Die EU-Kommission wollte das Mittel für weitere 10 Jahre – bis Ende 2033 – zulassen. Bei der Abstimmung am 13. Oktober im sogenannten ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel gab es dafür aber keine qualifizierte Mehrheit. Die Entscheidung wurde zunächst auf November verschoben. <BR /><BR /><b>Wie wirkt Glyphosat?</b><BR /><BR />Das Unkrautbekämpfungsmittel wirkt auf fast alle Grünpflanzen und hat ein so breites Spektrum wie kaum ein anderer Pflanzenvernichter. Die Substanz kommt in der Natur nicht vor. Sie blockiert in den Gewächsen ein Enzym, das diese zur Herstellung lebenswichtiger Aminosäuren benötigen. Es kommt in Pilzen und Mikroorganismen ebenfalls vor, nicht jedoch bei Tieren und Menschen. Glyphosat wird nicht über die Wurzeln, sondern über grüne Bestandteile wie die Blätter aufgenommen. Der Stoff verteilt sich und bewirkt, dass eine Pflanze vollständig verwelkt und abstirbt. Wo Glyphosat versprüht wird, wächst kein Gras mehr. Und auch kein Kraut, Strauch oder Moos.<BR /><BR /><b>Wie viel Glyphosat wird eingesetzt?</b><BR /><BR />Der frühere US-Hersteller Monsanto, der nun zum Bayer-Konzern gehört, führte das Mittel 1974 unter dem Handelsnamen „Roundup“ ein. Heute macht die Substanz nach Angaben der Glyphosate Renewal Group – eines Zusammenschlusses von Unternehmen, die das Mittel vertreiben – rund 25 Prozent des weltweiten Herbizidmarktes aus. Nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft findet Glyphosat in Europa zu etwa 40 Prozent im Obst-, Gemüse- und Weinbau Anwendung, gefolgt von Getreidebau (etwa 20 Prozent). Spanien, Italien und Frankreich haben demnach im Vergleich zu Deutschland oder Großbritannien einen doppelt bis fünffach höheren Verbrauch.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="951946_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wo kommt das Mittel zum Einsatz?</b><BR /><BR />Der weitaus überwiegende Teil entfällt in Deutschland auf die Landwirtschaft. Es wird aber auch im Gartenbau eingesetzt. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes kommt Glyphosat auf rund 37 Prozent der Ackerflächen zum Einsatz. Damit sollen die Felder vor oder kurz nach der Aussaat und erneut nach der Ernte unkrautfrei gehalten werden. Während der Wachstumszeit der Nutzpflanzen kommt Glyphosat nicht zum Einsatz, da auch diese sonst absterben würden. Über Jahre wurde Glyphosat auch entlang von Schienen angewendet, darauf verzichtet die Deutsche Bahn aber seit 2023.<BR /><BR /><b>Warum setzen Landwirte auf das Mittel?</b><BR /><BR />Bauern wollen mit dem Unkrautvernichter Kräuter und Gräser bekämpfen, die mit den Nutzpflanzen um Raum, Wasser, Nährstoffe und Sonnenlicht konkurrieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitteln wirkt Glyphosat unter praxisüblichen Anwendungen nicht über den Boden nach. Wenn Landwirte auf die Unkrautbekämpfung per Pflug verzichten können, sparen sie bei Arbeitszeit und Maschinenkosten. <BR />Die Glyphosate Renewal Group und der Deutsche Bauernverband weisen darauf hin, dass sich beim Pflügen die CO2-Emissionen und der Verbrauch fossiler Brennstoffe erhöhen könnte. Auch führe das Pflügen zu einem unerwünschten Verlust von Bodenmaterial und zur Zerstörung von Kleinstlebewesen, die für die Humusbildung essenziell seien.<BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/glyphosat-kann-suedtirol-auf-den-unkrautvernichter-verzichten" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Könnte Südtirol auf das Mittel verzichten? Hier finden Sie dazu mehrere Stellungnahmen. </a><BR /><BR /><b>Wo begegnet Verbrauchern Glyphosat?</b><BR /><BR />Direkt im eigenen Garten und indirekt im Supermarkt. Für Beete und Rabatten gibt es Pflanzenschutzmittel, in denen Glyphosat steckt. Wegen des Einsatzes in der Landwirtschaft finden sich auch Spuren des Wirkstoffs in Nahrungsmitteln – und zwar nicht nur in denen, die direkt vom Feld kommen. <BR />Über Futtermittel kann es etwa ins Fleisch gelangen, erklärt die Verbraucherzentrale Hamburg. Auch in anderen Produkten wie Bier wurde schon Glyphosat entdeckt. Die Menge sei aber unbedenklich, schreibt etwa das Bundesinstitut für Risikobewertung. Wer kein Glyphosat konsumieren will, sollte zu Bio-Produkten greifen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="951949_image" /></div> <BR /><BR /><b>Warum ist Glyphosat aus Umweltaspekten umstritten?</b><BR /><BR />Durch weniger Wildpflanzen auf und neben den Feldern gibt es geringeren Lebensraum für Insekten und Feldvögel. Das schadet auch der Landwirtschaft selbst, denn deren Erträge hängen maßgeblich von bestäubenden Insekten ab. Und das Herbizid findet sich letztlich in der gesamten Nahrungskette – bis hin zu Säugetieren.<BR /><BR />In den vergangenen Jahren haben Untersuchungen wiederholt Hinweise darauf ergeben, wie Glyphosat auf Honigbienen wirkt – etwa auf die kognitiven Fähigkeiten oder auf das Immunsystem. Eine Studie der Universität Konstanz kommt zu dem Schluss, dass Glyphosat die Lernfähigkeit von Hummeln beeinträchtigt, was ihre Fortpflanzungs- und Überlebenschancen verringere.<BR /><BR /><b>Ist Glyphosat krebserregend?</b><BR /><BR />Darum kreist seit Jahren eine Debatte. Die Internationale Agentur für Krebsforschung, ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation, stuft das Mittel 2015 als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. Das bedeutet, dass eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist. In diese Kategorie fällt aber genauso rohes und verarbeitetes Fleisch.<BR />Im Gegensatz dazu schrieb etwa die Europäische Chemikalienagentur erst 2022 erneut, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht genügten, um Glyphosat als krebserregenden, genverändernden oder fortpflanzungsgefährdenden Stoff einzustufen. Auch kommen unter anderen die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung und die US-Umweltbehörde EPA zu einem solchen Schluss. <BR />Genauso weist Glyphosat-Hersteller Bayer den Verdacht zurück, dass der Unkrautvernichter krebserregend sei. Dennoch ist der Konzern in den USA mit zahlreichen Klagen konfrontiert. Bayer musste in bestimmten Fällen hohen Schadenersatz zahlen, hat andererseits aber auch Prozesse gewonnen.