Die Hitze ist da! Dr. Thuile erklärt, was jetzt gefährlich ist - Gesundheit

Für heute erwartet Landesmeteorologe Dieter Peterlin Temperaturen von über 35 Grad – der bisherige Hitzerekord von 37, 3 Grad in Gargazon könnte fallen. Deshalb hat das Landeswarnzentrum das Gefährdungspotenzial für Hitze von Burgstall über Garagzon bis Bozen und ins Unterland als Orange (mäßig) eingestuft. Bei starker Hitze können sogar junge, fitte und trainierte Menschen Kreislaufprobleme bekommen. Was passiert bei großer Hitze im Körper? Dr. Christian Thuile: Die Hitze ist eine ganz große Belastung für unseren Organismus – er wird maximal beansprucht, wie bei einem intensiven Sport. Deshalb ist die Hitze ein Riesenproblem vor allem für unser Herz-Kreislauf-System. Das Kühlsystem des Körpers wird durch die große Hitze überlastet. Empfindliche Menschen haben dann absolute Regulationsstörungen. Dann bekommen sie typischerweise Kreislaufprobleme. Diese äußern sich bei Jung und Alt sehr ähnlich mit Kopfschmerzen, Erschöpfung, Benommenheit, Schwindelgefühl und Kraftlosigkeit. Ältere und chronisch vorerkrankte Menschen sind zuallererst betroffen – ebenso Kinder. Aber so heiß wie es jetzt ist, ist es für jeden eine große Herausforderung. Auch Frauen mit einem niedrigen Blutdruck leiden besonders unter solchen Hitzephänomenen. Sportler müssen extrem aufpassen, sich nicht in der größten Hitze zu quälen. Auch für sehr trainierte Sportler wird die Hitze zu einer echten Belastungsprobe und kann bei ihnen zu einem Kreislaufkollaps führen. Wer bei solcher Hitze trotzdem trainiert, landet häufig beim Arzt. Wie belastend sind Tropennächte über 20 Grad? Thuile: Tropennächte sind für das Herz-Kreislauf-System die größte Herausforderung. Der Körper hat keine Möglichkeit mehr, abzukühlen. Da ist es entscheidend, sich richtig zu verhalten: Ausreichend trinken, Räume einbunkern, abdunkeln und ausreichend kühlen. Auch eine nicht zu kalte Dusche vor dem Schlafen schafft Wohlbefinden. Was können Bauarbeiter, landwirtschaftliche Arbeiter oder Landschaftsgärtner machen, die bei Backofenhitze im Freien arbeiten müssen? Thuile: In jeder vernünftigen Arbeitswelt muss es Kompromisse geben. Man muss auf die Arbeiter achten. Kein Arbeitgeber ist daran interessiert, dass seine Arbeiter aufgrund übermäßiger Hitzeausfallen. Ich kann nur jedem empfehlen, die heißen Zeiten bei der Arbeit zu meiden. In diesen 10 Tagen mit afrikanischer Hitze, die jetzt auf uns zukommen, muss man andere Arbeitszeiten wählen. Im Süden Europas gibt es die Siesta – diese hat absolut Sinn. An solchen Tagen sollten wir uns daran orientieren. Man kann sich von seinen Mitarbeitern nicht erwarten, bei dieser Maximalbelastung Leistung abzurufen. Und da kommt noch ein zweites Problem dazu. Diese Arbeiter gehen mittags essen. Das ganze Blut versackt sozusagen im Magen-Darm-Trakt. Draußen in der Hitze benötigt der Körper aber extrem viel Blut zur Kühlung, man sieht dies auch bei den Adern – die Venen an den Händen werden weit. So kommt es zu einer doppelten Belastung und dann ist die Gefahr, dass etwas passiert, noch einmal so groß. Leichtes Essen ist wichtig. Mit wasserhaltigem Essen wie Salaten, Gurken, Melonen oder Joghurt kann man Kühlung von innen erreichen. Kalte Getränke erzielen den gegenteiligen Effekt: Der Körper empfindet es als Kälteimpuls und reguliert die Temperatur nach oben und erzeugt noch mehr Wärme. Die Schwimmbäder sind voll. Wie gefährlich ist es, ins kalte Wasser zu springen? Thuile: Davor kann man nicht oft genug warnen: Der Großteil der Badeunfälle ist auf Herz-Kreislauf-Schwäche zurückzuführen. Dies kann auch junge Menschen treffen, die ansonsten völlig gesund sind. Bei zu hohen Temperaturen können Sprünge ins kalte Wasser das Herz-Kreislauf-System an den Rand der Belastung bringen, und es kann auch zusammenbrechen, weil dies so akut passiert. Deshalb sollte man zuvor duschen und langsam ins Becken gehen. Was sollte bei Klimaanlagen beachtet werden? Thuile: Wenn mit der Klimaanlage ein Raum zu stark gekühlt wird, also beispielsweise auf 18 Grad und im Freien hat es 35 Grad, so ist dies auch ein Riesen-Problem für unseren Körper – eine große Herausforderung für das Immunsystem. Deshalb erkranken viele an der klassischen Sommergrippe – weil sie es nicht schaffen, sich diesen Temperaturen anzupassen. Das Immunsystem wird geschwächt, Viren haben dann leichtes Spiel. Auch im Auto sollte man Klimaanlagen nie auf zu tiefe Temperaturen stellen – zwischen außen und innen sollten nie mehr als 5 Grad Unterschied sein, das wäre ideal.