Der Direktor der Familienberatung in Bozen erklärt, welche Schritte ein Paar setzen sollte, um wieder zueinander zu finden, warum eine gern gestellte Frage überhaupt nicht weiterhilft und wann fachliche Hilfe notwendig ist. Der Direktor der Familienberatung in Bozen hat zudem eine gute Nachricht. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="778031_image" /></div> <BR /><b> Aus Ihrer Erfahrung heraus: Wie groß sind die Chancen, die Beziehung doch noch zu kitten?</b><BR />Stefan Eikemann: Es kommt immer zuerst auf den Willen an. In wirklich jeder Beziehung sind mit der Zeit Veränderungen notwenig, es kann eben nicht alles so bleiben wie am Anfang. Wenn sich die Beziehung nicht ändert, kann diese liebevolle Zugewandtheit verloren gehen. Darunter leiden viele. Aber es gibt durchaus auch Paare, die damit gar nicht so schlecht leben, die ihre Gründe haben, trotzdem beisammen zu bleiben, auch wenn sie mehr nebeneinander her leben. Wenn das für sie in Ordnung ist, darf es auch so bleiben.<BR /><BR /><b>Und die anderen, die unter einer solchen kalten, angespannten Situation leiden?</b><BR />Eikemann: Die Chancen, die Beziehung wieder zu kitten, sind sehr groß. Paare, die sich auf einen längeren Weg einlassen und Hilfe holen, um an der Beziehung arbeiten, können die Beziehung wieder neu beleben. Ich würde sagen, dass es in 90 Prozent der Fälle klappt. Unsere Erfahrungen sind sehr ermutigend.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="778034_image" /></div> <BR /><b>Wer gehört zu den 10 Prozent, bei denen nichts mehr zu machen ist?</b><BR />Eikemann: Das sind vor allem 2 Gruppen. Einmal jene, bei denen sich ein Partner oder eine Partnerin entschieden hat, dass sie nicht mehr wollen. Das stellt sich meist nach den ersten 2 oder 3 Treffen heraus, in solchen Fällen ist dann der Punkt erreicht, wo nichts mehr geht. Die zweite Gruppe ist jene, in der ein oder beide Partner eisern daran festhalten, dass er oder sie Recht haben und davon nicht abrücken. Bei solchen Positionen ist die Arbeit an der Beziehung meist aussichtslos. <BR /><BR /><b>Sie sprechen von einem längeren Weg, um eine Partnerschaft zu kitten. Wie lang ist der Weg?</b><BR />Eikemann: Viele Paare, die sich vielleicht als Eltern, in der Arbeitswelt, im Alltag auseinandergelebt haben und sich dann einig sind, dass sie das gemeinsam ändern wollen, die schaffen das auch allein. Bei anderen ist fachliche Hilfe notwendig. Ein solcher Weg geht über 2 bis 3 Jahre. In solchen Konflikten ist es wichtig, die eigene Sichtweise aufzuweichen, den anderen zu verstehen, wieder Nähe herzustellen. Das braucht viele Gespräche und Zeit, aber – wie gesagt – die Chancen sind sehr gut. <BR /><BR /><b>Was können Sie empfehlen, wenn Paare selbst einen Neustart hinkriegen wollen?</b><BR />Eikemann: Einmal sollten sie sich bewusst sein, dass sich jede Beziehung mit der Zeit auch ändern muss. Der „Anfangsvertrag“ hält nicht ein ganzes Leben lang, die Beziehung muss sich an die Lebensphasen anpassen. Sonst geht das schief. Als Zweites dürfen sie sich nicht in der Frage verhaken, wer bei Streitthemen denn nun Recht hat und wer nicht. Es geht vielmehr darum, den Mut zu haben, auch dem anderen Recht zu geben. Vor allem geht es um die Frage: Wie gehen wir mit den Unterschieden um? Schließlich brauchen solche Paare genügend Momente des Zusammenseins, also Zeit, in denen sie einfach frei sind und nichts tun müssen, ohne Alltagsaufgaben, Kinder, Stress, was sie sonst so alles um die Ohren haben. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54670334_quote" /><BR /><BR /><b>Das klingt schon nach reichlich Beziehungsarbeit.</b><BR />Eikemann: Es ist Arbeit, wenn Sie so wollen, aber es lohnt sich. Der entscheidende Punkt ist immer: Eine Partnerschaft fällt nicht vom Himmel, sondern beide müssen etwas dafür tun. Und das täglich! Das ist wie beim Zähneputzen: Wenn täglich etwas für die Partnerschaft getan wird, bleibt es auch fein miteinander. <BR /><BR /><b>Was ist, wenn nur ein Partner weitermachen will, der andere aber kein Interesse mehr hat?</b><BR />Eikemann: In einem solchen Fall ist zuerst einmal zu fragen: Ist das wirklich so oder doch nicht ganz? Oft sind solche Äußerungen Momentaufnahmen, manchmal will man damit auch Druck aufbauen, dass sich was ändert. Das stellt sich dann schon heraus. Aber es ist klar: Arbeit an einer Beziehung kann nur erfolgreich sein, wenn beide wollen.<BR /><BR /><b>Insgesamt aber können Sie auch in eher zerfahrenen Situationen noch Mut machen?</b><BR />Eikemann: Ja, auf jeden Fall! Es geht viel mehr als man denkt. Und wir erleben in unserer Beratung sehr oft, dass Paare recht verzweifelt zu uns kommen und schon bald erstaunt sind, wie gut man wieder ins Reden kommt. Wenn Konflikte daheim ausgetragen werden, ist es meist anstrengend, stressig, auch hitzig. Wir können eine ruhige Ebene anbieten, nach dem Motto: Du wirst nicht überhört, auch wenn du es leise sagst.