Warum das plötzliche Interesse für Laufvögel? Weil in ihrer Welt ein kleines Wunder geschehen ist. Na ja, vielmehr, weil dieses jetzt von den Menschen entdeckt worden ist. Und zwar geht es um den Kiwi Pukupuku – auch Zwergkiwi oder Kleiner Fleckenkiwi genannt. <BR /><BR />Das putzige Tier mit dem putzigen Namen wurde zum letzten Mal 1978 auf dem Festland seiner Heimat Neuseeland gesehen. Also nahm man an, dass der flugunfähige Vogel nur noch auf vorgelagerten Inseln und in eingezäunten, raubtierfreien Gebieten vorkomme. Schätzungsweise 2.000 Exemplare der bedrohten Vögel – ihr wissenschaftlicher Name lautet Apteryx owenii und sie sind die kleinste aller Kiwi-Arten – glaubte man dort noch am Leben. <BR /><BR />Bis jetzt. In der abgelegenen Adams Wilderness Area an der Westküste der Südinsel Neuseelands entdeckte zunächst ein Jäger einen weiblichen Kiwi Pukupuku, teilte die Naturschutzbehörde des Pazifikstaates (DOC) mit. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193433_image" /></div> <BR /><BR />Die Behörde flog den Ranger Iain Graham und seinen ausgebildeten Naturschutzhund Brew in das Gebiet, um den Vogel aufzuspüren. Hund und Herrchen sind Teil des von Air New Zealand unterstützten Programms „Conservation Dogs“ des DOC. Im Rahmen dieses Programms werden Hundeführer-Teams ausgebildet, zertifiziert und unterstützt, die geschützte Arten oder unerwünschte Schädlinge in Neuseeland aufspüren.<BR /><BR /> „Ich hörte in der ersten Nacht Kiwirufe – zwei von ihnen im Duett – und wusste sofort, dass sie nicht wie andere Kiwis klangen“, sagte Graham. „Es war aufregend, aber es dauerte, bis ich das Gebiet eingrenzen konnte.“ Mehrere Tage lang war er dem scheuen Vogel bei rauem Wetter auf der Spur. <BR /><BR />Dann entdeckte er in unwegsamem Gelände nachts das fleckige Weibchen. Der Experte entnahm dem Tier ein paar winzige Federn, um später zu bestätigen, dass es sich wirklich um einen Kiwi Pukupuku handelte. Volltreffer! Seit der spektakulären Sichtung konnte Graham zusammen mit seinem Hund Brew in das Gebiet zurückkehren und auch ein männliches Kiwi einfangen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193436_image" /></div> <BR />Die Naturschutzbehörde DOC sammelt nun Informationen, um gemeinsam mit der örtlichen Maori-Gemeinschaft Kati Mahaki ki Makaawhio den zukünftigen Schutz und das Management dieser seltenen Vögel zu erkunden. Kara Edwards von Kati Mahaki ki Makaawhio: „Zu wissen, dass der Kiwi Pukupuku die ganze Zeit in unserem Gebiet überlebt hat, ist unglaublich. Wir sind überaus begeistert und freuen uns darauf, mit DOC zusammenzuarbeiten, um die Zukunft des Kiwi Pukupuku zu sichern.“ <BR /><BR /> <video-jw video-id="LGdPbVZZ"></video-jw> <BR /><BR />Kiwis sind die kleinsten Laufvögel der Welt und kommen nur in Neuseeland vor. Es handelt sich um ganz außergewöhnliche Tiere: Sie können nicht fliegen, haben ziemlich schlechte Augen und chronisch verstopfte Nasenlöcher. Auch riechen sie muffig. Dennoch haben die Neuseeländer diesen gefiederten Sonderling ins Herz geschlossen – so sehr, dass sich das ganze Volk nach ihm benannt hat. Kiwi, das Wort ist längst das Synonym für die Neuseeländer. <h3> Hier ist Brüten und Aufzucht Männersache</h3>Nicht nur Kiwis sind faszinierende Zeitgenossen. Alle Laufvögel – weltweit gibt es 13 Arten, die in fünf Familien eingeteilt sind (Strauße, Nandus, Kasuare, Emus und Kiwis) – sind Besonderheiten der Evolution. <BR /><BR />So ist bei den Emus (Dromaiidae) – sie sind in ihrer Heimat Australien die größten Vögel – beispielsweise wie bei fast allen Laufvögeln Brüten und Kinderaufzucht reine Männersache. Nur das Eierlegen können die Weibchen nicht delegieren, wobei stets mehrere Weibchen die Eier in das Nest eines Männchens legen. Ist diese Aufgabe erledigt, suchen sie das Weite. <BR /><BR />Für das Männchen heißt es nun fast 60 (!) Tage alleine brüten und anschließend, als Alleinerzieher, auf den Nachwuchs zu achten. Eine Herausforderung, denn Emus sind als typische Nestflüchter schon in den ersten Tagen sehr quirlig und neugierig. <BR /><BR />Diese ungewöhnliche Rollenverteilung haben auch die Kasuare. In der Zeit der Aufzucht der Jungen verteidigt der Kasuar-Papa sie mit vollem Einsatz. Und dieser Einsatz hat ihm den Ruf als gefährlichster Vogel der Welt eingebracht. Kommen Menschen ihm zu nahe, kann es zu Verletzungen und Knochenbrüchen kommen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193439_image" /></div> <BR />Nur ein einziger Fall aus dem Jahr 1926 ist bekannt, bei dem ein Mensch durch einen Kasuar-Angriff gestorben ist, und dies auch nur aus Notwehr seitens des Vogels. Grundsätzlich ist der große flugunfähige Vogel ein sehr schüchterner Zeitgenosse. In seinen Lebensräumen bekommt man ihn kaum zu Gesicht. <h3> Ein evolutionärer „Zwischenfall“</h3>Ganz anders die Nandus (Rheidae). Gibt man in die Internet-Suchmaschine die Begriffe „Nandu“ und „freie Wildbahn“ ein, so werden die offenen Steppen und Graslandschaften Südamerikas genannt. Und Mecklenburg-Vorpommern. Richtig gelesen! Norddeutschland. Unweit der Ostsee hat sich ein evolutionsbiologischer Zwischenfall ereignet: Im Jahr 2000 büxte eine kleine Gruppe der großen Vögel aus einem Gehege in der Nähe von Lübeck aus. Entgegen aller Erwartungen überlebten die Vögel den ersten Winter und konnten ihre Gruppe sogar vergrößern. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193442_image" /></div> <BR />Mittlerweile leben zwischen Ratzeburger See und Schaalsee einige Hundert dieser Tiere, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen und das deutsche Bundesnaturschutzgesetz fallen. Und so hört man in der Paarungszeit in Meck-Pom die weittragenden Rufe der balzenden Männchen: „Nan-du“.<h3> Was ist das, die Vogel-Strauß-Methode?</h3>Und damit zum letzten flugunfähigen Vogel, dem afrikanischen Strauß. Er ist der größte und schwerste Vogel der Welt. Sein Gewicht (die Tiere kommen in den Regionen südlich der Sahara vor) liegt weit über dem Gewicht, das es einem Vogel noch ermöglichen würde, zu fliegen. Männliche Tiere werden bis zu 2,75 Meter groß und haben ein Gewicht bis zu 156 Kilogramm, weibliche Individuen sind mit 1,75 bis 1,90 Metern deutlich kleiner, ihr Gewicht beträgt 90 bis 110 Kilogramm. Fliegen? Keine Chance. Stattdessen dienen die Flügel zur Balz, zum Schattenspenden und zum Halten des Gleichgewichts beim schnellen Laufen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193445_image" /></div> <BR />70 Kilometer pro Stunde schaffen Strauße locker bei kürzeren Distanzen. Halbstündige Ausdauerstrecken werden mit 50 Kilometern pro Stunde in Angriff genommen. Sie sind äußerst strategische Läufer: Nähert sich ein Fressfeind einem Straußennest, rennt der Straußenvater in einem wilden Ablenkungsmanöver los, um den Feind im Zickzacklauf vom Nachwuchs wegzulocken.<BR /><BR />Und was hat es mit der Vogel-Strauß-Methode, den Kopf in den Sand zu stecken, auf sich? Es ist ein Mythos. Manchmal stecken die Tiere tatsächlich den Kopf in den Sand – aber nicht, um sich zu verstecken. Brenzlige Situationen lösen sie durch Wegrennen oder Zutreten. Wenn, dann stöbern sie im lockeren Boden nach Nahrung. Manchmal legen sie den Kopf auch auf den Sand, wenn sie sich ausruhen, schlafen oder brüten. Von Weitem mag das dann so aussehen, als ob sie den Kopf in den Sand stecken. <h3> Riesenvögel mit Spatzenhirn?</h3>Apropos Köpfchen. Einst wurden Vögel in der Verhaltensforschung als unterbelichtet abgetan – unter anderem, weil ihr kleines Hirn anders tickt als das menschliche. Doch aus jenen Nervenzellen, die ihnen gegeben sind, holen die Vögel das Maximum heraus. Klassenbeste sind Raben und Papageien. Sie können selbst komplizierteste Futterboxen knacken, die Absichten ihrer Artgenossen durchschauen und dieses Wissen strategisch nutzen. <BR /><BR />Nur den großen Laufvögeln hing lange Zeit hartnäckig der Ruf eines Spatzenhirns an. Zwar zählen ihre Gehirne zu den größten der Vogelwelt. Doch das liegt allein an ihrer stattlichen Erscheinung. Betrachtet man das Verhältnis von Hirnmasse zu Körpergewicht, rutschen sie ganz ans Ende der Rangliste. Ein durchschnittlicher Strauß beispielsweise wiegt 120 Kilogramm und wird von einem 40 Gramm schweren Denkorgan gesteuert, das leichter ist als einer seiner Augäpfel. Nun wurden Strauß, Nandu & Co. rehabilitiert. <BR /><BR />Biologinnen fanden heraus, dass Laufvogel-Arten im Experiment ein simples Puzzle lösen können, um so an Futter zu kommen. Wahrlich, eine faszinierende Welt, die der Laufvögel.