<b>Von Dagmar Steurer</b><BR /><BR />Statt im Hier und Jetzt zu leben, vergleichen wir uns ständig: mit anderen oder mit einem inneren Ideal. Manche fokussieren sich auf Äußeres, andere auf innere Ansprüche. Aber beides erzeugt Druck und das Gefühl, ständig bewertet zu werden.<h3> „Energie fließt ins Funktionieren“</h3>Wer kennt es nicht: „Oje, wieder zu wenig geschlafen – schaffe ich das heute?“ Oder die stille Unsicherheit beim morgendlichen Mail-Check: „Meine Idee kam wohl nicht gut an ...“ Und selbst beim Frühstück denken wir: „Immerhin Naturjoghurt – aber ich sollte wieder mehr Sport machen!“<BR /><BR />Auch im Austausch mit anderen nimmt das Gedankenkarussell Fahrt auf: „Wirke ich sympathisch?“ – „Hätte ich mehr Interesse zeigen sollen?“ – „Klingt das, was ich gesagt habe, komisch?“ Unsere Energie fließt ins Funktionieren, statt ins bewusste Erleben. Warum ist das so? Erstens: Alles ist im Wandel – selbst auf Erfolg folgt Alltag. Auch Jannik Sinner muss mal verlieren. Zweitens: Unsere Maßstäbe ändern sich laufend. Kaum erreichen wir ein Ziel, setzen wir uns ein neues. Das ist menschlich – doch es nährt die Unruhe. <BR /><BR />Die gute Nachricht: Es gibt einen Ausweg. Wer seine eigenen Schwächen annimmt, lebt freier und entspannter. Leicht ist das zu Beginn nicht – aber dafür umso lohnenswerter. Übung: Was ist Ihnen wirklich wichtig? Gehen Sie die folgenden Fragen in Ruhe durch – mit Offenheit und Geduld:<BR /><BR />Bin ich attraktiv genug?<BR />Wirke ich jung genug?<BR />Bin ich klug genug?<BR />Habe ich guten Geschmack?<BR />Bin ich erfolgreich genug?<BR />Bin ich nett genug?<BR /><BR />Diese kleine Selbstreflexion ist ein erster Schritt. Und vielleicht auch der Beginn einer neuen inneren Freundschaft. In systemischen Beratungen und Achtsamkeitstrainings kann dieser Prozess vertieft werden. Viele Bausteine des Selbstwertgefühls zeigen sich mal mehr, mal weniger lebhaft. <BR /><BR />Besonders in Momenten der Bestätigung oder im Erreichen eines Ziels ist es hilfreich, bewusst wahrzunehmen, wo und wie sich das angenehme Gefühl im Körper bemerkbar macht. Legt man die Hand auf die Stelle, an der die Empfindung spürbar ist, kann das dieses Gefühl sogar verstärken. Im Moment zu sein, bedeutet das Empfundene auszukosten – bis es sich langsam wieder verabschiedet. So wie nach dem Tag die Nacht kommt. Wie nach dem ersehnten Sommer der Herbst. Ein Leben im Wandel, im Kreis der Gezeiten – genau das macht das Menschsein aus. Zum Glück! Ein Zitat möchte ich Ihnen in diesem Sinne noch mit auf den Weg geben: „Wenn wir lernen, uns Schritt für Schritt zu öffnen, geben wir anderen die Erlaubnis, das auch zu tun – und gestalten so das Umfeld mit.“ – Verfasser unbekannt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188729_image" /></div>