Seit dem Beginn der Operation "Mare Nostrum" der italienischen Marine im Oktober 2013 haben die Italiener rund 91.000 Flüchtlinge gerettet, rund 500 Menschen sind seither im Mittelmeer verunglückt. Weiteren zig Tausenden ist die Überfahrt auf europäischen Boden gelungen. "Mare Nostrum", in deren Rahmen ein Führungsschiff, zwei Fregatten, zwei Boote, zwei Helikopter und ein Aufklärungsflugzeug das Mittelmeer um Sizilien, Lampedusa und im Golf von Tarent nach Flüchtlingsbooten absuchen, läuft im Oktober aus. Der italienischen Regierung hat die Operation rund neun Millionen Euro im Monat gekostet.Neben "Mare Nostrum" beteiligt sich auch die europäische Grenzschutzagentur Frontex seit 2011 mit ihrer Operation "Hermes" an der Bewachung des Raumes um das italienische Hoheitsgebiet. Frontex verfügt zur Erfüllung ihrer Aufgaben über 20 Flugzeuge, 25 Hubschrauber und 100 Boote, kümmert sich aber auch unter anderem um die Schwrz- und Mittelmeergebiete um Griechenland, Bulgarien, Spanien oder der Türkei, bewacht den Seeraum um die Kanarischen Inseln oder unterstützt die Sicherheitskräfte großer europäischer Flughäfen.Für den ausschließlich italienischen Aufwand zur Sicherung seiner Abgrenzung hat der Stiefelstaat allein im Jahr 2013 nach Angaben der EU-Kommission über 30 Millionen Euro bekommen: sechs Millionen direkt für den Schutz der Außengrenzen, 17 weitere Millionen für Hilfeleistungen an Flüchtlinge. Dazu kommen noch 7,9 Millionen Euro, die Frontex spezifisch für den Italieneinsatz mehr bekommen hat. Im Gegenzug legt Italien ein Programm vor, wie es diese Gelder für die Bewältigung des Flüchtlingsstromes nutzt.Aber auch vor der vom Kabinett Enrico Letta initiierten Operation "Mare Nostrum" hat die EU Italien kräftig unter die Arme gegriffen: Nach Kommissionsangaben hat die EU im Zeitraum 2007 bis 2013 13,4 Prozent der Asyl- oder Einwanderungskosten Italiens zurückgezahlt: Das waren 478.754.919 Euro. Etwa die Hälfte dieser Gelder betrafen direkt und ausschließlich den Schutz der Außengrenzen. Der Rest war wie folgt aufeteilt: 36.087.197 Euro für den Flüchtlingsfonds, 148.679.573 Euro für Integrationsprogramme und 43.809.714 Euro für Gelder zur Rückführung illegaler Einwanderer in ihre Heimat. "Italien ist das Land, das Land, dem wir am zweitmeisten Asyl- oder Integrationskosten zurückerstatten", hat Kommissarin Cecilia Malmström noch im April 2014 gemeint. Für den Zeitraum 2013 bis 2020 sind folgende Gelder vorgesehen: 156.306.897 Euro für den Grenzschutz und 56.631.761 Euro für Polizeiprogramme.Malmström hat es bisher nie offen gesagt, aber die Klagen der italienischen Politik sorgen zunehmend für Stirnrunzeln unter den EU-Partnern. Denn die meisten Flüchtlinge, die in Italien ankommen, verlassen den Stiefelstaat sobald sie können. EU-weit an der Spitze von aufgenommenen Flüchtlingen steht Deutschland. Im ersten Quartal 2014 haben rund 108.300 Flüchtlinge in einem der 28 EU-Staaten um Asyl angesucht. Davon meldete sich der Löwenanteil – nämlich 36.890 oder gut ein Drittel – in Deutschland, wie die Statistikbehörde Eurostat berichtet. Platz zwei belegt Frankreich mit 15.885, gefolgt von Schweden mit 12.945 und Italien mit 10.700 Antragstellern.Die Kosten für die Unterbringung dieser weitergereisten Flüchtlinge übernehmen die jeweiligen Gastgeber-Staaten: Bayern, das im ersten Halbjahr 2014 rund 12.000 Flüchtlinge aufgenommen hat und ebensoviele noch erwartet, hat im September auf den schnellen Anstieg der Flüchtlingszahlen reagiert und zusätzliche Unterkünfte gebaut. In Lampedusa übrigens arbeiten Frontex-Experten im Rahmen von Hermes bei der Versorgung der Flüchtlinge mit.Immerhin machen inzwischen die italienischen Sicherheitsbehörden ernst: Seit Samstag (27. September 2014) hat das Innenministerium verfügt, dass "alle Flüchtlingen" erkennungsdienstlich erfasst werden müssen. Mit Fingerabdruck und Photo.stol/mtz