Warum schlagen die ansteckenden Virus-Mutationen ausgerechnet im Burggrafenamt zu? Der Sarner Immunologe Prof. Bernd Gänsbacher hat dafür eine verblüffend einfache Erklärung – und sie ist zugleich beunruhigend. Wichtiger als Sperrzonen sei derzeit etwas anderes. <BR /><BR /><BR /><i>Interview: Luise Malfertheiner</i><BR /><BR /><BR /><b>Herr Professor Gänsbacher, bis jetzt wurde die südafrikanische Mutante nur im Burggrafenamt nachgewiesen. Ihre Erklärung?</b><BR />Prof. Gänsbacher: Sehen Sie, dort wo im Dunkeln der Lichtkegel hinfällt, sieht und findet man auch etwas. Weil man im Burggrafenamt die ersten Mutanten-Fälle sequenziert hat, wird hauptsächlich dort und in der Nähe nach der Mutante gesucht.<BR /><BR /><b>Aber mittlerweile sagt der Sanitätsbetrieb, dass Infektionsfälle aus dem ganzen Land zur Sequenzierung nach Zams geschickt werden...</b><BR />Prof. Gänsbacher: Wir haben täglich 500 bis 600 Neuinfektionen. Ja glauben Sie, die werden alle zur Sequenzierung geschickt? Geschickt werden vielleicht 100. Wir haben keine Uniklinik, keine Fachleute, die diese gefährlichen Viren routinemäßig sequenzieren. Es ist nur eine Frage des Zufalls, ob die Variante im Sarntal, in Wengen oder Glurns auftaucht. Die Variante verbreitet sich sicher überall in Südtirol, besonders wenn die Mobilität nicht eingeschränkt wird.<BR /><BR /><embed id="dtext86-48043801_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Sind diese Burggräfler Sperrzonen also sinnvoll?</b><BR />Prof. Gänsbacher: Ja und nein. Unabhängig von den Mutanten ist die Anzahl der täglichen Neuinfizierten eine Katastrophe, von Contact-Tracing keine Spur. Bei 500 Fällen täglich ist diese Schlacht längst verloren. Erfolgreich waren jene Gesellschaften, die das Contact Tracing gemacht haben und nicht scheinheilig verkündet haben, man hätte alles unter Kontrolle. <BR /><BR /><b>Und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit?</b><BR />Prof. Gänsbacher: Andererseits ist es natürlich gut, wenn die Bewegung der Menschen eingeschränkt wird. Wir sind dunkelrote Zone. Ganz wichtig ist, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, damit sie sich auch an den Regeln halten. Ich habe keinen Zweifel, dass die Führungsleute in Südtirol das Möglichste tun. Aber wieso sagt man, dass wir 100 Intensivbetten haben samt Personal und 2 Tage später werden bereits bei 44 Patienten auf der Intensivstation, Intensivpatienten ins Ausland verlegt? Das zerstört Vertrauen und ist so unnötig. <BR />