Bisher ist der Aufbau einer Organbank noch Zukunftsmusik. Dabei hätte die Konservierung von menschlichen Organen für die Transplantationsmedizin große Vorteile: Chirurgen könnten aus einer größeren Anzahl von Organen das optimale für ihre jeweiligen Patienten aussuchen. Herzen, Nieren oder beispielsweise Lebern können aber aktuell nicht länger gelagert werden. <BR /><BR />Mit einer neuen Konservierungsmethode für Organe könnte die Organbank allerdings Realität werden. Weltweit wird daran geforscht und zukünftig sollen wichtige Bausteine zur Realisierung auch von der Medizinischen Universität Innsbruck kommen.<BR /><BR />„Wir wollen an der wissenschaftlichen Entwicklung von Organbanken mitarbeiten“, erklärt Gerald Brandacher. Seit 1. September 2023 ist er Professor für translationale und experimentelle Transplantationschirurgie an der Medizinischen Universität Innsbruck.<BR /><BR /> Zuletzt war Gerald Brandacher als Direktor des renommierten Johns Hopkins Programms für rekonstruktive Transplantation in den USA tätig. Als Co-Direktor der Univ.-Klinik für Viszeral-, Transplantation- und Thoraxchirurgie hat Brandacher ehrgeizige Ziele, die er gemeinsam mit Klinikchef Stefan Schneeberger umsetzen möchte. <h3> Orange sollen „eingefroren“ werden</h3>Organe können für einen längeren Zeitraum nicht einfach eingefroren werden, denn bei üblichen Kühlmethoden kommt es immer zur Eisbildung und damit einem Funktionsverlust. Durch eine neue, hochkomplexe Kältekonservierungstechnik, eine Art medizinisches Einfrieren, bei dem kein Eis gebildet wird, könnten Organe über Tage, Wochen, oder sogar Monate konserviert werden. <BR /><BR />Supercooling und Vitrifikation heißen diese Methoden, von denen einige aktuell bereits in der Reproduktionsmedizin zur Konservierung von Embryonen oder Eizellen eingesetzt werden. „Wir forschen daran, Organe eisfrei unterhalb des Gefrierpunkts zu konservieren. Noch sind wir nicht soweit, das in der klinischen Routine einzusetzen, aber die Forschung ist sehr weit. Wir möchten jedenfalls einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese vielversprechende wissenschaftliche Arbeit gemeinsam mit unseren Kollaborationspartnern voranzutreiben.“ Damit wäre ein wichtiger erster Baustein für den Aufbau von Organbanken gesetzt.<h3> Beim „Auftauen“ ist Innsbruck führend</h3>Ein wichtiger Aspekt dabei ist aber auch das „Auftauen“. „Wir müssen die Organe wieder erwärmen und ihre Qualität im warmen Zustand testen“, erklärt Brandacher. Hierbei kommt die Maschinenperfusion zum Einsatz. Dabei können Organe an ein hochspezialisiertes Gerät angeschlossen werden, dass die Durchblutung mittels einer Perfusionslösung imitiert. Bei Körpertemperatur wird hierbei die Funktion eines Organs außerhalb des Körpers aufrechterhalten, kontrolliert und gegebenenfalls optimiert. <BR /><BR />Innsbruck ist bei der Einführung dieser Technik in der klinischen Routine federführend in der EU und bietet damit einen idealen Anknüpfungspunkt für die bisherigen Forschungsarbeiten von Brandacher. „Wir waren unter den ersten in Europa, die für die Leber ein solches Gerät in Betrieb genommen haben. Mittlerweile werden 80 Prozent der Lebern in Innsbruck mit dieser Technologie vorbehandelt und Aufbewahrungszeiten von bis zu 40 Stunden wurden hier weltweit erstmals erreicht. Die Methode ist also bereits etabliert“, erklärt Stefan Schneeberger, Direktor der Univ.-Klinik für Viszeral-, Transplantation- und Thoraxchirurgie.