Das Gehirn brauche „2 Treibstoffe“, sagt die Ernährungsexpertin und sie erklärt, wie Eltern sie ihren Kindern mitgeben können. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Frau Daurù Malsiner, gibt es Nahrungsmittel, die die Konzentrationsfähigkeit steigern?</b><BR />Ivonne Daurù Malsiner: Die Kohlenhydrate sind der Brennstoff für das Gehirn. In einem Experiment, das ich viele Jahre in einer Grundschule durchgeführt habe, wurde deutlich, dass Kinder, die nur mit zuckerreichen Lebensmitteln frühstücken – zum Beispiel Kekse, Brioche und Fruchtsaft –, sich nach wenigen Stunden „schlapp“ fühlen und Hunger haben. Kinder hingegen, die den Tag mit Müsli, Joghurt und einem Getränk starten, fühlten sich bis in den späten Vormittag hinein fit und lernfähig. Das zeigt, dass die Wahl der Nahrungsmittel einen wichtigen Einfluss auf die mentale Leistung und auf das Lernen hat. Dabei spielen vollkornhaltige Nahrungsmittel, wie Vollkornbrot, Haferflocken und Müsli, eine besondere Rolle, da sie das Gehirn für längere Zeit mit Energie versorgen und zudem reich an Vitamin B1 sind, das für den Energiestoffwechsel der Nervenzelle notwendig ist. Auch genügend Flüssigkeit ist für die Aufmerksamkeit wichtig. Dazu empfehle ich Leitungswasser. Heute bringen viele Kinder die eigene Trinkflasche mit in die Schule und füllen sie dort mit Wasser auf – das finde ich sehr gut. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="680174_image" /></div> <BR /><BR /><b>Gibt es auch Essen, das müde macht und auspowert?</b><BR />Daurù: Es sind vor allem die zuckerreichen Süßigkeiten und Getränke, die müde machen. Nach einem anfänglichen Powerschub führen sie zur Senkung der mentalen Leistung. Auch das Auslassen von Frühstück und Jause führt zu Konzentrationsminderung und zu Gereiztheit. Das Gehirn ist nämlich ein Organ, das Kohlenhydrate und Flüssigkeit zum Arbeiten braucht. Fehlen diese 2 Treibstoffe, merken wir das, indem wir uns müde fühlen, uns weniger konzentrieren können und unruhig werden. <BR /><BR /><b>Was brauchen Kinder generell fürs Wachstum?</b><BR />Daurù: Eine nährstoffreiche Kost, arm an Fertiggerichten, Zucker und Fetten ist für ein optimales Wachstum besonders wichtig. Eiweißstoffe sind wichtige Bausteine, die für die bessere Verwertung immer mit einem stärkehaltigen Nahrungsmittel verzehrt werden sollten. Deshalb ist es für Kinder und Jugendliche wichtig, dass zu jeder Hauptmahlzeit – Frühstück, Mittagessen und Abendessen – ein tierischer Eiweißlieferant mit einem stärkehaltigen Nahrungsmittel kombiniert wird. Dabei braucht es nicht jeden Tag Fleisch, denn Milchprodukte und Eier haben sogar eine bessere Eiweißqualität.<BR /><BR /><b>Wie stehen Sie zu Süßigkeiten?</b><BR />Daurù: Süßigkeiten gehören zu einem gesunden Essverhalten dazu – es kommt aber auf die Menge an. Für die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens ist es wichtig, den Kindern zu zeigen, wo die „gesunde Grenze“ des Zuckerkonsums liegt. Generell sollten in einem Familienhaushalt wenig Süßigkeiten eingekauft werden. Außerdem gibt es durchaus auch „gesunde“ Alternativen, die bevorzugt werden sollten, zum Beispiel Vollkornkekse. Die Süßigkeiten aber gänzlich auszuschließen, ist keine gute Idee, da das Kind einen gelassenen Umgang mit Süßem nicht lernen kann. Man sollte vermeiden, dass Kinder und Jugendliche beim Konsum von Süßem ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle entwickeln. Ein Beispiel: Für die Entwicklung von gesunden Essgewohnheiten sollten Kinder lernen, ein Naturjoghurt mit natürlichen süßen Nahrungsmitteln geschmacklich zu bereichern, doch sollten sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie hie und da auch ein Fruchtjoghurt essen. Vielmehr sollte man den Genuss von diesen Lebensmitteln beibringen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-50632744_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Sind alternative Süßstoffe besser?</b><BR />Daurù: Alternative Süßstoffe wie Birkenzucker, Stevia, Ahornsirup usw. empfehle ich generell im Kindes- und Jugendalter nicht.<BR /><BR /><b>Sind Süßigkeiten als Belohnung geeignet?</b><BR />Daurù: Süßigkeiten als Belohnung zu verwenden, wie zum Schulanfang in einer Schultüte, finde ich keine gute Idee. Kinder lernen so, dass man Süßigkeiten sozusagen als „Prämie“ essen sollte, wenn man etwas gut macht. Viel bessere Belohnungen sind bunte Stifte, Bücher oder Zeit, die man gemeinsam verbringt.<BR /><BR /><b>In Schulmensen und im Kindergarten bekommen die Kinder eine warme Mahlzeit: Was sollte man dort bedenken bei der Zubereitung von gesunden Speisen?</b><BR />Daurù Malsiner: Die Schulmensa hat nicht nur die Aufgabe, den Kindern eine nahrhafte Speise anzubieten, die sättigt, sondern auch eine wichtige Bildungsfunktion. Die Mensa ist ein idealer Ort, wo Kinder gesundes Essen erfahren und erleben können. So lernen Kinder Eigenschaften einer gesunden Ernährung – sei es in der Schule im Unterricht, als auch beim Essen mit den Schulkameraden. Wichtig ist dabei, dass das Essen schmeckt, denn nur so wird gesundes Essen gelernt. Die Speisen, die in einer Mensa angeboten werden, sollten der Zeit entsprechen: Ein Burger mit Brot, Salat und Kartoffelspalten kommt besser an, als die klassischen „Fleischkrapflen“. Ebenso sollte berücksichtigt werden, dass heute viele Kinder und Jugendliche auch gerne vegetarische Speisen essen und dass Mahlzeiten, die zu fettreich gekocht werden, ungern oder gar nicht gegessen werden. Was ebenso nicht unterschätzt werden sollte, ist, dass die Schulmensa ein Ort des Beisammenseins ist: Räumliche Atmosphäre, ausreichend Zeit zum Essen und sich auszutauschen, Begegnung mit den Freunden und Lehrpersonen spielen eine grundlegende Rolle, ob man gerne in die Mensa geht oder einen schnellen Snack beim Imbiss bevorzugt. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Das gesunde Frühstück</b><BR /><BR /> Das Frühstück ist für Kinder besonders wichtig, weil es die über Nacht geleerten Energiespeicher wieder auffüllt und den Körper mit essenziellen Nährstoffen versorgt, die für das Wachstum und das Lernen erforderlich sind. <BR />Ivonne Daurù empfiehlt ein kohlenhydrathaltiges Nahrungsmittel, wie Müsli oder Vollkornbrot, und dazu ein Getränk. „Milch finde ich besonders geeignet, da sie – im Gegensatz zu anderen Getränken – hochwertiges Eiweiß, Kalzium und Vitamin B2 liefert.“ Ganz allgemein sollte das Frühstück zuckerarm und reich an Vitaminen und Nährstoffen sein. <BR />Die Bedeutung des Frühstücks untermauern mehrere Studien: Kinder, die regelmäßig frühstücken, haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, Übergewicht zu entwickeln, als Kinder, die morgens nichts zu sich nehmen. Auch kann das Frühstück das Herz schützen. Demnach hilft die erste Mahlzeit am Tag dabei, die Blutfettwerte zu regulieren und das Gewicht zu halten – beides Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits in der Kindheit.<BR />Weil man in Gesellschaft lieber isst, rät Daurù Eltern, mit dem Kind zu frühstücken, sich dafür Zeit zu nehmen und ohne Hetze in den Tag zu starten. <BR />Kinder, die morgens keinen Bissen runterbekommen, sollten trotzdem den Tag mit den Eltern am Frühstückstisch beginnen und zumindest ein warmes Getränk zu sich nehmen. „Für einen energiereichen Start in den Tag könnte man dem Kind 2 Jausen mit in die Schule geben: eine für den Start vor Unterrichtsbeginn in der Schule, die zweite für die Pause am Vormittag“, sagt Daurù.<BR /><BR /><BR /><b>Die gesunde Jause</b><BR /><BR /> Die Jause ist eine für das Wachstum wichtige Zwischenmahlzeit. Sie soll die leeren Energiespeicher wieder füllen und Vitamine und Mineralstoffe liefern. <BR />Eine ideale Pausenverpflegung ist für Ivonne Daurù zum Beispiel ein Vollkornbrot, dünn bestrichen mit Frischkäse oder belegt mit Käse und Gemüsescheiben. Zusätzlich empfiehlt sich ein saisonales Obst. Achten Sie dabei auf die Größe des Nahrungsmittels: Ein kleiner Apfel wird lieber gegessen als ein großer. „Eine Frucht allein ist für Kinder und Jugendlichen zu wenig“, sagt Daurù. „Sie entwickeln dann einen zu großen Hunger und essen zu Mittag zu viel oder holen sich Süßigkeiten für zwischendurch.“ <BR />Nicht ratsam seien die meisten vermarkteten Snacks, die zu viel Zucker enthalten und arm an essenziellen Nährstoffen sind. „Sie erfüllen nicht die Ansprüche einer kindgerechten Jause.“ <BR />Ein weiterer Tipp: „Geben Sie Ihrem Kind frische Jausen mit in die Schule, mit wenig Verpackungsmaterial. Statt verpackte Crackers empfehle ich frisches Knäckebrot und Brötchen vom Bäcker oder selbst gemacht“, sagt Daurù (siehe Rezept unten). Brot kann man mit dem Kind am Nachmittag selbst backen. Es eignet sich gut zum Einfrieren und kann so jeden Tag neu aufgetaut werden. Als Getränk ist Wasser der geeignete Durstlöscher, denn Fruchtsäfte, Trinkjoghurts und Limonaden sind zu zuckerreich. Auch ungesüßte Früchtetees können eine schmackhafte Abwechslung sein.<BR /><BR />Geeignete Jause:<BR />Vollkorn-, Roggen- oder Samenbrot mit Käse- und Gemüsescheiben<BR />Jausenbox mit saisonalem Obst und Gemüsestücken, Nüssen und getoasteten Vollkornbrotscheiben<BR />Selbstgebackene Vollkorn-Obstmuffins<BR />Joghurt oder Käsestücke mit Schüttelbrotstücken<BR />Wasserflasche zum Auffüllen in der Schule<BR /><BR />Nicht geeignet (nur als Ausnahme):<BR />Verpackte Crackers und Grissini<BR />Brezel und Laugenbrot<BR />Kekse und Süßigkeiten<BR />Snacks wie Chips<BR />Täglich Schinken und Wurst als Broteinlage<BR />Weißes Brot<BR />