Der 15. Februar wird weltweit als „Internationaler Kinderkrebstag“ bezeichnet. Obwohl die Medizin heute weiter ist denn je, gibt es immer noch einige Kinder, deren Leben von der Diagnose „Krebs“ völlig aus der Bahn geworfen wird. Darüber spricht Michael Mayr, Präsident der Vereinigung für krebskranke Kinder in Südtirol „Peter Pan“ im Interview.<BR /><BR /><i>Von Lisa Maria Kerschbaumer</i><BR /><BR /><b>Warum gibt es den Internationalen Kinderkrebstag?</b><BR />Michael Mayr: Der Weltkinderkrebstag möchte aufmerksam machen auf alle Kinder und Jugendliche, die weltweit an einer onkologischen Erkrankung leiden. Wir sprechen hier von über 200.000 Kindern, die weltweit jährlich erkranken. Diese Zahl berücksichtigt nur die gemeldeten Fälle, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich doppelt so hoch. Der Tag möchte aufzeigen, wie schwierig und wie entbehrungsreich der Weg dieser Kinder ist, die Operationen, Chemotherapie und soziale Isolierung über sich ergehen lassen müssen. Diese Erkrankung betrifft nicht nur das Kind, sondern die gesamte Familie. Vor allem die Geschwisterkinder haben es oft besonders schwer. Leider erinnert uns dieser Tag auch daran, dass ein großer Teil der an Krebs erkrankten Kinder auf dieser Welt keinen Zugang zu adäquater Diagnostik und Therapie hat, ohne die ein Überleben nicht möglich ist.<BR /><BR /><b>Wie wirkt sich die aktuelle Covid-Pandemie auf die Erkrankten in Südtirol aus?</b><BR />Mayr: Die Kinder, die gerade eine Chemotherapie erhalten, sind dadurch in ihrem Immunsystem sehr geschwächt. Meistens dürfen sie in dieser Zeit keinen Kindergarten und keine Schule besuchen, sodass ihnen wertvolle Kontakte eh schon fehlen. Besonders bitter ist es deshalb für sie, wenn die wenigen Begegnungen mit einzelnen Freunden oder weiteren Familienangehörigen durch die Corona-Krise auch noch wegfallen. Auch sind in dieser Zeit therapeutisch begleitende Maßnahmen, wie Musiktherapie, „Pet“-Therapie und psychologische Hilfen nur eingeschränkt möglich. Natürlich können die Kinder in dieser Zeit auch im Spital keine Besuche mehr erhalten und dürfen nur mehr von einer Person zu den Therapien begleitet werden. Eins zum anderen hat die Covid- Pandemie den Leidensweg unserer Kinder spürbar negativ beeinflusst.<BR /><BR /><b>„80 Prozent dauerhaft geheilt“</b><BR /><BR /><b>Wie sehen heutzutage die Therapie-Möglichkeiten aus und haben sich diese in den vergangenen Jahren verbessert oder verändert?</b><BR />Mayr: Die allermeisten Krebsformen im Kindesalter sind bösartig. Allerdings reagieren Kinder besser auf die Therapien als Erwachsene, sodass wir in etwa 80 Prozent aller Erkrankungen dauerhaft heilen können. Dass sich diese Tendenz oder die Therapiemöglichkeiten in der letzten Zeit wesentlich verbessert hätten, kann man nicht sagen. Es gibt aber vielversprechende Ansätze, wie den Einsatz monoklonaler Antikörper oder genetisch angepasste Therapien, die in näherer Zukunft die Heilungsrate verbessern werden. Auf alle Fälle ist der Weg, den die Kinder und Jugendlichen gehen müssen, eine riesige Herausforderung, die nur durch die Mitarbeit von Ärzten, Pflegern, Therapeuten und Familien möglich ist und nicht zuletzt braucht es selbstverständlich die Mithilfe des Kindes selbst.<BR /><BR /><b>Wie viele Fälle von krebskranken Kindern werden in Südtirol jährlich gezählt?</b><BR />Mayr: Mehr als 20 Kinder und Jugendliche erkranken in Südtirol jährlich an Krebs. Leider hat sich diese Zahl in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Eine Erklärung dafür haben wir leider noch keine. Die häufigsten onkologischen Erkrankungen im Kindesalter sind die Erkrankungen des Blutes (Leukämien und Lymphome). Statistisch an zweiter Stelle stehen die Tumore des Gehirns. Danach folgen Tumore der Nieren, Knochen, Muskeln - etwa in der gleichen Verteilung.<BR /><BR /><b>Auffälligkeiten sofort melden</b><BR /><BR /><b>Was kann man tun, um Krebs früh genug zu erkennen?</b><BR />Mayr: Die wichtigsten Maßnahmen, um eine Krebserkrankung bei Kindern frühzeitig zu erkennen, sind Auffälligkeiten beim Kind sofort dem Kinderarzt zu melden. Gerade in der Corona-Zeit hat man international festgestellt, dass Kinder und Erwachsene später den Weg zum Arzt suchen, sodass einige Erkrankungsbilder in dieser Zeit erst in einem fortgeschrittenen Zustand diagnostiziert werden. Natürlich sind die Vorsorgeuntersuchungen, die bei den Kindern in definierten Abständen gemacht werden, wichtig, weil der Kinderarzt dabei durch Untersuchung und gezielte Anamnese erste Anzeichen einer Erkrankung erkennen kann.<BR /><BR /><b>Was ist wichtig beim Thema Prävention?</b><BR />Mayr: Eine gesunde Lebensführung mit gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung und viel frischer Luft sind leider die wenigen Faktoren, die bei Kindern unspezifisch vorbeugen können, da viele Risikofaktoren, die im Erwachsenalter gefährlich sein können, im Kindesalter kaum vorkommen. Von selbst versteht sich das Meiden von passivem Tabakrauch. Die Impfung von Jugendlichen gegen das HPV-Virus schützt hingegen nachweislich, an einem Tumor der Gebärmutter und einigen anderen selteneren Tumoren zu erkranken.<BR /><BR /><BR /><BR /><i>Der Verein „Peter Pan“<BR />Seit 1998 ist es das Hauptziel des Vereins „Peter Pan“, Familien mit Kindern zu helfen, die an einer Tumorerkrankung leiden. Der Verein versucht den betroffenen Familien nicht nur mithilfe von Spenden finanziell beizustehen, sondern bietet auch wichtigen seelischen Halt sowie organisatorische Unterstützung. Wer sich für den Verein engagieren will oder eine Spende übergeben möchte, kann sich auf der Webseite www.peterpan.bz.it genauer informieren.</i><BR />