Speziell in der Inszenierung von Michael Hunt (der schon mit Peter Brook und Robert Wilson gearbeitet hat) wird dem Rechnung getragen: „Ich habe versucht, diese Oper zweischichtig zu erzählen. Die Kinder und Jugendlichen werden darin die alte Grimm-Geschichte erkennen, die Erwachsenen werden aber tiefer blicken können und sehr viel Aktuelles entdecken. In dieser Geschichte geht es um Menschen am Rande der Gesellschaft, um Armut, um sich selbst überlassenen Kindern, die nicht nur ihrer Situation, sondern tatsächlich bösen Menschen ausgeliefert sind. Natürlich ist Hänsel und Gretel ein brutales Märchen, aber auch die Situation von heutigen Kindern ist – wenn man nur genauer hinschaut – manchmal sehr schlimm.“Der Wunsch nach Liebe und Geborgenheit ist sehr stark präsent in dieser Oper, die auch für Zuschauer ohne Opernerfahrung ideal ist. Für Manfred Schweigkofler, dem Direktor des Stadttheaters, kann „Hänsel und Gretel“ zur Einstiegsdroge in die Opernwelt werden: „Manchmal haben die Menschen Angst vor der Oper, sie glauben, sie seien zu wenig vorbereitet oder Oper ist nur etwas für die oberen Zehntausend. Aber Oper wird immer populärer, die klassische Musik erobert wieder das Fernsehen.“ Und Hänsel und Gretel ist ideal als „erste Oper“.In Humperdincks Märchenspiel sind deutlich Einflüsse von Wagner zu hören. Einige der darin enthaltenen Melodien (Brüderchen, komm tanz mit mir) wurden zu regelrechten wahren Volksliedern; in anderen Fällen (Ein Männlein steht im Walde, Suse liebe Suse, was raschelt im Stroh) griff Humperdinck kunstvoll bestehende Weisen auf.In der Besetzung geht man in Bozen den üblichen Weg, große bekannte Namen mit Südtiroler Künstlern zu verbinden, und so stehen neben internationalen Stars wie Klaus Kuttler (u.a. Salzburger Festspiele) auch die Südtirolerinnen Sabina Willeit (nach vielen Erfolgen im Ausland endlich wieder in Südtirol) und Martina Bortolotti (eben erst in der Csardas-Fürstin erfolgreich) auf der Bühne. Barbara Pichler dirigiert den Kinderchor der Musikschule Bozen.Im Orchestergraben spielt „unser“ Haydn-Orchester unter der Leitung von Ekhart Wycik, der schon im heurigen Sommer die erfolgreichen Konzerte dirigiert hat. Für den Maestro „muss man sich dieses Meisterwerk absolut anhören, es ist ein Hochgenuss; ich hoffe, es wird ein Erfolg“.Ein großartiger Erfolg steht bereits fest: schon jetzt haben die Bozener Opernmacher die Zusage von RAI Radio 3, dass die Premiere italienweit live übertragen wird.Außerdem wird die Oper vom Rai-Sender Bozen aufgezeichnet und am Freitag, den 18. Jänner 2013 im Rahmen des Opernabends ab 19.40 Uhr gesendet.Michael HuntDie Produktionen von Michael Hunt stechen vor allem durch ihre Lebendigkeit, Eleganz und erzählenden Interpretationen hervor. 2012 produzierte er The Tyrant für Bozen und das Festival Operadagen von Rotterdam, sowie Peter Pan und Hamlet in Perm in Russland. 2011 leitete er in Russland die Oper Every Good Boy Deserves Favour von Sir Tom Stoppard. Anschließend schuf und leitete Hunt 2012 die innovative Site-Specific-Produktion des Fidelio von Beethoven im ehemaligen Gulag „Perm 36“ mit einer Besetzung von 500 Personen. Für diese revolutionäre Produktion erhielt Hunt als erster ausländischer Regisseur den begehrten Staatspreis der Russischen Föderation. Die Oper wurde als musikalisches Event des Jahres ausgezeichnet. Hunt wurde von der Moscow Musical Review zum Regisseur des Jahres ernannt und behauptete damit seinen Platz unter den besten Regisseuren Europas.Michael Hunt, gebürtig aus London, besuchte die Liverpool University. Er ist ein großer Kenner der Künste und Opern Irlands, da er 12 Jahre lang künstlerischer Leiter der Co-Opera war und für Opera 2005 als Produktionsleiter und zweiter Regisseur der Opera Ireland wirkte. Er hat über 100 Produktionen für verschiedene internationale Kompanien geleitet, darunter auch Portland Opera, English National Opera, Scottish Opera, Opera North, Staatsoper von Perm, Perm Academic Theatre, Perm Young People’s Theatre, Festivals von Harrogate, Kensington und Cheltenham, Queens Theatre aus London, Northcott Theatre aus Exeter, Opera Ireland, Wexford Opera Festival und La Bohème, die erste Oper in der Arena der Royal Albert Hall von London. Als Pionier der Site-Specific-Opern leitete Hunt Der Freischütz in einer Reihe verlassener Schlösser in England und Tosca an drei Standorten eines Parcours durch die irländische Landschaft. Er war für die Planung der Opernsaison in Cork, der europäischen Kulturhauptstadt, verantwortlich und wurde kürzlich Mitglied der Royal Society of Arts von London.Seine zukünftigen Projekte sind unter anderen ein neues Drama von Yuri Muravitsky und Der Kirschgarten von Tschechow. Zurzeit arbeitet er auch an einer neuen Site-Specific-Produktion des Der Freischütz und an der Opernfassung des Hamlet von Alexei Matchavariani als Eröffnungsoper des erneuerten Theaters von Tiflis.www.michael-hunt.euEkhart WycikEkhart Wycik ist einer der vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. Sein breites Opern- und Konzertrepertoire haben ihn in letzter Zeit zu einem willkommenen Gast verschiedener Orchester in ganz Europa gemacht. Er hat zuerst in Düsseldorf und dann in Wien studiert und mit Sergiu Celibidache und Heinz Rogner gearbeitet. Nach Engagements am Stadttheater Bielefeld, am Pfalztheater in Kaiserslautern und am Theater in Ulm wurde er in 2003 mit dem Förderpreis der Internationalen Furtwängler-Dirigierwerkstatt Mürzzuschlag ausgezeichnet. Weiters hat er mit den Bochumer Symphonikern, der Jenaer Philharmonie, der Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz, dem RSO Saarbrücken und den Berliner Symphonikern gearbeitet. Von 2006 bis 2010 war Wycik erster Dirigent und Vize-Generalmusikdirektor am Theater von Dortmund. Er war Assistent von Gustav Kuhn und hat mehrmals mit dem Haydn- Orchester gearbeitet. 2011 hatte er eine Gastprofessur Rosenkavalier an der Indiana University in den USA. Soeben wurde seine Einstudierung der Zauberflöte an der Scottish Opera vom britischen „Guardian“ in die Top 10 der „Best Classical Music of 2012“ aufgenommen.www.ekhartwycik.com Sabine WilleitNach dem Abschluss des Gesangsstudiums mit Auszeichnung bildete sich die aus einer ladinischen Familie stammende und in Bozen gebürtige Sängerin mit Beniamino Prior weiter. 2001 gewinnt sie den Wettbewerb As.Li.Co. in Mailand. Ihre international gestaltete Karriere lässt sie in über zwanzig Hauptrollen auftreten: Dorabella, Idamante, Cherubino, Sesto, Serpilla, Ernestina, Rosina, Cenerentola, Romeo, Nicklausse, Der Komponist, Fricka, Waltraute (in Karlsruhe für die gesamte Tetralogie als Element des Ensemble von 2008 bis 2011), Eglantine, Eboli, Azucena, Colombina, Judith, Laura, Dalila.www.sabinawilleit.it Susanne Geb Sie studierte in Nürnberg sowie in Wien Klavier, Kirchenmusik und Gesang. Derzeit wird sie von der Sopranistin Nadine Secunde betreut. Ihre Engagements führten sie an die Staatstheater Braunschweig, Kassel, Mainz, Nürnberg, Saarbrücken und Wiesbaden, das Nationaltheater Mannheim, die Theater Leipzig und Dortmund, zu den Tiroler Festspielen Erl, an die Nationale Reisopera Enschede sowie an das Teatro Colón in Buenos Aires. Zu ihren Partien zählen Contessa, Elvira, Fiordiligi, Mimì, Micaëla, Marie und Agathe. Daneben widmet sie sich in der letzten Zeit verstärkt den Wagner-Partien ihres Fachs, sodass sie im vergangenen Jahr als Gutrune, Eva und Elsa debütieren konnte. Klaus KuttlerDer in Österreich gebürtige Bariton studierte Klavier, Oboe, Komposition und Gesang am Konservatorium von Linz. 1995 debütierte er in der Opernwelt als Papageno in Mozarts Zauberflöte. Seitdem nahm er an zahlreichen Aufführungen in verschiedenen europäischen Theatern teil. Unter seinen erfolgreichsten Rollen findet man Eisenstein in Fledermaus, Faninal in Rosenkavalier und den Vater in Hänsel und Gretel, den er auf dem Festival von Glyndebourne, in Lyon, Amsterdam, Berlin und Hamburg verkörpert. 2012 debütierte er in der Rolle von Monostatos in der Oper von Peter von Winter Das Labyrinth (Der Zauberflöte II. Teil) bei den Salzburger Festspielen unter der Leitung von Ivor Bolton.www.kuttler.atGabriella SborgiNach dem Gesangsstudium am Konservatorium “Giuseppe Verdi“ bildet sie sich in London, Lugano und am Centre de Formation Lyrique de l'Opéra de Paris weiter. Sie gewinnt zahlreiche Wettbewerbe, unter anderem 1996 den Opernwettbewerb As.Li.Co., und wird angesehene Interpretin für Mozart-Repertoire, Barockmusik und Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie wirkt auch im Bereich der Kammermusik, Kirchenmusik und sinfonischen Musik und arbeitet unter anderem mit Archi della Scala, dem zeitgenössischen Musikfestival von Toulouse, dem Maggio Musicale Fiorentino und der Biennale von Venedig zusammen.www.gabriellasborgi.com Jens KrogsgaardEr beginnt als Rocksänger, um sich dann vollends der Opernmusik zu widmen. Sein Diplom erhält er an der Royal Academy of Music von Aarhus. Im Laufe seiner Karriere interpretiert er unvergessliche Persönlichkeiten wie Captain Vere in Billy Budd, der 2002 in Kopenhagen debütiert und Krogsgaard den Titel der dänischen Zeitschrift “Ascolta“ “Bester Interpret des Jahres“ und den Preis Årets Reumert 2003 als “Bester Sänger des Jahres“ (den wichtigsten Theaterpreis in Dänemark) einbringt. Er blickt bereits auf Zusammenarbeiten mit Dirigenten und Regisseuren wie Aeschbacher, M. Jurowsky, Vetö, Bellincampi, Holten und Miller zurück.www.jenskrogsgaard.comMartina BortolottiIn den Produktionen der Stiftung Stadttheater und Konzerthaus Bozen spielte sie bereits eine Hauptfigur in Julie von Boesmans und Marzelline in Fidelio. Nach ihrem Abschluss mit Auszeichnung am Konservatorium Verdi in Mailand bildete sie sich an der Akademie des Teatro alla Scala weiter. Siegerin der Wettbewerbe Paul Harris (2005) und Voci Nuove Pucciniane (2008). Sie weist eine rege Tätigkeit im internationalen Opern- und Konzertbereich auf, mit Auftritten an der Scala von Mailand, am Residenztheater in München und am Staatstheater von Peking.www.martinabortolotti.comWeitere Infos und Tickets auf der neuen Webseite der Stiftung Stadttheater und Konzerthaus Bozen www.stadttheater.bozen.itoder telefonisch unter +39 0471 053 800