<BR /><BR />In Südtirol erkranken jedes Jahr rund 50 Männer und Frauen pro 100.000 Einwohner neu an Darmkrebs. Dabei handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des Dick- oder Enddarms, also jener Abschnitte des Darms, in denen der Verdauungsprozess abgeschlossen ist. Er entsteht meist nicht plötzlich, sondern entwickelt sich schleichend über viele Jahre hinweg. Ausgangspunkt sind häufig sogenannte Darmpolypen – kleine, gutartige Wucherungen an der Darmschleimhaut. „Man kann sich diese wie kleine Broccoliröschen vorstellen“, erklärt Dr. Ronald Radmüller, Facharzt für Gastroenterologie an der Martinsbrunn ParkClinic in Meran und der Marienklinik in Bozen. „Sie sind anfangs harmlos, können sich unbehandelt aber langsam verändern und zu bösartigen Krebszellen werden.“<h3> Eine schleichende Erkrankung</h3>Da sich Darmkrebs über lange Zeit still und symptomlos entwickelt, bleibt er in frühen Stadien häufig unentdeckt. Erste Anzeichen wie Blut im Stuhl, Veränderungen der Verdauungsgewohnheiten oder unklare Bauchschmerzen treten meist erst auf, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. „Deshalb ist die Vorsorge von zentraler Bedeutung“, betont der Facharzt. Werden Polypen frühzeitig entdeckt und entfernt, kann die Krebsentstehung in vielen Fällen vollständig verhindert werden.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69787303_quote" /><BR /><BR />Das Risiko steigt mit dem Alter, vor allem ab dem 50. Lebensjahr. Aber auch Lebensstilfaktoren spielen eine erhebliche Rolle: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, ballaststoffarme Ernährung sowie der häufige Verzehr von rotem oder verarbeitetem Fleisch gelten als klassische Risikofaktoren. Hinzu kommen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.<BR /><BR />Auch familiäre Vorbelastungen spielen eine Rolle: Etwa zehn Prozent der Darmkrebserkrankungen sind genetisch bedingt. Besorgniserregend sei, dass die Zahl der Neuerkrankungen bei jüngeren Menschen zunimmt, sagt Dr. Radmüller. „Mögliche Gründe dafür könnte Übergewicht im Kindesalter und eine unausgewogene Ernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln sein.“ <h3> Warum die Vorsorge so entscheidend ist</h3>Darmkrebs verursacht in seinen frühen Stadien kaum oder keine Beschwerden. „Wird er jedoch früh erkannt, sind die Heilungschancen exzellent“, betont der Facharzt für Gastroenterologie. „In frühen Stadien können wir von Heilungsraten von über 90 Prozent sprechen – oft genügt dann ein operativer Eingriff.“<BR /><BR />Zur Früherkennung stehen zwei bewährte Verfahren zur Verfügung. Der immunologische Stuhltest (iFOBT) kann verborgenes Blut im Stuhl aufspüren – ein mögliches Anzeichen für Tumore. Ein solcher Test ist einfach durchzuführen und sollte – besonders ab dem 50. Lebensjahr – regelmäßig alle ein bis zwei Jahre erfolgen. Ab 50 Jahren wird man zu diesem Screening vom Sanitätsbetrieb eingeladen. <BR /><BR />Fällt dieser Test positiv aus, folgt in der Regel eine Koloskopie, also eine Darmspiegelung. „Diese ist nicht nur Diagnostik, sondern auch direkte Vorsorge“, erklärt der Facharzt. Denn während der Untersuchung können auffällige Polypen direkt entfernt werden, bevor sie entarten können. „Damit ist die Koloskopie das wirksamste Verfahren zur Verhinderung von Darmkrebs“, betont Dr. Radmüller.<h3> Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist</h3>Für Menschen ohne besondere Risikofaktoren oder Beschwerden wird empfohlen, mit der Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr zu beginnen. Gibt es jedoch familiäre Vorbelastungen – also Darmkrebs bei einem Elternteil oder bei Geschwistern –, sollte die Untersuchung zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter der betroffenen Person erfolgen, spätestens jedoch mit 40 Jahren, sagt Dr. Radmüller.