beschreibung nachweiset, in der Anwendung eine große Nützlichkeit und Brauchbarkeit konstatirt, und in seiner Eigenthümlichkeit einzig und allein dasteht.Dem Bittsteller, welcher nur ein Zimmermann von Profession, ist es nach jahrelangen Mühen, Sorgen und vielseitigen Versuchen endlich gelungen, seine Erfindung insoweit herzustellen, daß an dem Objekte die Wichtigkeit der Erfindung und deren Anwendung in der Praxis gezeigt werden kann.Die Resultate sind bei der Anwendung des Apparates in die Augen springend und überraschend, und nach des gehorsamsten Bittstellers unvorgreiflicher Meinung erscheint der Gegenstand der Erfindung der gnädigen Beachtung der hohen Regierung um so würdiger, als die frägliche Erfindung sich für viele k.k. Angestellte und zum Gebrauche für ambulante Feldkanzleien und jene Herrn Chefs vorzugsweise eignet, deren Dienst strenge Geheimhaltung von Schriftstücken erheischt, außerdem weißt die Beschreibung so viele Vortheile nach, dass sich der in Ehrfurcht und Gehorsam gefertigte Bittsteller in der Hoffnung bestärkt fühlt, daß seine Erfindung der Allerhöchsten Besichtigung Euerer Majestät oder Dero Regierungsbehörden gewürdigt werden dürfte, welche hohe Auszeichnung den gehorsamsten Bittsteller überaus glücklich machen würde.Bittsteller hat einen Schreibapparat insoweit fertig, daß mit selben praktische Proben angestellt werden können; mit diesen Apparat welchen Bittsteller in seiner Heimath zu Partschins Bezirk Meran in Tirol anfertigte, ist derselbe in Wien angekommen, um denselben Euerer Majestät oder Dero Regierung zur hohen Einsicht vorzulegen.Der mitgebrachte Apparat ist aber vorläufig nur im rohen Zustande ausgefertiget und bedarf noch der Verbesserung in der technischen Ausarbeitung seiner Bestandtheile, denn Bittsteller ist arm, und besaß nicht die Mittel zur Anschaffung feiner Werkzeuge; der gehorsamste Bittsteller wäre aber wohl in der Lage einen zweiten vervollständigten Apparat anzufertigen, welcher als Modell zur fabriksmäßigen Erzeugung von derlei Apparaten dienen könnte.Indem der gehorsamste Bittsteller nicht mehr die Mittel besaß, in seiner Heimath die Zeit abzuwarten, bis ein besseres Exemplare fertig wird, so begab er sich in seiner bedrängten Lage zu Fuß nach Wien, in der tröstenden Hoffnung, daß seine Erfindung daselbst Anklang und die Unterstützung der hohen Staatsregierung finden wird, wenigstens insoweit, daß Bittsteller für seinen Lebensunterhalt nichts zu sorgen hat, bis ein zweites korrektes Exemplare seiner Erfindung fertig werden kann und insoweit, daß es ihm ermöglicht wird, sich die nöthigen Materialien und Werkzeuge, die nur von ganz geringem Belange sind, zu verschaffen. Die Anfertigung eines neuen vervollständigten Exemplares durch Handarbeit dürfte ungefähr 4 bis 5 Monate Zeit in Anspruch nehmen, und Bittsteller könnte mit einem geringfügigen Subventionsbeitrage das Auslangen finden.Der gehorsamste Gesuchsteller waget daher die erfurchtsvollste Bitte zu unterbreiten:Geruhen Euere Majestät die erwähnte Erfindung der höchst eigenen oder der Besichtigung von Organen Allerhöchst Dero Regierung zu würdigen und den Bittsteller nach Befund der Wichtigkeit der Erfindung mit einem kleinen Subventionsbeitrage aus Staatsmitteln bis zur Verfertigung eines korrekten Apparates gnädigst beteiligen zu lassen.In tiefster Ehrfurcht verharret Euerer kais. Königl. Apostolischen Majestät Gehorsamster Unterthan: Peter Mitterhofer m.p.Wien, im December 1866Gesuch nicht eh. – Unterschrift eh." Die Antwort auf sein Gesuch bekam Peter Mitterhofer erst im Februar des darauffolgenden Jahres, musste also lange 3 Monate in Wien ausharren. Die Kabinettskanzlei des Kaisers beauftragte das Handeslministerium, Mitterhofers „Schreibapparat“ vom Polytechnischen Institut begutachten zu lassen. Darin heißt es, dass „niemals dieselbe Geschwindigkeit und Sicherheit wie beim gewöhnlichen Schreiben erreicht werden dürfte“, jedoch „dass ein tadelloses Funktionieren desselben bei einer entsprechenden und präzisen Ausführung der einzelnen Bestandteile und Anbringung einiger vom Erfinder angegebenen, die leichter Handhabung bezweckenden Änderungen außer Zweifel stehe“, weshalb eine finanzielle Unterstützung „zur Anfertigung eines vollkommenen Schreibapparates“ empfohlen wird. Der Kaiser persönlich bestätigt mit einer Bleistiftnotiz auf einem Schreiben der Kabinettskanzlei die Gewährung einer Subvention von 200 Gulden, die Mitterhofer am 25. Februar 1867 von der „Staats-Central-Casse“ ausbezahlt bekommt.Was mit dem Modell geschieht, welches Mitterhofer 3 Jahre später erneut dem Kaiser präsentiert ist Geschichte: als Ausstellungsobjekt dem Polytechnischen Institut und somit der musealen, vergangenen Welt überlassen, wird es der realen, zukünftigen Welt entzogen, womit Österreich die Chance als erste große Herstellernation der Jahrhunderterfindung Schreibmaschine in die Geschichte einzugehen, verpasst, und – nur wenige Jahre später – den Vereinigten Staaten von Amerika überlässt.Remington, Amerikas größter Waffenfabrik, bietet die Schreibmaschine nach ständig sinkenden Produktionszahlen nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriekes in den 1860er Jahren die Chance, sich mit einem „zivilen“ Produkt neu auf dem Markt zu etablieren und – dank der Prototypen von Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes - die schriftliche Kommunikation zu revolutionieren.An Peter Mitterhofer erinnert heute ein modernes Technikmuseum inmitten der 3000-Selengemeinde Partschins, keine 10 Autominuten von der Kurstadt Meran entfernt. Seltenes Aquarell von Peter Mitterhofer aufgetaucht:Dass Peter Mitterhofer sichtlich stolz auf seine Erfindung war, zeigt dieses äußerst seltene Aquarell aus der Zeit um 1920 aus der Privatsammlung vom Partschinser Dorfchronist Heini Frei, (an den an dieser Stelle ein großes Dankeschön geht) das hier erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. „Peter Mitterhofer beim Photograph, 1866“ ist auf der Rückseite zu lesen, was darauf verweist, dass sich Mitterhofer mitsamt seiner Schreibmaschine in einem Photostudio, vermutlich kurz vor oder nach seiner Audienz am kaiserlichen Hof im Dezember 1866, fotografieren hat lassen. Wo sich das Foto heute befindet ist nicht bekannt. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass sämtliche Abbildungen, bzw. Zeichnungen, die Peter Mitterhofer in Anzug und Fliege gekleidet in verschiedenen frühen Publikationen zeigen, ein entsprechendes Foto als Grundlage hatten, bzw. dass zumindest eine Zeichnung aufgrund eines Fotos entstanden ist, und später anderen für deren Portrait Mitterhofers dienlich war.Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer, Partschins