Schon immer befassten sich Philosophen und Gelehrte aus allen Kulturen mit dem Zusammenhang von Körper, Geist und Psyche. In der modernen Welt wurden diese Sichtweisen lange in die Schublade der Alternativmedizin geschoben oder gar als esoterisch abgestempelt. Vielmehr ging man davon aus, dass unsere Psyche und die Organsysteme weitestgehend autonom arbeiten. Mittlerweile wissen wir (wieder), dass sie permanent miteinander kommunizieren und ein reger Informationsaustausch stattfindet. <BR /><BR />So untersucht beispielsweise die sogenannte psychosomatische Medizin den Einfluss der Psyche auf unsere Gesundheit. Einen Meilenstein in der Geschichte der „modernen“ Psychosomatik und insbesondere in der ganzheitlichen und integrativen Medizin setzte der Forschungszweig der Psychoneuroimmunologie (kurz PNI). Diese ist eine noch relativ junge Wissenschaft, aber bereits die Grundlagenforschungen erweisen sich als einflussreich und sehr vielversprechend. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="890783_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Die PNI beschäftigt sich explizit mit dem Zusammenspiel von Psyche, Hormon-, Nerven- und Immunsystem. Sie erforscht deren Verbindungen und Wechselwirkungen und berücksichtigt dabei sowohl das Umfeld als auch die „Bedingungen“. Daher beschäftigen sich Psychoneuroimmunologen auch mit Genetik, Epigenetik, Bewegung, Sport, Ernährung bis hin zu Soziologie, Religionswissenschaften und Spiritualität. Es handelt sich dementsprechend um ein komplexes, äußerst breit gefächertes Fachgebiet, das eindrucksvoll Vernetzungen im und außerhalb des Körpers aufzeigt. Diese ganzheitliche Sicht ermöglicht Behandlungs- und Präventionskonzepte, die weit über Symptom-orientierte Behandlungen hinausreichen.<h3> Körper auf dem Prüfstand</h3>Aufgrund unseres Lebensstils und den zunehmenden Belastungen wird unser Körper immer häufiger auf den Prüfstand gestellt. Oft steht er vor (zu) großen Herausforderungen: Die allarmierenden Zahlen typischer Zivilisationskrankheiten (beispielsweise Übergewicht, Depressionen, Schlafprobleme, Bluthochdruck oder Schilddrüsenfunktionsstörungen) und vieler weiterer, zeitgemäßer Beschwerden (allen voran Allergien, chronische Müdigkeit und Energiemangel) sprechen eine deutliche Sprache. Der Medikamentenkonsum ist schlicht erschreckend. <BR /><BR />Verständnis über das Zusammenspiel von Psyche und Organsysteme bietet ein breites Spektrum an Erklärungsmodellen, denn Schwerpunkte der Forschungsarbeiten der PNI sind unter anderem Stressreaktionen, Alterungs- und Entzündungsprozesse sowie Immunreaktionen und neurologische Veränderungen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="890786_image" /></div> <BR /><BR />Von besonders großem Interesse sind die Auswirkungen der Psyche auf das Immunsystem. Immunologische Reaktionen werden in der Welt der PNI niemals isoliert betrachtet, sondern immer im Zusammenspiel mit psychischen und psychosozialen Faktoren. Gefühle und Gedanken, aber auch unsere Einstellungen spielen nämlich eine Schlüsselrolle für das Immunsystem. Vielfach konnte nachgewiesen werden, dass Emotionen biochemische Reaktionen im Körper auslösen. Ängste und Sorgen, Ärger und Wut, aber auch negatives Denken sind zweifelsohne negative psychische Einflussfaktoren auf das Immunsystem. Unter emotionalen Belastungen steigen beispielsweise Entzündungswerte.<BR /><BR /> Chronischer, negativer Stress vermindert unser immunologisches Gedächtnis und löst Immundefizite aus. Darüber hinaus hat er genauso negative Auswirkungen auf unser Nerven- und Hormonsystem. <h3> Wie Darm und Gehirn kommunizieren</h3>Leider ist Stress eines der größten „Missverständnisse“ unserer Zeit, denn dieser wird oftmals völlig falsch verstanden. Stress bedeutet nämlich nicht nur, „zu viel zu tun zu haben“. Es gibt sehr verschiedene Stressoren. Wir können unseren Körper beispielsweise mit Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung und zwischenmenschlichen Konflikten genauso überfordern und stressen. Zudem zeigt jeder Mensch individuelle Unterschiede. Nicht jeder reagiert gleich auf dieselben Stressoren. <BR /><BR />Wichtig ist, den ebenbürtigen Einfluss des Immunsystems auf unsere psychische Gesundheit genauso zu berücksichtigen. Das Gehirn wie auch das Immunsystem können zum Beispiel durchaus als sehr „egoistische“ Systeme betrachtet werden, die unter Umständen regelrecht um die zur Verfügung stehende Energie ringen. Daraus resultiert, dass beispielsweise bei einer Depression immer an eine andere zugrundeliegende oder mögliche weitere Erkrankung oder Störung gedacht und entsprechend (mit)behandelt werden muss. Ansonsten besteht die Gefahr, nur symptombezogen zu agieren. <h3> Alles gilt auch umgekehrt</h3>Auch der enge Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn ist in den vergangenen Jahren intensiv erforscht worden. Die Erkenntnisse veranschaulichen die einflussreiche Kommunikation zweier Organsysteme. Wenn man bedenkt, dass mehr als 3 Viertel aller Immunzellen im Darm vorkommen, wird deutlich, welche Rolle das Immunsystem nur rein über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auf unsere psychische Gesundheit und mentales Wohlbefinden hat. Nicht umsonst gibt es ein „Bauchgefühl“.<BR /><BR /> Die Forschung kennt und erkennt immer mehr solcher Achsen und deckt enge Beziehungen verschiedener Organsysteme auf.<BR />Zum Glück handelt es sich bei den beschriebenen Prozessen um ein Wechselspiel – und das Ganze gilt auch umgekehrt: Positives Denken, Selbstwert, Optimismus und Hoffnung, Liebe, sichere soziale Bindungen, angenehme Beziehungen und dergleichen wirken allesamt sehr positiv auf das Immunsystem ein.<BR /><BR />