Osteopathie könne eine „gute begleitende Therapie“ zur ärztlichen Behandlung sein, aber auch vorbeugend wirken, betont Schenk.<BR /><BR /><BR />Ein erfahrener Osteopath kann Stress ertasten: über die Faszien, die sich bei ständiger Anspannung mit verspannen. Faszien ist der Name für das netzartige Gewebe, das alle Muskeln, Organe und Knochen umhüllt. Veränderte Faszien müssen für den Betroffene nicht zwingend schmerzhaft sein, aber sie können das umhüllte Organ einschränken, sodass es zu Beschwerden kommt, erklärt Helene Schenk, Inhaberin des cam+ in Bozen. <BR /><BR />„Mit gezielten, meist sehr sanften Techniken kann man Verspannungen in Faszien oder Organen lösen.“ Die Folge: Wenn der Körper entspannt ist, wird er besser durchblutet und kann so zur Ruhe kommen. „Patienten merken oft direkt nach der Behandlung, dass sich ihr Körper anders anfühlt. Manche schlafen auch während der Behandlung ein“, erzählt Schenk.<BR /><BR />Dies hat unmittelbar Auswirkungen auf die Psyche, denn zwischen Körperspannung und Psyche gibt es eine Verbindung: Psychische Herausforderungen, wie beruflicher oder emotionaler Stress, können sich im Körper verankern. <h3> Stress sicherte einst das Überleben</h3>Stress ist im Grunde eine Schutzreaktion des Körpers, die uns im Laufe der Evolution das Überleben sicherte: Droht Gefahr, spannt sich automatisch der ganze Körper an. Der Sympathikus, jener Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Aktivierung zuständig ist, lässt mit den Stresshormonen den Puls steigen, beschleunigt die Atmung, spannt die Muskeln an und fährt die Verdauungstätigkeit zurück. Der gesamte Körper ist auf „Kampf oder Flucht“ eingestellt. <BR /><BR />Das mag damals, als unsere Vorfahren als Jäger und Sammler vor wilden Tieren standen, eine durchaus sinnvolle Überlebensstrategie gewesen sein, ist uns aber bis heute erhalten geblieben. Nur ist es heute eher weniger häufig ein wildes Tier, das uns in Stress versetzt, sondern vielmehr ein Abgabetermin im Job, ein vergessener Arzttermin fürs Kind oder finanzielle Probleme. <BR /><BR /><embed id="dtext86-59045074_quote" /><BR /><BR />Während unser Körper vorübergehenden Stress meistens locker wegsteckt, ist er nicht dafür gemacht, längere Zeit unter Belastung und vor allem Überlastung zu sein. Der Körper brennt aus: Man fühlt sich müde, antriebs- und energielos und zugleich angespannt. Ein Zustand, der mit unserer Leistungsgesellschaft nicht vereinbar ist, weshalb man sich womöglich noch mehr Druck macht, handlungsfähig zu sein bzw. wieder zu werden. „Dies führt den Menschen in den Teufelskreis“, weiß Helene Schenk. <BR /><BR />Mit gezielten osteopathischen Behandlungsmethoden sollen Anspannungen gelöst und dem Körper eine Auszeit vom „Fight-or-flight-Modus“, dem Kampf- oder Fluchtmodus, verschafft werden, um diesem Teufelskreis zu entkommen. <h3> Bei Stress, Überlastung und Unruhe gute Lösung</h3>So kann die Osteopathie auch für die Behandlung des vegetativen Nervensystems eingesetzt werden und durch Tiefenentspannung und Verbesserung der Beweglichkeit helfen, das Körpergefühl positiv zu verändern, wie Schenk im Interview erklärt. Werde beispielsweise der Vagusnerv behandelt, wirke sich dies positiv auf Schlaf, Verdauung und Herzschlag aus – und das wiederum beeinflusst auch die Psyche positiv. <BR /><BR />„Die Osteopathie ist ein ganzheitlicher Therapieansatz. Der Mensch wird mit Knochen, Geweben, Organen und Psyche als Einheit gesehen“, erklärt Helene Schenk. Während sich beispielsweise Chiropraktiker eher auf die Wirbelsäule und die Gelenke fokussieren, bezieht der Osteopath auch die psychische Verfassung in die Diagnose mit ein. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883805_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Klar sei aber auch, dass Osteopathie keine Behandlung sei, die bei schweren psychischen Verstimmungen oder Problemen einen Psychiater oder Psychologen ersetzen kann. „Bei Stress, innerer Unruhe, Überlastung, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen kann Osteopathie eine gute Lösung sein“, sagt Helene Schenk. Genauso bei leicht depressiver Stimmung oder dauerhafter negativer Stimmungslage. Schwere psychischen Leiden, wie Depressionen, sollten aber nicht vom Osteopathen behandelt werden. <BR /><BR />Die Osteopathie kann aber eine gute Begleittherapie zur ärztlichen Behandlung sein, erklärt Schenk. Und: Osteopathie wirkt auch vorbeugend und hilft auf sanfte Weise, den Menschen wieder ins Lot zu bringen. Aber: Mit der Behandlung allein ist es nicht getan – es ist immer wichtig, einen Ausgleich zu haben, Bewegung zu bleiben und sich gesund zu ernähren.<BR /><BR />Die Physiotherapie befasst sich grundsätzlich mit dem Bewegungsapparat und der Muskulatur. Dieser Therapieansatz eignet sich für Muskelverletzungen oder Rehabilitation postoperativ. Dagegen umfasst die Osteopathie 3 große Bereiche: Der strukturelle Bereich ist all das, was mit dem Bewegungsapparat zu tun hat, der viszerale Bereich ist die Behandlung der Beweglichkeit der inneren Organe, und der kraniosakrale Bereich befasst sich mit den Bewegungen der Faszien und der Umhüllung des Schädels. <BR /><BR />Die Osteopathie sieht die Funktionsstörungen auf allen Ebenen des Körpers und eignet sich daher eher für Symptome, die sich auf mehreren Ebenen bemerkbar machen, wie beispielsweise Burn-out.<BR />