Der Mediziner erklärt, wer von Bluthochdruck betroffen ist und warum es so wichtig ist, mit kleinen Veränderungen im Lebensalltag gefährlichen Krankheiten vorzubeugen.<BR /><BR /><BR /><b>Man spricht immer von „hohem Blutdruck“. Aber wie hoch ist hoch eigentlich?</b><BR />Dr. Alexander Angerer: Von einem hohen Bluthochdruck spricht man, wenn der Wert dauerhaft über 140/90 liegt. Dauerhaft bedeutet in diesem Fall, an mehreren aufeinander folgenden Tagen.<BR /><BR /><b>Kann man hohen Blutdruck spüren oder nur messen?</b><BR />Dr. Angerer: Anfangs sind bei hohem Blutdruck oft keinerlei Symptome spürbar. Daher wird er oft erst spät erkannt und gilt als „stille Gefahr“. Später treten zunächst Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen oder Nervosität auf, die man vielleicht nicht gleich mit einem Bluthochdruck in Verbindung bringen würde. Wirklich gefährlich wird es aber, wenn in Folge des zu hohen Drucks Blutgefäße platzen und es zum Beispiel zum Schlaganfall kommen kann. <BR /><BR /><embed id="dtext86-59353552_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Soweit will es natürlich niemand kommen lassen.</b><BR />Dr. Angerer: Ja, deshalb wäre es ganz wichtig, dass man den Blutdruck regelmäßig misst. Mein Tipp: So wie einen Erste-Hilfe-Kasten, sollte jeder Haushalt auch ein Blutdruckmessgerät haben und es immer wieder mal einsetzen. Sollte der Blutdruck von normalen Werten abweichen, sollte man ihn mehrere Tage zu unterschiedlichen Tageszeiten messen und bei ständig hohen Werten einen Arzt des Vertrauens kontaktieren.<BR /><BR /><b>Ist der Blutdruck zu hoch, greifen viele Menschen gern sofort zum Medikament. Kann der Blutdruck auch ohne Chemie sinken?</b><BR />Dr. Angerer: Natürlich. Unabhängig davon, ob jemand schon Medikamente nimmt, gelten die ganz klassischen Regeln, die den Blutdruck sinken lassen: regelmäßige Bewegung – am besten beim Spazierengehen oder leichten Laufen, wobei der Puls nie über 130 steigen und man sich in der Bewegung noch mit jemanden unterhalten können sollte. Zudem gilt: Alkohol und Zigaretten stark reduzieren oder streichen und auf die Ernährung achten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="891707_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Was ist bei der Ernährung besonders wichtig?</b><BR />Dr. Angerer: Salzreiche Kost lässt den Blutdruck steigen. Aufpassen sollte man vor allem bei Fertig- und Konservenprodukten, bei Käse und Wurstwaren – sie enthalten meist reichlich Salz. Die Wissenschaft sagt, dass rund 50 Prozent der Bluthochdruckpatienten salzempfindlich sind. Blutdrucksteigend wirken neben Alkohol auch Softdrinks, also süße Getränke. <BR /><BR /><b>Sind nur Bewegungsmuffel und übergewichtige Menschen von hohem Blutdruck betroffen, oder kann es auch sportliche Typen treffen?</b><BR />Dr. Angerer: Es gibt die klassischen Risikopersonen, die rauchen, (zu) viel Alkohol trinken, sich schlecht ernähren und wenig bewegen. Allerdings können auch Sportler unter hohem Blutdruck leiden, vor allem, wenn ihr Körper durch permanentes Training ständig unter Stress steht. Das bringt den Säure-Basen-Haushalt durcheinander. Bei zu viel Säure verengen sich die Blutgefäße – und das führt zu den genannten Problemen. Überhaupt ist Stress einer der häufigsten Risikofaktoren für hohen Blutdruck.<BR /><BR /><b>Viele Menschen sind heutzutage gestresst. Gibt es demnach auch mehr Bluthochdruckpatienten?</b><BR />Dr. Angerer: Auf jeden Fall. Das digitale Zeitalter mag Positives mit sich bringen. Aber vor allem das Smartphone bringt uns in Dauerstress. Menschen mit hohen Blutdruck – aber nicht nur sie – sind gut beraten, ihr Smartphone regelmäßig für ein paar Stunden auszuschalten und sich auf etwas anderes wie die Natur oder ein Hobby zu konzentrieren. Wir müssen lernen, hin und wieder raus aus dem Hamsterrad und in unsere Mitte zu kommen. Mit dem Stresspegel sinkt dann auch der Blutdruck.<BR /><BR /><b>Schafft man es mit den genannten Verhaltensweisen auch, von jahrelang eingenommenen Blutdrucktabletten loszukommen?</b><BR />Dr. Angerer: Den Blutdruck in den Griff zu bekommen, funktioniert nicht von heute auf morgen. Allerdings hilft beispielsweise die Akupunktur, um den Energiehaushalt des Körpers zu stabilisieren und damit einen inneren Ausgleich zu schaffen – Stichwort Stress. In der Pflanzenheilkunde denke ich vor allem an den Weißdorntee und Misteltee – beide haben eine beeindruckende blutdrucksenkende Wirkung. Richtig angewendet, können diese Methoden zumindest helfen, die Dosis der Tabletten zu senken, sofern auch der Lebensstil angepasst wird. <BR /><BR /><b>Gibt es Nahrungsmittel, die blutdrucksenkend wirken?</b><BR />Dr. Angerer: Ja, ich nenne als Beispiele Paprika, Spinat, Tomaten, Bananen, Kartoffeln, Rote Beete, Knoblauch, aber auch rote Beeren und sogar dunkle Schokolade, deren Inhaltsstoffe eine positive Wirkung auf die Blutgefäße haben.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />ZUSATZINFOS<BR /><BR />Systolisch und diastolisch – was bedeuten diese Begriffe?<BR /><BR />Der Blutdruck gibt den Druckwert an, mit dem das Blut vom Herzen durch den Körper bis in die kleinsten Kapillargefäße gepumpt wird. Dieser Pumpvorgang geschieht, indem sich das Herz zusammenzieht, medizinisch ausgedrückt kontrahiert es sich. Bei maximaler Kontraktion ist der höchste Wert des Blutdrucks erreicht. Man nennt diesen – oberen – Wert den <b>systolischen Blutdruck</b>. <BR />Danach erschlafft das Herz, und es pumpt kein Blut mehr in die Arterien. Als Folge sinkt der Blutdruck wieder auf den niedrigsten Wert. Dieser – untere – Wert ist der <b>diastolische Blutdruck</b>.<BR /><BR />Die Ursache für eine zu hohe Systole ist häufig, dass der Widerstand in der Aorta zu hoch ist. Das hat zur Folge, dass das Herz eine sehr große Kraft aufwenden muss, um das Blut aus dem Herzen in die Aorta zu pumpen. Der große Kraftaufwand führt zu einem erhöhten Blutdruck, in diesem Fall einer zu hohen Systole. <BR />Die Ursache für den erhöhten diastolischen Blutdruck ist oft ein Flüssigkeitsmangel, wodurch es zu einer Gefäßverengung kommt. Der Widerstand innerhalb der Gefäße ist also zu hoch. Übrigens kann auch eine gestörte Hormonausschüttung in der Niere zu einem diastolischen Hochdruck führen.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />