Mit seinen langen silbernen Haaren hat Roberto Palazzi die Ausstrahlung eines ewig jung Gebliebenen und das Lächeln eines lebensbejahenden Menschen, der sein Leben Tag für Tag in vollen Zügen genießt. Dem ehemaligen Skilehrer macht es große Freude, die Skier anzuschnallen und über den Schnee zu brettern. Ebenso gerne kocht er für seine Familie und für seine engen Freunde.<BR /><BR />Sein Alter, 75 Jahre, sieht man ihm nicht an. „50 Jahre und 195 Tage davon“, wie er mit akribischer Genauigkeit bemerkt, habe er als Architekt gearbeitet. Ende 2021 gab er seinen Beruf auf, als er in den Ruhestand trat. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956602_image" /></div> <BR /><BR />Vor 6 Jahren aber wurde sein Alltag durch die „Begegnung“ mit einem unerwarteten und gleichermaßen äußerst unwillkommenen Gast jäh unterbrochen: „Durch Zufall wurde bei mir im Jahr 2017 Prostatakrebs diagnostiziert“, erinnert sich Palazzi. „Im Zuge einer gewöhnlichen Blutuntersuchung schlug der behandelnde Arzt vor, eine Biopsie durchzuführen, um eine Erkrankung auszuschließen. Vor allem, weil mein PSA-Wert etwas zu hoch war.“ Das Prostataspezifische Antigen ist ein von der Prostata synthetisiertes Vitamin, das als Tumormarker dient. <BR /><BR />Bei dem Architekten waren die Erfahrungen eines Freundes, der zuvor an Prostatakrebs erkrankt war, ausschlaggebend dafür, dass er sich damals möglichst bald einer Biopsie unterzog: „Seine Erzählungen haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet, denn ich beschloss, die Untersuchung um einige Monate vorzuziehen. In der Tat war das mein Glück“, erzählt Palazzi. <h3> Der Wendepunkt</h3>Für ihn war dies ein bedeutender Wendepunkt in seinem Leben: „Ich ging in die urologische Abteilung des Krankenhauses Bozen, wo ich mich immer gut aufgehoben fühlte. Dort wurde festgestellt, dass einige Biopsieproben positiv waren. Ich hatte überhaupt keine Symptome, aber die bei mir gefundene Tumorart erwies sich als hoch aggressiv. Daher werde ich nicht müde zu sagen: Lasst euch untersuchen!“.<BR /><BR /> In der urologischen Abteilung wurde Palazzi aber auch beruhigt – von Dr. Carolina D’Elia. „Sie war es, die mir erklärt hat, dass durch neue Technologien mittlerweile Krebserkrankungen heilbar sind, die es früher nicht waren“, erzählt der Architekt.<BR /><BR /><embed id="dtext86-61925849_quote" /><BR /><BR />Mit der Diagnose Adenokarzinom an der Prostata gab es 2 Möglichkeiten: Strahlentherapie oder chirurgischer Eingriff. „Auf Anraten der Ärzte entschied ich mich für die Entfernung der Prostata. Der Eingriff, der sehr gut verlief, wurde von Dr. Armin Pycha durchgeführt. Ich muss sagen, dass meine Erfahrungen mit dem Pflegepersonal, der Pflegekoordinatorin und dem Primar mehr als positiv waren. Und alle, die damals auf der Abteilung aufgenommen wurden, waren der gleichen Meinung.“<h3> 2021 der Rückfall</h3>Obwohl die Operation erfolgreich war, hatte er 2021, also 4 Jahre später, einen Rückfall: „In meinem Fall handelte es sich um ein biochemisches Rezidiv, das mit einer zweimonatigen Strahlentherapie behandelt wurde. Zum Glück gab es keine größeren Nebenwirkungen, abgesehen von einer starken Müdigkeit. Dass ich keine besonderen Probleme hatte, lag wohl auch daran, dass der Dienst für Strahlentherapie des Krankenhauses Bozen mit modernsten Geräten ausgestattet ist und so die vom Tumor betroffenen Stellen millimetergenau behandelt werden konnten.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956605_image" /></div> <BR /><BR />Während der Genesung wurde Palazzi von der Strahlentherapeutin und Onkologin Justyna Magdalena Waskiewicz vom Dienst für Radiotherapie des Gesundheitsbetriebes, der von Martin Maffei geleitet wird, begleitet. „Dr. Waskiewicz ist nicht nur ein absoluter Profi, sie hegt auch eine große Leidenschaft für ihre Arbeit und begleitet mich immer noch bei den Routineuntersuchungen. Auch hier ließ mir das Gesundheitspersonal eine außergewöhnliche menschliche Nähe zuteilwerden.“<BR /><BR />Um die Gefährlichkeit eines Tumors einzustufen, gibt es den sogenannten Gleason-Score, eine Skala von 1 bis 10 mit steigendem Risiko. Der Wert von Palazzi lag bei 8, und stand somit für einen der aggressivsten. „Als ich die Diagnose erhielt, konnte ich es nicht glauben, Angst hatte ich aber nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich von Natur aus Optimist bin, aber mir kamen nur positive Beispiele wie jenes meines Freundes, der die Krankheit hervorragend meisterte, in den Sinn“, erklärt Palazzi. „Natürlich beeinflussen solche Sachen die Wahrnehmung der Dinge – insbesondere der Zeit. Aus diesem Grund habe ich mir den Spruch aus einem Theaterstück von Marco Paolini zu eigen gemacht: Zeit ist Geld, aber Geld ist nicht Leben. Zeit ist Leben“.<h3> Kampf gegen inneren Feind</h3>Mit ein bisschen Ironie erzählt Palazzi, dass für ihn sogar das Gassigehen mit dem Hund um 3 Uhr morgens zu einem Vergnügen wurde: „Viele kleine Dinge, die vorher eher lästig waren, habe ich jetzt zu schätzen gelernt. Manchmal kann eine Krankheit dazu beitragen, dass man ein besserer Mensch wird. Es ist eine Lebenserfahrung, die dich dazu bringt, die kleinen Dinge neu zu bewerten. Es klingt abgedroschen, aber man genießt zum Beispiel ein gemeinsames Essen mit der Familie viel mehr.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956608_image" /></div> <BR /><BR /> Roberto Palazzi vergleicht die Krebsbehandlung mit einem „Kampf gegen den inneren Feind“. „Als Patienten können wir nicht viel mehr tun, als uns auf die Medizin zu verlassen und die Prävention sehr ernst zu nehmen. Das sind die einzigen Waffen, die uns zur Verfügung stehen, abgesehen von unserem Optimismus und dem Willen, immer weiterzumachen. In den Abteilungen für Urologie und Strahlentherapie in Bozen stehen uns heute Technologien zur Verfügung, die in Südtirol hervorragend sind und daher auch Patienten von außerhalb des Landes anziehen. Dank dieser können Krankheiten geheilt werden, die früher als nicht heilbar galten. Vielen Menschen kann somit wieder Hoffnung geschenkt werden.“<BR /><BR />GUT ZU WISSEN<BR /><BR /><BR /><b>Was ist die Prostata?</b><BR /><BR />Die Prostata ist eine Drüse von der Größe einer Kastanie. Sie liegt unterhalb der Blase und umschließt den Anfangsteil der Harnröhre. Männer beschäftigen sich meist erst mit ihrer Prostata, wenn sich diese vergrößert und Probleme beim Wasserlassen verursacht. Weil die Prostata vor dem Mastdarm liegt, ist sie über diesen gut ertastbar. Der Name leitet sich vom lateinischen „pro“ („vor“) und „stare“ („stehen“) ab, weshalb das Organ auch „Vorsteherdrüse“ genannt wird. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956611_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Welche Funktion hat die Prostata?</b><BR /><BR />Die wichtigste Aufgabe ist, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, die die Samenzellen (Spermien) transportieren. Das Prostatasekret macht etwa 15 bis 20 Prozent der Samenflüssigkeit aus und enthält wichtige Stoffe, die zu einer erfolgreichen Befruchtung beitragen. Zudem ist diese Flüssigkeit für die Beweglichkeit der Spermien und damit auch für ihre Befruchtungsfähigkeit wichtig. In der Vorsteherdrüse wird auch eine Substanz, namens Prostataspezifisches Antigen, kurz PSA, gebildet. Sie ist nicht nur in der Samenflüssigkeit, sondern auch im Blut nachweisbar und spielt eine Schlüsselrolle in der Früherkennung von Prostatakrebs. <BR /><BR /><BR /><b>Wie entsteht Prostatakrebs?</b><BR /><BR />„Krebs“ ist laut der deutschen Krebshilfe der Überbegriff für bösartige Neubildungen bzw. Tumore, die aus veränderten Zellverbänden entstehen. Bei Prostatakrebs verändern sich Zellen in der Vorsteherdrüse krankhaft, sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen, bis viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. Schreitet die Erkrankung weiter fort, können Tumorzellen auch in benachbarte Gewebe und Organe wandern und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.<BR /><BR /><BR /><b>Wer ist von Prostatakrebs besonders betroffen?</b><BR /><BR />Die genauen Ursachen von Prostatakrebs sind noch nicht eindeutig geklärt. Betroffen sind in den meisten Fällen ältere Männer. Im Durchschnitt sind die Männer 69 bis 70 Jahre alt. Ein Prostatatumor wächst oft sehr langsam. Im Vergleich mit anderen Krebsarten, an denen in Summe weniger Menschen erkranken, aber im Verhältnis viel mehr sterben, sind die Heilungschancen eines Prostatakarzinoms gut. Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser die Prognose. Nicht jeder Prostatatumor muss unbedingt behandelt werden, ein Hoch-Risiko-Tumor kann aber im frühen Stadium noch heilbar sein. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956614_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Gibt es Risikofaktoren?</b><BR /><BR />Das Erkrankungsrisiko erhöht sich mit steigendem Alter und durch eine familiäre Vorbelastung. Außerdem haben laut deutscher Krebshilfe neuere Forschungsergebnisse gezeigt, dass ausgewogene Ernährung, ein gesundes Körpergewicht und regelmäßige körperliche Bewegung bei der Vorbeugung von Prostatakrebs eine große Rolle spielen. <BR /><BR /><b>Welche Warnsignale gibt es?</b><BR /><BR />In der Regel keine. Deshalb ist die Vorsorge so wichtig. In einem späteren Stadium können Symptome wie bei der gutartigen Prostatavergrößerung auftreten, wie häufiger Harndrang, häufigeres Wasserlassen in der Nacht, Startverzögerungen beim Wasserlassen, abgeschwächter Harnstrahl, Blut im Urin oder schmerzhaftes Wasserlassen. Im fortgeschrittenen Stadium können Knochenschmerzen im unteren Rücken, in der Flanke oder Probleme beim Wasserlassen auftreten – in diesen Fällen haben sich aber oft schon Metastasen in den Lymphknoten in der Beckenregion oder in den Knochen der Wirbelsäule oder des Beckens gebildet.<BR /><BR /><BR /><b>Welche Methoden der Früherkennung gibt es?</b><BR /><BR />Ab 45 Jahre können Männer die Früherkennungsuntersuchung beim Urologen in Anspruch nehmen. Diese besteht aus einer Tastuntersuchung über den Enddarm und aus der Messung des PSA-Wertes. Ist dieser erhöht, kann dies auf einen Tumor hinweisen, es kann aber auch nur eine harmlose Prostataentzündung oder eine gutartige Prostatavergrößerung dahinterstecken – deshalb sollte sich die Früherkennung nie nur auf diesen Laborwert stützen. Laut dem deutschen Krebsinformationsdienst verringere die Tastuntersuchung gemeinsam mit einem PSA-Test die Wahrscheinlichkeit, Prostatakrebs zu übersehen. Ultraschall oder Magnetresonanztomografie können weiterführende Untersuchungen sein. Erhärtet sich der Verdacht auf das Vorliegen eines Karzinoms kommt eine Gewebsentnahme in Frage.<BR /><BR /><BR /><b>Warum wird die Früherkennung oft angezweifelt?</b><BR /><BR />Die Tatsache, dass bei der Prostatakrebs-Früherkennung oft Tumore entdeckt und in der Folge behandelt werden, die nie gefährlich geworden oder Beschwerden verursacht hätte, zieht die Sinnhaftigkeit oft in Zweifel. Deshalb ist eine umfassende Aufklärung des Mannes sehr wichtig. Auch wird heute nicht mehr jedem Verdacht nachgegangen und nicht jeder Prostatatumor unbedingt behandelt. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht aber nach eingehenden Untersuchungen die weniger aggressiven von den Hoch-Risiko-Tumoren zu unterscheiden und letztere rechtzeitig zu behandeln. Wird eine Neuerkrankung der Prostata frühzeitig erkannt, steigen die Heilungschancen und es können schonendere Therapiemöglichkeiten angewandt werden. <BR /><BR /><BR /><b>Welche Therapien gibt es?</b><BR /><BR />Die Therapie hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Höhe des PSA-Wertes, Biopsie-Befund und Nebenerkrankungen ab. Die Möglichkeiten reichen von der aktiven Überwachung (keine Behandlung, aber regelmäßige Kontrollen) über Strahlen- und Chemotherapie bis hin zur operativen Entfernung der Prostata. Durch moderne Hormon-, Chemo- und Immuntherapie lässt sich die Erkrankung in vielen Fällen über mehrere Jahre gut beherrschen.<BR />