Winterzeit ist Grippezeit! Diese bewährte Regel macht diesmal die berühmte Ausnahme. Denn die Grippe- und Atemwegs-Erkrankungen gehen weltweit und auch in Südtirol auffallend zurück. Dafür gibt es mehrere Erklärungen. <BR /><BR /><BR /><i>von Stephan Pfeifhofer</i><BR /><BR /><BR />Wie mehrere Kinder- und Hausärzte bestätigen, dämmen die Corona-Maßnahmen andere Krankheiten ein – und dazu gehört auch die Grippe. <BR /><BR />„Meine Arbeit hat sich wesentlich verändert“, berichtet der Vahrner Kinderarzt Dr. Günther Goller. „Ich habe bei Kindern viel weniger Infektionen der Atemwege zu untersuchen und behandeln. Es treten viel weniger fieberhafte Infekte auf.“ Die eigentliche Grippezeit sei aber nicht jetzt, sondern Ende Jänner und im Februar. „Ich erwarte mir für heuer, dass sehr wenige wirkliche Influenza-Grippen auftreten werden“, sagt Goller. „Auch in Australien gab es im vergangenen Halbjahr – während der Wintermonate – signifikant weniger Grippefälle.“ Er selbst habe bisher ein bis 2 „richtige Grippe-Fälle“ behandelt.<BR /><BR /><b>Weniger Ansteckungen</b><BR /><BR />Früher sind 40 bis 60 Kinder pro Tag zu Visiten zu mir gekommen – jetzt sind es durchschnittlich noch 8 bis 10, berichtet Dr. Richard Wolfsgruber, Kinderarzt in Naturns. Eine Grippe stelle er nur selten fest. „Die Kinder haben einen ganz normalen Schnupfen, auch Husten oder ein paar Tage Fieber – und dann ist es auch wieder vorbei. Die Kinder sind viel mehr zuhause, deshalb stecken sie sich auch gegenseitig nicht an. Aber auch wenn sich die Kinder im Freien aufhalten, kommt es kaum zu Ansteckungen. Die Grippe ist kaum verbreitet.“ Er praktiziere häufig Telemedizin, sehe sich die kleinen Patienten bei Videoanrufen an und schicke dann ärztliche Zeugnisse auch per WhatsApp heim. <BR /><BR />Dr. Doris Gatterer, Basisärztin auf dem Ritten, hatte bisher noch keinen Grippefall in ihrer Praxis. „Das Masken-Tragen schützt vor Infektionskrankheiten, welche über Tröpfchen verbreitet werden.“ So wie andere Hausärzte geht auch Gatterer davon aus, dass einige Patienten beim Auftreten von Grippe-Symptomen bewusst nicht den Hausarzt konsultieren – aus Sorge, dass sie sich dann auf Corona testen lassen müssen (mit Pflicht zur Quarantäne bei positivem Abstrich). Andere hingegen – asymptomatische Bürger – seien sogar froh über einen positiven Corona-Test, weil sie mit diesem Wissen sowohl Familienmitglieder als auch Betriebs-Mitarbeiter vor einer Ansteckung schützen können. <BR /><BR /><b>„Kinder sind genau 3 Tage krank“</b><BR /><BR />Von „ersten Grippe-Fällen“ berichtet hingegen der Lananer Basisarzt Dr. Domenico Bossio. „Dabei handelt es sich um Patienten, die negativ auf Corona getestet wurden, aber Fieber und andere Symptome haben wie Glieder- und Kopfschmerzen.“ Allerdings sei die Grippe nicht so stark wie in anderen Jahren verbreitet. „Mittlerweile habe ich aber mehrere Fälle. “ Einige Grippe-Patienten hätten Husten, andere nicht – „es ist ganz unterschiedlich.“ <BR /><BR />Wurden die Kinder früher oft auch mit relativ starken Erkältungen in den Kindergarten geschickt, so ist dies jetzt nicht oder kaum mehr möglich – am Kindergarteneingang wird die Temperatur kontrolliert. Manche Eltern tendieren aber dazu, bei Erkältungen die Kinder einige Tage lang zuhause zu schonen und gerade noch rechtzeitig wieder in den Kindergarten oder in die Schule zu schicken, bevor sie ein Attest vom Kinderarzt benötigen und ein Corona-Test zu machen wäre. Die Kinder sind dann genau 3 Tage krank – und am vierten Tag, wenn die Symptome schon wieder ziemlich abgeklungen sind, wird der Krankenstand beendet und das Kind wieder für einsatzfähig erklärt. <BR />