Viele Frauen dürften sich in einer ähnlichen Situation befinden, denn diese Krankheit wird leider oft viel zu spät erkannt. <BR /><BR /><BR />Schon ihre erste Regelblutung war mit starken Schmerzen verbunden. „Ich hatte gleich schon so unspezifische Bauschmerzen“, erinnert sich Maria*, „ohne Schmerzmittel bin ich nie über diese Tage gekommen“. Doch damals, so erzählt sie, hieß es, Schmerzen gehören halt dazu. „Und dann hab ich mich damit erst einmal abgefunden“, sagt sie. <BR /><BR />Doch die Schmerzen wurde stets schlimmer – und so suchte sie immer wieder Hilfe suchend ihren Hausarzt auf. „Der hat auch jede Menge Untersuchungen durchgeführt, aber nichts gefunden“, erzählt Maria weiter. Schlussendlich kam er zum Schluss, es müssten wohl psychische Faktoren dahinterstecken. <h3> „Wie lahm gelegt“</h3>Maria hat es hingenommen. Sie hat die Ausbildung abgeschlossen und wurde Grundschullehrerin. „Damals konnte man sich seinen freien Tag in der Woche noch frei wählen und ich habe es dann immer so eingerichtet, dass ich die ersten beiden Tage der Periode frei hatte und zu Hause bleiben konnte“, erzählt sie. Sie war an diesen Tagen „wie lahm gelegt“, lag mit Wärmflasche im Bett und hat gewartet, bis die Schmerzen wieder nachließen. <BR />„Die restlichen Tage der Regel hab ich mich in die Schule geschleppt, aber mich so wenig wie möglich bewegt. Die Kinder mussten zu mir ans Pult vorkommen, weil ich vor Schmerzen nicht gehen konnte“, so Maria. Anfangs hatte sie außerhalb der Monatsblutung noch kaum Probleme. Doch das änderte sich im Laufe der Zeit. Immer öfter ließen sie die Schmerzen auch außerhalb der Regel nicht los. <BR /><BR />Regelmäßige Visiten bei Haus- und Frauenarzt ergaben aber immer das gleiche Ergebnis: Gesundheitlich alles in Ordnung. Die junge Frau leidet – unter den Schmerzen und unter der Situation. Bis es 2003 gar nicht mehr geht. „Ich habe damals ein Burnout bekommen. Heute weiß ich, dass das eine Folge der Endometriose war. Mein Körper hat mir einfach gezeigt, dass da irgendetwas nicht stimmt“, erklärt sie. Geglaubt hat ihr das aber niemand. <BR /><BR /><embed id="dtext86-53935001_quote" /><BR /><BR />„Ich wurde immer wieder wegen Blasenentzündung behandelt, habe Antibiotika bekommen, obwohl im Urin keine Bakterien gefunden worden waren. Blutspuren ja, Bakterien nein“, so Maria. Auch die psychologischen Faktoren kamen immer wieder aufs Tapet. „Mein Hausarzt wollte mir immer wieder Antidepressiva verschreiben. Er hat mich regelrecht unter Druck gesetzt. Aber ich war mir ganz sicher, dass meine Schmerzen keine psychischen Gründe hatten. Ich habe meinen Beruf geliebt, bin mit den Kindern gut ausgekommen. Ich bin ein lebensfroher Mensch“, sprudelt es aus ihr heraus. <BR /><BR />Damals war sie verzweifelt, immer wieder fiel sie in der Arbeit aus, „Ursachen hat niemand gefunden, und keiner hat mich ernst genommen. Als dann auch noch das Burnout dazukam, hat sie ihre Stammrolle gekündigt. „Ich konnte doch meinem Arbeitgeber nicht zumuten, dass ich so oft in der Arbeit fehlen musste. Ich wollte noch in dem Spiegel schauen können, also hab ich gekündigt“, erzählt sie. <BR /><BR />Mit Gelegenheitsjobs hat sie sich über Wasser gehalten, eine dauerhafte Anstellung hat sie nie wieder gefunden: „Wenn sie ihrem künftigen Arbeitgeber sagen, dass sie wohl jeden Monat mehrere Tage ausfallen werden, dann stellt der sie halt nicht an. Und wenn man es nicht sagt. dauert es nicht lange, und er merkt es von selbst. Dann ist der Job auch wieder weg“, weiß sie aus leidvollen Erfahrungen. <h3> Wenn Ärzte mit den Augen rollen</h3>Mit den immer heftiger werdenden Schmerzen, die zudem immer häufiger auch außerhalb der Regel zu spüren waren und zusätzlich vom Bauchraum in den Rücken strahlten, wollte und konnte sie sich aber nicht abfinden. Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen kamen hinzu. <BR />„Ich bin von 2003 bis 2012 vom Hausarzt, zum Gynäkologen, zum Urologen und wieder zum Hausarzt. Wenn ich in den Praxen aufgetaucht bin, dann habe ich schon gesehen, wie die Ärzte mit den Augen rollten, nach dem Motto, was will die Hypochonderin schon wieder hier“. Angststörungen kamen dazu. Zudem ging auch die Beziehung zum Partner in die Brüche: Ihre Unterleibsschmerzen verhinderten über weite Strecken eine körperliche Beziehung „und Männern ist das einfach wichtig“. <BR /><BR />„Ich hatte tagelang solche Schmerzen, dass ich am liebsten nur noch geheult hätte. Ich habe teilweise 4 Ibuprofen-Tabletten à 600 Milligramm genommen – ohne dass sie genutzt haben“, erinnert sie sich. Also wieder zum nächsten Gynäkologen. „Da ist was“, hat der beim Ultraschall gesagt. Aber was da ist, das wusste er nicht. Es folgte eine Magnetresonanz – und da wurde dann endlich die Endometriose und die Position der Herde diagnostiziert. „Der Arzt sagte, er könne mir da aber nicht weiterhelfen, ich müsste in das Endometriose-Zentrum nach Villach in Österreich.“ Das konnte sich Maria aber nicht leisten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="761471_image" /></div> <BR /> Mehr oder weniger zufällig hat sie dann vor 9 Jahren von Dr. Martin Steinkasserer erfahren. „Ich habe ihm meine Schmerzen und ihren Werdegang geschildert und seine Antwort war: Sie haben die klassische Karriere einer Endometriose-Patientin hinter sich“. Seine Diagnose: Tief infiltrierende Endometriose. <BR /><BR />Das bedeutet, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht nur außerhalb der Gebärmutter wuchert, sondern sich in die anderen Organe eingräbt. Bei Maria hat das dazugeführt, dass Gebärmutter und Blase zusammengewachsen sind, und auch die Eierstöcke sind an der Gebärmutter angewachsen. Das ist irreparabel – und die Schmerzen, die aus diesen Verwachsungen und Narben herrühren, hat Maria immer. Mit dem richtigen Medikament, einem Hormonpräparat, das sie seither regelmäßig einnimmt, lassen sich aber nun zumindest die Schmerzen mildern und weitere Schädigungen der Organe verhindern.<BR /><BR />*Name von der Redaktion geändert<BR /><BR /><BR /><BR />DAS SAGT DER FACHARZT<BR /><BR /> „Frauen sollten starke Regel-Schmerzen nicht einfach hinnehmen“, mahnt Dr. Martin Steinkasserer, Primar der Gynäkologie in Bozen. Denn nicht selten steckt eine Krankheit, die Endometriose, dahinter. Die, so Dr. Steinkasserer, kann man zwar nicht im eigentlichen Sinn heilen, aber die Beschwerden mit der richtigen Therapie erheblich lindern. <BR />Die Krankheit ist wenig bekannt – aber weit verbreitet. „Schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden darunter, die Hälfte davon mit starken Symptomen. Und die Dunkelziffer dürfte höher liegen“, sagt Dr. Martin Steinkasserer. Er ist Leiter des in Bozen angesiedelten Endometriosezentrums. <BR /><BR />„Endometriose ist gutartig. Aber das ist auch schon das einzig Positive an dieser Krankheit“, sagt er. Der komplizierte Name bezeichnet das unkontrollierte Wachstum der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle, wo sie hingehört. „Bei dieser Krankheit setzen sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut, die zumeist über die Eileiter in den Bauchraum gelangen, etwa an den Eierstöcken, aber auch im Darm oder an der Harnblase fest. Sie machen dort den Zyklus der Frau mit, das heißt sie bauen sich auf und bluten ab, wie dies die Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmutterhöhle auch tut“, erklärt Dr. Steinkasserer. <BR /><BR />Nicht selten kommt es auch zu einem Tiefenwachstum, die Schleimhaut wächst sozusagen in die betroffenen Organe. „Das führt zu massiven Schmerzen, zu Vernarbungen und Verzerrungen. Die Schmerzen sind mit denen eines Muskelrisses vergleichbar“, erläutert der Arzt. <BR />Für die betroffenen Frauen pure Folter. Zunächst treten die Schmerzen „nur“ während der Regel auf, „und werden deshalb zumeist als zwar besonders starke, aber normale Regelschmerzen ausgelegt“, weiß Dr. Martin Steinkasserer. <BR /><BR />So manche betroffene Frau weiß gar nicht, was ihr da so heftige Schmerzen verursacht. „In der Regel dauert es 5 Jahre, bis es zu einer Diagnose kommt“, berichtet der Experte. Dabei wäre eine frühe Diagnose wichtig, „weil sie den Frauen einfach viel Leid und Schmerzen erspart“, so Primar Dr. Steinkasserer. <BR /><BR />Zu Schmerzen kann es auch beim Wasserlassen, beim Stuhlgang und beim Geschlechtsakt kommen. Letzteres belastet Beziehungen ebenfalls enorm. Hinzukommt, dass es bei rund der Hälfte der Frauen mit Endometriose auch zu keiner Schwangerschaft kommt. „Wer also heftige Schmerzen hat, sollte darüber unbedingt mit seinem Frauenarzt reden und das abklären lassen. Mit einem geschulten Blick kann man die Endometriose auf dem Ultraschall erkennen. Ohne dass man danach sucht, passiert dies jedoch meistens nicht“, sagt Dr. Martin Steinkasserer. Auch direkt ans Zentrum können sich die Frauen wenden, und das lieber einmal zu viel als zu wenig, versichert der Experte.<BR />